Ein Verein ohne Nachwuchssorgen

Beim Sport-Dojo Berlin e. V. engagieren sich viele junge Leute

Ein Verein ohne Nachwuchssorgen

Der Kampf beginnt mit einer Verbeugung. Das soll Respekt vor dem Gegner zum Ausdruck bringen. Anschließend greifen linke und rechte Hand ins Revers und an den Ärmel des Gegenübers. Dann kann es losgehen – mit Drücken und Schieben, Werfen und Fallen, Halten und Befreien. Julia Nitsche hat das schon unzählige Male gemacht. Seit der zweiten Klasse steht die Hellersdorferin regelmäßig auf der Judomatte. 

„Ich fand es damals cool, als Mädchen Kampfsport zu machen“, erzählt die 32-jährige Innenarchitektin. Heute fasziniere sie vor allem die Vielseitigkeit des Sports, für den man nicht nur Muskelkraft, sondern auch jede Menge Grips brauche und der Werte wie Disziplin und gegenseitigen Respekt vermittle.

 

Vor acht Jahren hat Julia Nitsche mit ihrem Ehemann Oliver Wolf und dem befreundeten Judoka Paul Dämpfert einen eigenen Verein gegründet: den Sport-Dojo Berlin. Im alten Klub störten sich die drei zunehmend an der Vereinsführung. Sie wollten neue Ideen verwirklichen, moderner sein. Der Start verlief zunächst aber etwas holprig. Dabei stellte das fehlende Startkapital keineswegs die größte Hürde dar. Mit Unterstützung von Sponsoren und Eltern konnten bei Ebay Matten ersteigert und in der Turnhalle des Otto-Nagel-Gymnasiums eingelagert werden. „Aber wenige Wochen, bevor es losgehen sollte, hieß es, die Halle werde geschlossen“, blickt die Vorsitzende auf die schwierige Anfangszeit zurück.

 

Doch das war gestern. Heute bietet der Sport-Dojo Berlin Trainingszeiten an sechs verschiedenen Orten im gesamten Bezirk an und kann in seiner noch jungen Vereinsgeschichte bereits auf beachtliche sportliche Erfolge verweisen. Zuletzt räumten die Marzahn-Hellersdorfer Judoka bei den Nordostdeutschen Einzelmeisterschaften ab. Für Max Bauer (U15) und Jonas Kunstmann (U21) sprang jeweils Silber heraus. Constantin Wuntke und Tim Krüger (U18) errangen in ihren Gewichtsklassen sogar jeweils die Goldmedaille. Anfang März überzeugten sie dann mit einem guten neunten und einem fünften Platz auch  bei den Deutschen U18-Meisterschaften in Leipzig.

 

Und die „Senioren“? Sie stehen den Jüngeren in nichts nach: Mit Paul Dämpfert und Ronny Teichmann hat der Verein zwei Deutsche Ü30-Meister in seinen Reihen. Ronny bereitet sich aktuell auf die EM auf Gran Canaria vor. Julia Nitsche holte übrigens 2016 bei der Ü30-DM Bronze. Damals hatte sie nach zwölf Jahren Wettkampfpause und der Geburt ihrer Tochter Paula noch einmal der Ehrgeiz gepackt. Inzwischen ist sie zum zweiten Mal Mama geworden und konzentriert sich auf die Vorstandsarbeit und ihre Trainertätigkeit.

 

Was den Sport-Dojo von den allermeisten Vereinen unterscheidet: Nachwuchssorgen sind hier ein Fremdwort. „Mit 32 Jahren bin ich die Älteste im Vorstand“, sagt Julia Nitsche nicht ohne Stolz. Von Anfang an haben sie und ihre Mitstreiter Wert darauf gelegt, Sportlern mit Führungsqualitäten frühzeitig Verantwortung zu übertragen und sie fürs Ehrenamt zu begeistern. Im  Vorstand agieren noch die 23-jährige Annica Krepp als Kassenwartin und der gleichaltrige Simon Kunstmann (stellv. Vorsitzender).

 

Auch die Liste der Übungsleiter ist lang. Sie alle kommen aus den eigenen Reihen. So wie Amelie Globig, die mit zwölf Jahren zu den „Küken“ gehört und beim Verband derzeit gemeinsam mit Leonie Wichert eine Sportassistentenausbildung absolviert. Dass die einzelnen Trainingszeiten immer von bis zu vier Übungsleitern abgedeckt werden können, kommt bei den Aktiven und den Eltern der jungen Judoka gut an. Denn so kann eine gute Trainingsqualität gewährleistet und auf die individuellen Bedürfnisse der Sportler eingegangen werden.

 

Das spricht sich rum: Von ursprünglich 40 ist die Mitgliederzahl im Verein auf nun 170 Erwachsene, Kinder und Jugendliche – darunter auch Sportschüler – angestiegen. Die Allerkleinsten tollen beim Eltern-Kind-Judo mit ihren Mamas und Papas immer samstags in der Friedrich-Schiller-Grundschule auf der Matte herum. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Und wer mit weniger Körperkontakt seine innere Mitte finden möchte, ist beim Yoga richtig. Karola Wegen bietet drei Mal pro Woche für Jugendliche und Erwachsene individuelle Kurse an.

www.sport-dojo-berlin.de