Areal zu attraktiv für einen Tierhof?

Betreiber fühlen sich durch das Bezirksamt verunsichert

Areal zu attraktiv für einen Tierhof?

Vor fünf Jahren eröffnete inmitten der Hellersdorfer Plattenbausiedlung der Tierhof im Oschatzer Ring. Die Arche für bedrohte Haustierrassen ist zu einem beliebten Ausflugsziel von Kitagruppen, Schulklassen und Familien aus dem Kiez geworden. Nun aber sehen die Ini­tiatoren, Rita und Reiner Waldukat von der „Beschäftigungsagentur Berlin-Brandenburg“, ihr Idyll in Gefahr.

Konkret geht es um die Turnhalle aus DDR-Zeiten. Sie wird von den ehrenamtlichen Tierpflegern als Futterküche und Lagerhalle genutzt. Auch Umkleiden, Büro, Werkstatt und ein Raum für Umweltbildung befinden sich darin.

Die ausgediente Sporthalle ist vor einigen Monaten in den Fokus des Bezirksamts geraten – auch weil die Räumlichkeiten genau genommen nur zur Lagerung von Stroh- und Futtermittelreserven im Winter vorgesehen sind. Außerdem lässt das Bauamt in diesen Tagen überprüfen, ob das Gebäude einsturzgefährdet ist. Sollte die Halle abgerissen werden, würde dies das Aus für den Tierhof und wohl auch die Notschlachtung der seltenen Tierrassen bedeuten.

 

Reiner Waldukat meint: „Es gibt gar keinen Grund, an der Tragfähigkeit der Dachkonstruktion zu zweifeln. Das hat uns ein Baugutachter bereits mitgeteilt.“ Er vermutet hinter der bevorstehenden Untersuchung ganz andere Interessen: Bezirkseigene Flächen für Wohnungsneubau und soziale Infrastruktur wie Schulen oder Kitas seien schließlich rar geworden. Der 7.000 Quadratmeter große Tierhof – einst Standort der Phönix-Schule – stellt ein attraktives Baugrundstück dar. Doch sind die Ängste wirklich begründet?

 

Gabriela Hellert, im Bezirksamt für die Statikprüfungen aller Marzahn-Hellersdorfer Sporthallen zuständig, sprach beim Ortstermin im Oktober von einem routinemäßigen Vorgang. „Wir wollen nicht das Projekt in Gefahr bringen, sondern ausschließlich die Standsicherheit der weitgespannten Tragwerke unter die Lupe nehmen“, so Hellert. Auch die zuständige Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linke) teilte dem Tierhof in einem Schreiben mit, dass es keine Bestrebungen gebe, das Gelände zu Bauflächen zu entwickeln. Sie wolle zunächst die Untersuchungsergebnisse abwarten. Dann könne über weitere Schritte wie etwa eine mögliche Sanierung gesprochen werden.

 

Die Causa Tierhof beschäftigt auch Bjoern Tielebein, Fraktionsvorsitzender der Linken in der BVV. In die Oktober-Sitzung hat er einen Antrag für den Erhalt des Tierprojekts am Oschatzer Ring eingebracht. Außerdem soll das Bezirksamt prüfen, ob dem Träger das Gelände in Erbpacht überlassen werden kann. Für Rita und Reiner Waldukat, die den Tierhof ohne öffentliche Gelder aufgebaut haben, wären das gute Nachrichten: „Damit hätten wir langfristig Sicherheit und könnten Fördermittel beantragen, um das Projekt weiterzuentwickeln.“ Aktuell leben auf dem Tierhof 16 Thüringer Waldziegen­, 14 Braune Bergschafe und außerdem sieben Rote Wollschweine, von denen es in Deutschland übrigens nur 70 Exemplare gibt.