Blau-weißes Blut in den Adern

Hertha-Liebling Pál Dárdai kam auch bei den Mahlsdorfern gut an

Blau-weißes Blut in den Adern

Er hat das Herz am rechten Fleck und blau-weißes Blut in den Adern. Seit 1997 ist Pál Dárdai bei Hertha BSC. Der Ungar verkörpert den Hauptstadt-Klub wie kein Zweiter. Als Rekordspieler, Jugendtrainer und Chef-Coach hat er die „Alte Dame“ in den vergangenen zwei Jahrzehnten ganz wesentlich mitgeprägt. 

Dass er als Profi einst ein Angebot des großen FC Bayern ablehnte, brachte dem heute 42-Jährigen nicht nur bei Hertha-Anhängern, sondern bei Fußballromantikern in der gesamten Bundesrepublik viele Sympathiepunkte ein.

 

Rückkehr nach Mahlsdorf

Anfang Oktober bot sich Fans aus dem Bezirk die Gelegenheit, Pál Dárdai einmal hautnah zu erleben. Beim BSV Eintracht Mahlsdorf absolvierten die Hertha-Profis im Rahmen ihrer sogenannten Kieztour unter der Leitung ihres Coaches eine offizielle Trainingseinheit. Später gab es noch reichlich Autogramme und Selfies für die Fans. Für Dárdai war es nicht der erste Besuch auf der Sportanlage Am Rosenhag. Im Gespräch mit den Stadionsprechern Udo Knieriem und Fabian von Wachsmann erinnerte er sich daran, hier schon einmal mit einer Jugendmannschaft von Hertha gespielt zu haben. „Es ist eine tolle Anlage mit schönem Rasen“, lobte die lebende Hertha-Legende die Bedingungen in Mahlsdorf.

Auf die Frage, welchen Ratschlag er für die vielen Kinder und Jugendlichen habe, die von einer Karriere als Profifußballer träumen, antwortete Pál Dárdai: „Bewegungstalent ist schon ein wichtiger Aspekt. Aber dazu kommen noch Leidenschaft für Fußball und vor allem viel Fleiß. Denn wer besser werden möchte, muss etwas dafür tun.“ Letztlich brauche es aber auch eine gehörige Portion Glück, um den Durchbruch zu schaffen, so Dárdai.

 

Profi-Kicker statt Sportlehrer

Er selbst wuchs in einer Fußballer-Familie auf. „Meine Mutter hat immer erzählt, dass ich schon im Bauch Ball spielen wollte.“ Eine Woche nach seiner Geburt habe sie ihn bereits im Korb mit ins Stadion genommen. „Ich bin quasi auf dem Platz und in der Kabine­ groß geworden.“ Dennoch wollte sich Dárdai, der seine Laufbahn beim MFC Pécs begann, nicht auf seine fußballerischen Qualitäten verlassen. Nach dem Abitur schrieb er sich an der Uni ein, um Sportlehrer zu werden. Als dann aber die Profikarriere und das Ausland lockten, brach er das Studium ab. 1997 verpflichtete der Zweitligist Hertha BSC den damals 20-jährigen defensiven Mittelfeldakteur. Lange Eingewöhnungszeit brauchte „Kampfschwein“ Dárdai, der nimmermüde Dauerläufer und Arbeiter, nicht. Gemeinsam mit Michael Preetz und Axel Kruse gehörte er 1997 zum Aufsteigerteam. 1999 wurde er zu Ungarns Fußballer des Jahres gekürt und qualifizierte sich mit Hertha für die Champions League. Die Spiele in der Königsklasse führten den Charlottenburger Klub ins Mailänder San Siro­, an die Stamford Bridge in London und ins Camp Nou von Barcelona. In den frühen Nullerjahren konnte sich Dárdai mit Hertha in der oberen Hälfte der Bundesliga etablieren, bevor es dann wieder sportlich bergab ging – bis in die Zweite Liga (2010). Nach 297 Spielen im blau-weißen Trikot war im Sommer 2011 Schluss mit der aktiven Profikarriere und Pál Dárdai wechselte an die Seitenlinie.

 

Guter Start in die Saison

Seit 2015 ist er nun Chef-Trainer der Hertha und somit nach Freiburgs Christian Streich der dienstälteste Bundesliga-Coach. Als Saisonziel hat Dárdai im Sommer einen einstelligen Tabellenplatz ausgegeben. Womöglich überdenkt er diese Vorgabe noch einmal, denn die Mannschaft spielt inzwischen attraktiven Fußball und hat einen guten Saisonstart hingelegt. „Darüber freuen wir uns. Aber wir wissen natürlich auch, dass noch viele Spieltage vor uns liegen. Wir wollen einfach dranbleiben“, kommentiert der Coach die aktuelle Tabellensituation seiner Hertha. Vor allem mit dem überraschenden Sieg gegen die Bayern begeisterte seine Mannschaft und sorgte für eine Fußball-Gala, an die sich viele Fans noch lange erinnern werden.

Erstmals seit März 2017 war das Olympiastadion an diesem triumphalen Freitagabend ausverkauft. Und das soll in dieser Saison keine Eintagsfliege bleiben. Dárdai hofft, dass Hertha künftig wieder häufiger vor vollen Rängen spielen wird. „Wir wollen die Fans mit guten Spielen überzeugen.“     

 

Foto: pressefoto-uhlemann.de