Lothar Voigtländer

Der Komponist Lothar Voigtländer im Porträt

Meister des besonderen Klangs

Er hat fast 500 Werke komponiert, gehört zu den Pionieren der elektroakustischen Musik in Deutschland und ist für sein umfangreiches künstlerisches Schaffen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Ungeachtet seiner respektablen Karriere aber ist Lothar Voigtländer noch immer vielen Marzahn-Hellersdorfern unbekannt.

Dabei lebt der Komponist seit über vier Jahrzehnten in Kaulsdorf und hat nach der Wende die Kulturszene im Bezirk mit gewichtigen Projekten und Konzertreihen enorm bereichert. 

Geboren und aufgewachsen ist Lothar Voigtländer in Sachsen. Als Kind war er unter der Ägide von Rudolf Mauersberger Sängerknabe beim Dresdner Kreuzchor, versuchte sich früh an seinen ersten Kompositionen und durfte den weltberühmten Chor mit nicht einmal 20 Jahren als Chorpräfekt bereits selbst dirigieren. Nach dem Studium an der Hochschule für Musik in Leipzig wirkte Voigtländer als Chordirektor und Kapellmeister am Theater in Stendal und als Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin. Zu dieser Zeit begann auch seine intensive Kompositionsarbeit. Es entstanden zahlreiche Orchestermusiken und -lieder, Oratorien, Kammermusiken und Hörspiele.

 

Erste Berührung mit elektronischer Musik

In den 70er Jahren dann entdeckte Lothar Voigtländer die Liebe zur elektroakustischen Musik. Erste Anregungen hierfür holte er sich unter anderem bei Gast­aufenthalten in Bratislava und Budapest. „Das war damals noch ganzkörperliche Arbeit“, erinnert sich Voigtländer an die Anfänge in den mit großen Apparaten ausgestatteten Elektrostudios. 

Schon 1976 überzeugten seine innovativen Kompositionen die Jury beim Festival im französischen Bourges. Weitere nationale und internationale Musikpreise säumten in den folgenden Jahren den Weg des ostdeutschen Künstlers. Heute nimmt die elektroakustische Musik einen bedeutenden Platz im Gesamtschaffen des mittlerweile 72-Jährigen ein. Häufig bringt er die Werke in Zusammenarbeit mit Choreografen, Filmemachern und Bildenden Künstlern auf die Bühne.

 

Wendepunkte und neue Aufgaben

Nach der Wende erging es dem Mitbegründer und Vizepräsidenten der Gesellschaft für Elektroakustische Musik wie vielen anderen Künstlern auch: Die Aufträge blieben aus und brachten Voigtländer in eine existenziell schwierige Lage. „Ich bin ganz ehrlich. Ich habe anfangs als ABM gearbeitet. Das Kunsthaus Flora hat mich künstlerisch aufgefangen.“ 

Statt zu resignieren, unternahm der Komponist alle Anstrengungen, um wieder von sich hören zu machen. Von dem Kaulsdorfer initiierte Konzertreihen wie die „Zeitklänge“ im Schauspielhaus, die „Mauerkonzerte“ oder auch „TIME-Code“, „Café Voyage“ und das später von der Akademie der Künste übernommene Festival „Lange Nacht der elektronischen Klänge“ im Kunsthaus Flora verschafften ihm, seinen Künstlerkollegen und auch dem noch jungen Bezirk Hellersdorf internationale Beachtung.

Anerkennung fand Voigtländer nach 1990 außerdem, als er gleichzeitig Vorsitzender des Komponistenverbands Berlin Ost und West war und beide 1997 zum Zusammenschluss führte. 

 

Hohe Anerkennung für große Verdienste

Für sein künstlerisches Schaffen, seine kulturpolitischen Aktivitäten – unter anderem im Bundesvorstand des Deutschen Komponistenverbands –, aber auch für seine Lehrtätigkeit an der Musikhochschule Dresden wurde Lothar Voigtländer im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Aus gesundheitlichen Gründen wird der Künstler mit der bemerkenswerten Vita nun insbesondere die zeitraubenden außermusikalischen Aktivitäten zurückfahren. So hat er etwa sein Amt im Aufsichtsrat der GEMA niedergelegt. „Die vielen Jahre als Kulturfunktionär und Komponist haben natürlich viel Energie erfordert“, gibt er unumwunden zu.  Nun genieße er es, sich ganz auf das Komponieren und seine privaten Belange zu konzentrieren.

 

Unweit der Kaulies zu Hause

Kraft tankt Voigtländer in seinem Zuhause unweit der Kaulsdorfer Seen, das gleichzeitig auch Arbeitsplatz für den freischaffenden Komponisten ist. Hier lebt er seit 1973. „Ich komme aus einem Dorf in Sachsen, mein Vater war Bauunternehmer. Ich brauche die Erde, die Natur, die Stille in den Abendstunden“, schwärmt der 72-Jährige von seinem Wohnort. 

Gerade hat er eine Komposition für das renommierte Posaunen-Quartett TromboNova beendet  und ist aktuell damit beschäftigt, sein Archiv im Keller auf Vordermann zu bringen. 

Und damit hat der Musiker alle Hände voll zu tun. Wie umfangreich und breit gefächert das Werk des Komponisten ist, darüber gibt das kürzlich veröffentlichte Buch „Ein Prisma ostdeutscher Musik“ Aufschluss. Zehn Musikwissenschaftler haben sich in der Publikation auf 176 Seiten des reichen Schaffens Lothar Voigtländers angenommen und einzelne Teile davon beleuchtet. 

 

Das Buch ist im Böhlau Verlag erschienen und enthält zwei Audio-CDs.

Preis: 40 €, ISBN: 3412225185