NS-Zwangsarbeit vor unserer Haustür

Vortragsveranstaltung im Bezirksmuseum

NS-Zwangsarbeit vor unserer Haustür

Etwa 30 Zwangsarbeiter:innenlager hat es nachgewiesenermaßen in den fünf Dörfern unseres heutigen Bezirks gegeben. Tausende Menschen aus vielen Ländern Europas wurden dort bis 1945 von den Nazis zum Sklavendienst genötigt. Sie waren völlig rechtlos und sollten die zum Militär einberufenen Arbeitskräfte ersetzen. Am Donnerstag, dem 20. Oktober, findet im Bezirksmuseum eine Vortragsveranstaltung zu Marzahn-Hellersdorfer (Gedenk-)Orten der NS-Zwangsarbeit statt.

Vor 80 Jahren, im Jahr 1942, wurde Zwangsarbeit in Berlin zum Massenphänomen. Mit zunehmender Dauer des Krieges wuchs der Arbeitskräftebedarf der deutschen Wirtschaft ins Unermessliche. Im heutigen Bezirk entstanden große Lager wie das in der Kaulsdorfer Straße 90 mit bis zu 2.000 Plätzen, aber auch viele kleine wie das der Fabrik für Werkzeuge und Industriebedarf von Bernhard Zade in der Myslowitzer Straße für etwa 20 Zwangsarbeiter:innen. Das berichten die Historikerinnen Christa Hübner und Dorothee Ifland in der Publikation „Marzahn-Hellersdorf im Dritten Reich“. Zu den bekanntesten Orten der Vernichtung durch Arbeit gehört das einstige Zwangslager Marzahn. Es war bereits 1936 im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele von den Nazis errichtet worden, um Sinti und Roma aus dem Innenstadtbild zu verbannen.

 

An die Historie und die Opfer der Lager in Kaulsdorf-Süd und am heutigen Otto-Rosenberg-Platz erinnern jeweils Open-Air-Dauerausstellungen. Perspektivisch ist auch noch an einem weiteren Ort eine Gedenktafel geplant. Sie soll auf dem Gelände der Polizeidienststelle in der Heinrich-Grüber-Straße installiert werden. Denn viele wissen gar nicht, dass einige Baracken dort Überbleibsel vom sogenannten Lager 55 sind. 

 

Welche weiteren Stätten es gab, wie die „Lebensbedingungen“ waren und wie weit die Aufarbeitung gekommen ist, erfahren Besucher:innen der Veranstaltung „NS-Zwangsarbeit vor unserer Haustür“ am 20. Oktober. Die Leiterin des Bezirksmuseums, Dorothee Iflland, startet um 18 Uhr mit einem Überblicksvortrag. Das Grußwort hält anschließend Dr. Christine Glauning, Leiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit. Weitere Referent:innen sind ihr Kollege Roland Borchers sowie Dr. Thomas Thiele von der Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn und die Historikerin Ines Trautmann-Bednarz.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich.

 

Do, 20. Oktober, 18 Uhr

„NS-Zwangsarbeit vor unserer Haustür“

■ Eine Veranstaltung der Berliner Regionalmuseen in Kooperation mit dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit

■ Ort: Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, Haus 1, Alt-Marzahn 51

■ Anmeldung: T. (030) 54 79 09 21, E-Mail: info@museum-marzahn-hellersdorf.de