Klettern, matschen, toben

Die "Wilde Welt am Kienberg" lädt zum Spielen in der Natur ein

Klettern, matschen, toben

In der „Wilden Welt am Kienberg“ sucht man klassische Spielgeräte wie Klettergerüste, Rutschen, Schaukeln und Wippen vergeblich. Und doch ist das Gelände ein großer Abenteuerspielplatz. Schmale Wege führen durchs Dickicht, vorbei an Bäumen und Sträuchern. Bei Regen dient ein aufgeschütteter Lehmhügel als Matschplatz. Es gibt jede Menge Totholz, Findlinge, Lianen und natürlich viele Insekten, Vögel und Pflanzen zu entdecken.

 

Mit 16.000 Quadratmetern ist das dschungelartige Gebiet am Westhang des Kienbergs so groß wie anderthalb Fußballfelder und einer von drei sogenannten Naturerfahrungsräumen, die von der Stiftung Naturschutz Berlin ins Leben gerufen wurden. Kinder und Jugendliche sollen hier zum zwanglosen Spielen in der Natur angeregt werden – ganz ohne die Aufsicht und Gängelei von Erwachsenen.

 

„Viele Studien zeigen, dass Umweltbewusstsein, Persönlichkeitsentwicklung und die motorischen Fähigkeiten von Kindern positiv durch Naturerfahrungen beeinflusst werden. Leider sind Freiräume in Metropolen wie Berlin rar geworden“, sagt Eike Friederici. Der Waldpädagoge ist „Kümmerer“ im Marzahn-Hellersdorfer Naturerfahrungsraum. Er hat ein Auge auf die „Wilde Welt“ und ist Ansprechpartner für alle, die das Areal zum ersten Mal erkunden. Denen gibt der 34-Jährige zu Beginn ihres Aufenthalts Anregungen für das Abenteuer in der Wildnis mit auf den Weg. Danach machen die Kinder und Jugendlichen aber ihr eigenes Ding: Etwa Käfer sammeln und auf Bäume klettern oder über Stämme und Steine balancieren. Hoch im Kurs stehen Versteckspiele und selbst gebaute Höhlen oder Tipis. Ausreichend Rückzugsorte zum Beispiel für einen Mittagschlaf unter freiem Himmel sind ebenfalls vorhanden.

 

Zu den größten Fans des Naturerfahrungsraums gehört die Kita „Kleine Weltentdecker“ aus Kaulsdorf-Nord. Noch immer aber kennen viele Kitas, Schulen und Familien das Angebot gar nicht, bedauert Eike Friederici. Dass sich die Spielaktivitäten stark nach drinnen verlagert haben, da ist sich der Waldpädagoge sicher, sei keineswegs nur auf das Verschwinden von Naturräumen und die Medienfaszination der Jugend zurückzuführen. Zum einen bleibe teils gar keine Zeit mehr für freies Spielen in der Natur, weil der Alltag der Kinder und Jugendlichen häufig komplett durchorganisiert ist. „Und darüber hinaus sind viele Kinder überbehütet. Die Ängste der Eltern führen dazu, dass ihr Nachwuchs eben nicht mehr den Wald unsicher macht oder auf Bäume klettert.“ Dabei, so Friederici, sei in der „Wilden Welt am Kienberg“ noch nichts Ernstes passiert. Versteckte Gefahren werden regelmäßig aus dem Weg geräumt und einmal im Jahr ein Baumgutachten gemacht. Dass mal ein Ast abbricht oder die Kinder von Brennnesseln gepiekst werden, bleibt beim Spielen in der Natur nicht aus.

 

Schon bald endet das Projekt der Stiftung Naturschutz Berlin. Ob es dann noch einen „Kümmerer“ für das Gelände gibt, ist bislang unklar. Der Naturerfahrungsraum aber bleibt  bestehen und ist weiterhin frei zugänglich. Eltern, Großeltern und Pädagogen, die sich für spätere Aufenthalte noch Inspiration holen möchten, sollten sich schnell bei Eike Friederici und Leonie Rhode anmelden. T. 0152.26 13 97 69 oder 0178.127 25 44, E-Mail: ner@inu-berlin.de