Silvesternacht: Bezirk und BVV bitten um Rücksicht auf Natur und Umwelt

Keine Böller in Grünanlagen und Parks zünden

Silvesternacht: Bezirk und BVV bitten um Rücksicht auf Natur und Umwelt

Schwäne am Butzer See
Schwäne am Butzer See

Es wird wohl wieder heftig geböllert in der Silvesternacht. Nachdem Feuerwerk zwei Jahre hintereinander nicht an Privatleute verkauft werden durfte, decken sich die Menschen in diesen Tagen wieder ohne Ende mit Raketen und anderer Pyrotechnik ein. Das Bezirksamt, Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sowie Umwelt- und Tierschützer:innen sehen das „Comeback“ kritisch und appellieren an alle Bewohner:innen, zumindest in Grünanlagen, Parks und Wäldern aufs Knallen zu verzichten.

Begründet wird der am Freitagvormittag veröffentlichte Appell mit einer Reihe von Argumenten: Wo viel geböllert wird, entstehen enorme Müllmengen. Das Brand- und Verletzungsrisiko ist erhöht und Feuerwehren, Sanitäter:innen sowie die ohnehin schon vollen Krankenhäuser bekommen mehr zu tun. Zudem stellt das Abbrennen von Feuerwerk eine enorme Belastung für Natur und Umwelt dar. Gerade in den Berliner Silvesternächten war die Feinstaubbelastung vor der Pandemie besonders hoch. 

 

Feuerwerk vertreibt mehr Wildtiere als „böse Geister“

Der Naturschutzbund (NABU) schreibt auf seiner Webseite, der ohrenbetäubende Krach würde nicht nur dem Aberglauben nach „böse Geister“ vertreiben, sondern in der Realität vor allem die „wilden Berliner:innen“ in Angst und Schrecken versetzen. Anders als viele Haustiere seien Vögel, Eichhörnchen, Rehe, Feldhasen, Kaninchen und Co. dem Feuerwerk weitestgehend schutzlos ausgeliefert. Vögel zum Beispiel „zeigen panische Reaktionen, werden von ihren Schlafplätzen aufgescheucht und unter Umständen bis zu 14 Tage lang vertrieben. Dabei verlieren sie Energie, die sie im Winter dringend benötigen“, bemerkt der NABU.

 

Geld lieber spenden als in die Luft jagen

Die in Marzahn-Hellersdorf unter anderem für Grünanlagen zuständige Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linke) erklärt, sie unterstütze wie viele andere Menschen in der Stadt die Aktion „Spenden statt böllern“ des Tierschutzvereins für Berlin. Die Kampagne ruft dazu auf, das Geld für Pyrotechnik lieber gemeinnützigen Zwecken zukommen zu lassen. Außerdem begrüßt Witt es, dass sich die großen Baumärkte aus Umweltgründen erneut gegen den Feuerwerksverkauf entschieden haben. 

 

Bezirk kann kein Böllerverbot in Grünanlagen erlassen

Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung hätten es am liebsten nicht nur bei einem Appell belassen, sondern gern ein Böllerverbot in öffentlichen Grünanlagen auf den Weg gebracht. Ein entsprechender Antrag der Fraktion der Tierschutzpartei wurde bereits im Dezember 2021 von der BVV mehrheitlich beschlossen. Das Bezirksamt nahm sich der Sache an, konnte letztlich aber keinen Beschluss fassen, „da der Bezirk keine Regelungshoheit besitzt“, so Witt. 

 

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bezeichnete die Forderung des Bezirks, landesseitig Verbotszonen in den Grünanlagen anzuordnen, in einem Schreiben als „sehr gut nachvollziehbar.“ Derzeit existiere für solche Beschränkungen allerdings keine Rechtsgrundlage. Dazu müsste das Bundes-Sprengstoffgesetz angepasst werden. „Die für das Sprengstoffrecht in Berlin zuständige Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales hat sich über den Bundesrat mehrfach für entsprechende Änderungen des Sprengstoffrechts eingesetzt“, berichtet Spranger. Die jeweiligen Bundesratsinitiativen seien mangels Unterstützung aus anderen Ländern allerdings erfolglos geblieben.