Bezirk gedenkt der Familie Guthmann

Erinnerungstafel wird kommenden Montag offiziell eingeweiht

Bezirk gedenkt der Familie Guthmann

Fast die komplette Familie Guthmann ist von den Nationalsozialisten ausgelöscht worden. An das Schicksal der Eheleute Otto und Charlotte sowie ihrer fünf Kinder erinnert nun eine Gedenktafel, die Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle und Stadträtin Juliane Witt in Anwesenheit von Nachkommen der Guthmanns am kommenden Montag, dem 27. August, um 17 Uhr auf dem Friedhof Mahlsdorf (Eingang Lemkestraße) offiziell einweihen.

 

Am Gedenkort befand sich früher das Wohnhaus der jüdischen Familie. Otto Guthmann hatte es selbst gebaut und war dort Mitte der 1930er-Jahre mit seiner Frau und den vier Kindern Berthold, Leopold, Hans und Eva eingezogen. 1937 kam die jüngste Tochter Maria in der Lemkestraße 156 zur Welt.

 

Als die antisemitischen Repressalien der Nazis immer massiver wurden, bemühte sich die Familie vergeblich um eine Emigration nach Südamerika. Der älteste Sohn Berthold war in einer Widerstandsgruppe aktiv. Am 5. September 1942 wurde der damals 18-Jährige nach Riga deportiert. Von dort verschleppte man ihn in verschiedene Konzentrationslager. Nur wenige Wochen vor der Befreiung starb er am 3. März 1945 im KZ Rehmsdorf, einem Außenlager des KZ Buchenwald.

Sein Vater und die beiden Brüder mussten Zwangsarbeit bei verschiedenen Berliner Betrieben leisten. Sie wurden am 27. Februar 1943 im Zuge der sogenannten „Fabrikaktion“, einer Großrazzia gegen Juden, verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Auch alle drei weiblichen Familienmitglieder kamen in das Massenvernichtungslager.

Als einziges Familienmitglied überlebte Leopold den Holocaust. Auf einem Todesmarsch befreiten ihn am 13. April 1945 Soldaten der US-Armee. Er starb 2009 im Alter von 83 Jahren in Belgien.

 

In Gedenken an Familie Guthmann wurde bereits 2008 der Guthmann-Platz in Mahlsdorf benannt. Zudem organisierten Schülerinnen und Schüler des Otto-Nagel-Gymnasiums am 28. März 2013 vor dem Friedhofseingang die Verlegung von Stolpersteinen. Mit der Tafel, die auf Initiative der bezirklichen Kommission Gedenkorte entstand, wird nun auch an einem authentischen Ort an das Schicksal der Guthmanns erinnert. Ihr Haus soll unmittelbar nach der Verhaftung von Nachbarn und unbekannten Personen geplündert und im März 1943 bei einem Luftangriff zerstört worden sein. Zur Erweiterung des Friedhofs wurde das verwilderte Grundstück auf Antrag des Stadtbezirks Lichtenberg 1967 gegen Entschädigung enteignet. Die erste Bestattung in diesem Bereich fand 1968 statt.