Eine Rarität in der Museumslandschaft

Im Bezirk wird seit zehn Jahren Sportgeschichte ausgestellt

Eine Rarität in der Museumslandschaft

Mehr als nur ein Hauch Sportgeschichte weht durch das Erdgeschoss einer ehemaligen Schule an der Eisenacher Straße 121. Der Bezirkssportbund hat hier ein kleines Museum mit zahlreichen Exponaten eingerichtet. Medaillen finden sich darunter, Münzen, Pokale, originale Trainingsanzüge und allerhand Sportgeräte – eifrig zusammengetragen von Kurator Wolfgang Turowski und seinen engagierten Mitstreitern.

„Angefangen hat alles mit einer Vitrine, zwei Gläsern, einer Urkunde, einem Wimpel und der Idee, Marzahn-Hellersdorfer Sportgeschichte sichtbar zu machen“, berichtet der ehrenamtliche Leiter der Einrichtung. Doch es fand sich nicht genug Material an. Darum wurde das Anfangskonzept verworfen und ein besonderer Fokus auf das Sportgeschehen in der DDR gelegt.

 

Beim Rundgang durch die Ausstellungsräume stoßen Besucher jedoch keineswegs nur auf DDR-Schätze. Zwar erinnern zahlreiche Exponate etwa an die kleinste Eishockey-Liga der Welt oder ein paar alte Sprungski an die großen Erfolge von Vierschanzen-Tournee-Gewinner Helmut Recknagel, aber es gibt auch jede Menge Dinge zu entdecken, die von der jüngeren Sportgeschichte und der Zeit vor der Teilung Deutschlands zeugen. Im Jahr 1890 gefertigte Schlittschuhe aus Holland und ein Bob aus den 1920er Jahren zum Beispiel oder ein gelbes Trikot, das Jan Ulrich 1998 bei der Tour de France trug. Zu fast jedem Stück kann Wolfgang Turowski eine Geschichte erzählen.

 

Von der DDR-Fahne im Olympia-Zimmer weiß er zu berichten, dass diese bei den ersten „Boykott-Spielen“ 1980 in Moskau ins Stadion getragen wurde. Ein paar Schritte weiter lagert ein Hockeyschläger aus dem Jahr 1964. Er gehörte einem Spieler der indischen Goldmedaillen-Gewinner. Das ganze Team hat sich mit Unterschriften darauf verewigt.

Besonders stolz ist der 67-Jährige Museumsleiter auf eine nahezu vollständig erhaltene Sammlung des „Deutschen Sportechos“ und auf gebundene Ausgaben der „Sport im Bild“, die bis ins Jahr 1896 zurückreichen. „Das sind absolute Raritäten“, sagt Turowski, der die Einrichtung als Ort zum Anfassen versteht. Da dürfen Besucher auch schon mal besondere Trikots überstreifen oder einen englischen Fußball aus den 1920er Jahren in den Händen halten.

 

Dass Museen nicht verstaubt und langweilig sein müssen, beweist die Truppe von Wolfgang Turowski bei spannenden Führungen und interessanten Begegnungen. Regelmäßig streifen Schülergruppen und Besucher aus ganz Deutschland und Europa durch die verschiedenen Dekaden Sportgeschichte. Außerdem finden Foren, Diskussionen und Gesprächsrunden statt, bei denen Sportinteressierte mitunter auf ihre Idole von einst treffen. Eisbären-Legende Sven Felski war schon da, Rad-Held Täve Schur ebenfalls. Auch Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski, Kult-Reporter Heinz Florian Oertel, die Marzahner Top-Athletinnen Betty Heidler und Jenny Wolf, Eis­prinzessin Christine Stüber-Errath und viele andere Größen des Sports haben das Haus bereits von innen gesehen.

 

Seinen zehnten Geburtstag begeht das Sportmuseum mit geladenen Gästen am 9. Juni. Die Öffentlichkeit darf sich auf eine Sonderausstellung zur Fußball-WM freuen. Außerdem wird der Olympia- und Sport-Philatelisten-Club am 8. September um 11 Uhr für interessierte Fußballfans das Turnier in Russland bei einer Nachlese auswerten.

Öffnungszeiten Sportmuseuem: Mo-Fr: 9-14 Uhr, Sa/So nach Vb.