Auf der Bühne nicht zu bremsen

Regina Thoss (71) begeistert noch heute – vor allem bei Live-Auftritten

Auf der Bühne nicht zu bremsen

Die wallenden roten Haare und das jugendliche Lächeln sind ihr Markenzeichen. Mit ihrer großen, unvergleichlich warmen Stimme berührt sie die Menschen bis heute. Über 50 Jahre steht Schlagerstar Regina Thoss („Die Liebe ist ein Haus“) auf der Bühne.

Wo sie auftritt, ist volles Haus. Darum verschwendet die 71-Jährige auch keine Gedanken ans Aufhören. „Warum sollte ich? Mein Beruf hält mich frisch. So lange die Leute mich hören wollen und es mir damit gut geht, mache ich weiter.“

 

Seit ihrem achten Lebensjahr singt Regina Thoss vor Publikum. Das war schon immer ihre große Leidenschaft. „Früher bin ich total schüchtern gewesen, aber auf der Bühne konnte ich den Schalter umlegen. Da ging immer die Post ab“, verrät sie im Interview mit der „Hellersdorfer“. Wer das talentierte Mädchen damals gehört hat, konnte nur zu einem Schluss kommen: Die Gina wird mal Sängerin.

 

Auch Heinz Quermann, dem Entdecker von Frank Schöbel, Nina Hagen und vielen anderen Größen der DDR-Unterhaltungsbranche, muss es 1964 so ergangen sein. Mit 18 Jahren hatte Regina Thoss im damaligen Karl-Marx-Stadt ein Vorsingen für Quermanns „Herzklopfen kostenlos“ – die wohl erste Casting-Show der Welt. Die Tonaufnahme der Mikrofonprobe bekam der prominente Talente-Scout tags darauf zu Gehör. Umgehend fuhr er nach Zwickau und klingelte bei Familie Thoss an der Tür: „Wohnt hier eine Regina? Die will ich haben“, sollen Quermanns Worte gewesen sein.

 

Danach häuften sich die Auftritte und alles ging ganz schnell. Mit dem noch druckfrischen Berufsausweis in der Tasche wurde Regina Thoss zum Internationalen Schlagerfestival der Ostseeländer nach Rostock delegiert. Mit dem Lied „Die erste Nacht am Meer“ fuhr sie auf Anhieb den Sieg ein und wurde daraufhin mit Einladungen in viele Länder überschüttet. Doch wie das Leben so spielt, lernte die junge Sängerin bei einer Veranstaltung ihren ersten Ehemann kennen. Schwangerschaft, Hochzeit und der Umzug von Berlin nach Rathenow bedeuteten für die Thoss das vorläufige Karriereende. „Das ist eine harte Zeit gewesen. Trotz dieser Umstände war die Geburt meines Sohnes aber der schönste Moment meines Lebens.“

 

Nach drei Jahren scheiterte die Ehe. Um ihren Beruf weiter ausüben zu können, entschied sich Regina Thoss schweren Herzens dazu, den kleinen Bert bei ihrer Mutter in Zwickau zu lassen. Als dann Komponist Gerd Natschinski auf die Sängerin aufmerksam wurde und ihr 1971 das Lied „Rom-ta-rom“ schrieb, war Regina Thoss zurück in der Spur und eine im In- und Ausland gefragte Künstlerin. Sie trat mehrfach im „Kessel Buntes“ und vielen anderen Sendungen auf, wurde 1975 zum „Fernsehliebling des Jahres“ gekürt und hatte ihre eigenen Rundfunk- und TV-Shows („So ist die Thoss“). Keine Künstlerin zierte in der DDR so häufig die Titelseiten der Gazetten wie die Thoss. Und mit ihrer Band Evergreen Juniors zeigte die stimmgewaltige Sängerin in mehr als 30 verschiedenen Ländern, was sie drauf hatte.

 

Dann kam die politische Wende. Viele DDR-Künstler fielen in ein tiefes Loch. Nicht so die Thoss. Sie war da schon längst auf hoher See. 1986 schipperte die Sängerin erstmals mit der MS Berlin, dem damaligen ZDF-Traumschiff, über die Meere. Auch später war sie auf Kreuzfahrten ein gern gebuchter Stargast. Diese Engagements und ihre Vielseitigkeit erleichterten den Übergang in die neue Zeit.

 

Dass sie ihren Beruf im Gegensatz zu vielen anderen DDR-Künstlern ohne große Unterbrechungen ausüben konnte, dafür ist Regina Thoss sehr dankbar: „Erfolg ist wie eine Droge. Wenn du einmal davon genascht hast, willst du das immer wieder haben“, gibt sie unumwunden zu. Ihre vielen Fans vor allem im Osten des Landes werden ganz sicher dafür sorgen, dass der Thoss so schnell der „Stoff“ nicht ausgeht.

 

Mit einigen ihrer Kollegen kommt die taffe Sängerin übrigens regelmäßig im Kaulsdorfer Restaurant „Zum Oberfeld“ zusammen. Neben netten Gesprächen zieht es sie dort auch wegen der ausgezeichneten Küche hin. „Es schmeckt da einfach gut – vor allem das Eisbein“, schwärmt sie. 

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Zur Person: Regina Thoss ...

 ... feiert am 10. Juli ihren 72. Geburtstag. Aufgewachsen ist die Sängerin in Zwickau. Heute lebt sie in Rahnsdorf, ist seit 2014 wieder geschieden und hat einen erwachsenen Sohn. 

Ihren Durchbruch hatte die Thoss 1966 beim Internationalen Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock. Dort landete sie mit dem Titel „Die erste Nacht am Meer“ auf Platz 1.

Größte Hits: „Die Liebe ist ein Haus“, „Rom-ta-rom“,

Aktuelle Single: „Halleluja“

Auszeichnungen: Neben vielen internationalen Auszeichnungen, räumte sie auch national ab, darunter 1973 den Kunstpreis der DDR und viele erste Plätze mit den Evergreen Juniors bei den Interpretenfestivals.