Tagsüber Therapie, am Abend im eigenen Bett schlafen
Geriatrische Tagesklinik macht Senioren fit für den Alltag zu Hause
Auch wenn mit steigendem Alter die Gebrechen zunehmen oder ein Krankenhausaufenthalt alles auf den Kopf gestellt hat, wollen die meisten Menschen nur das eine: weiterhin selbstbestimmt den Alltag in den eigenen vier Wänden meistern. Am Vivantes Klinikum Kaulsdorf gibt es hierfür die Tagesklinik der Geriatrie.
Chefärztin Dr. Katrin Knoll nennt das spezielle und zuletzt stetig ausgebaute Versorgungsangebot eine „Brücke zwischen stationärer Versorgung und der Normalität zu Hause“. Tagsüber profitieren die Patienten von den Vorzügen einer intensiven medizinischen Betreuung und eines breit gefächerten therapeutischen Angebots. Die Abende und Wochenenden hingegen können sie in ihrem gewohnten Umfeld verbringen. „Wir möchten Senioren befähigen, ihre Selbstständigkeit entweder zu bewahren oder zurückzugewinnen“, sagt Dr. Knoll. 20 Plätze stehen dafür in Kaulsdorf zur Verfügung.
Brücke zwischen Station und zu Hause
Die teilstationäre Therapie ist je nach Beschwerdebild auf 10 bis 15 Behandlungstage ausgelegt – Pausentage sind möglich. Sie richtet sich an Menschen, die zwar nicht mehr vollstationär betreut werden müssen, aber dennoch eine intensivere hausärztliche Betreuung benötigen. „Sobald jemand mehrmals in der Woche vom Arzt einbestellt werden müsste, ist unser tagesklinisches Angebot optimal, weil wir jeden Tag vor Ort sind“, so die Chefärztin. Beispiele seien Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen oder eine noch eingeschränkte Mobilität nach einer Operation: „Wir können zum Beispiel täglich das Gewicht kontrollieren und die Medikation nachjustieren, um das Ausschwemmen optimal zu steuern. “
Für wen geeignet?
Voraussetzung für die Tagesklinik sei, dass die Patienten über ein Mindestmaß an Mobilität verfügen und sich selbstständig morgens für den Transport bereitmachen können. Ein Rollator stelle kein Hindernis dar, Bettlägerige hingegen können nicht aufgenommen werden. Auch für stark demenziell Erkrankte sei die Behandlung ungeeignet, wobei es Ausnahmen gebe: Wer zum Beispiel nach einer Hüftgelenk-OP noch intensive Physiotherapie benötigt, zu Hause aber gleichzeitig einen Partner oder eine Partnerin mit Demenz betreuen muss, kann gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person aufgenommen werden, erklärt Dr. Katrin Knoll: „Dem einen helfen wir körperlich auf die Beine, der andere bekommt dann ein bisschen mehr kognitive Aktivierung.“ Die Ruhephasen und Mahlzeiten könnten zusammen verbracht werden.

Therapeut auf vier Pfoten
Ohnehin ist die Therapie speziell auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten. Für den Behandlungserfolg arbeiten nicht nur Ärzte und Pflegekräfte zusammen – ein komplettes multiprofessionelles Team ist mit im Boot. Es gibt tägliche Visiten – mit dem Unterschied, dass hier nicht die Ärzte zu den Patienten kommen, sondern umgekehrt. Neuropsychologen führen Gespräche, testen bei Delir-, Depressions- oder Demenzverdacht und bieten Gedächtnistraining an. Physiotherapeuten machen Muskelaufbau, Sturzprävention und Gleichgewichtstraining. In der Ergotherapie werden alltagspraktische Fähigkeiten gefördert. Es gibt eine Therapieküche, in der gemeinsam gebacken und gekocht werden kann, logopädische Therapie, Massagen, Lymphdrainagen, Entspannungsübungen – von Tai Chi, autogenem Training bis zu Gedankenreisen – und vieles mehr. Beliebtester Klinikmitarbeiter ist Therapiehund Koda, ein speziell ausgebildeter Australian Shepherd. Wenn er von Physiotherapeutin Isabel Kipping das Spezialhalsband umgelegt bekommt, geht der dreijährige Rüde sofort in den Arbeitsmodus über. Er kann Patienten motivieren, eine Viertelstunde auf dem Ergometer zu strampeln, regt Schlaganfall-Betroffene an, die schwache Körperseite wahrzunehmen und zu benutzen – und er öffnet die Herzen der Menschen. Das ist natürlich kein Vollzeitjob. Im Winter ist Koda dreimal, in den warmen Sommermonaten zweimal wöchentlich vor Ort.
Typischer Tagesablauf
Der morgendliche Fahrdienst wird von der Klinik organisiert. Ein typischer Tagesablauf beginnt mit einer gemeinsamen Kaffeerunde und der Begrüßung. Anschließend folgen die individuell festgelegten Einzel- oder Gruppentherapien. Dazwischen können sich die Patienten in Ruheräume zurückziehen und in bequeme Liegesessel fallen lassen. Viele nutzen die Pausen auch zum Plaudern. „Gerade soziale Kontakte, die im Alter oft seltener werden, spielen hier eine wichtige Rolle“, weiß Dr. Katrin Knoll. Die Internistin und Intensivmedizinerin hat vor knapp zehn Jahren die Weiterbildung zur Geriaterin absolviert und fühlt sich, wie sie sagt, „total glücklich damit.“ Bei Vivantes ist Dr. Knoll seit 2018 Chefärztin, in Kaulsdorf seit 2022. Dass sie für ihr Fach und die hochbetagten Patienten brennt, wird schon bei einem kurzen Rundgang über die geriatrischen Stationen spürbar. Die Chefärztin sprüht vor Ideen: Auf der Dachterrasse etwa sollen Patienten künftig unter freiem Himmel ihr Mittagessen einnehmen und an Hochbeeten arbeiten können. Kein Wunder also, dass viele von dem Aufenthalt angetan sind und am liebsten gleich wieder kommen würden oder gern früher von dem Angebot erfahren hätten. „Wir haben hier ja auch das Rundum-Sorglos-Paket. Die Menschen werden von zu Hause abgeholt und wieder zurückgebracht. Sie müssen sich nicht um ambulante Therapietermine kümmern und haben alles vor Ort“, erklärt die Chefärztin.


Wer Interesse an der Tagesklinik Geriatrie im Krankenhaus Kaulsdorf hat, spricht am besten seinen Hausarzt oder seine Hausärztin an. Dieser kann einen teilstationären Einweisungsschein ausstellen. Das Team der Geriatrie kümmert sich um die Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Therapiezeiten:
Mo–Fr: 9–15 Uhr, außer feiertags
Infos unter T. 030 130 17 3949
Chefärztin: Dr. Katrin Knoll