Lauingen und der Bezirk: besondere Freunde

Partnerschaft mit der Donaustadt besteht seit 20 Jahren

Lauingen und der Bezirk: besondere Freunde

Marzahn-Hellersdorf hat Freunde in ganz Europa und sogar in Fernost. Derzeit bestehen offizielle Verbindungen zu sechs Städten und Kommunen. Der vor 25 Jahren gegründete Städtepartnerschaftsverein kümmert sich darum, dass diese Partnerschaften durch rege Kontakte auf möglichst vielen Ebenen auch mit Leben erfüllt werden. Besonders gut klappt das mit Lauingen in Bayern. Wie die Donaustadt und der Bezirk zueinander fanden und welche Begegnungen für dieses Jahr geplant sind, darüber sprechen die Vereinsvorsitzende Kerstin Rocktäschel (58) und Gründungsmitglied Dr. Bernd Engling (69) im Interview.

 

Am 10. Juni 1999 haben Lauingen und Marzahn einen Partnerschaftsvertrag geschlossen. Wie kam es dazu?

Dr. Bernd Engling: Freundschaftliche Bande wurden bereits vor der Wende geknüpft. Alles fing 1987 in einer Kneipe in Köpenick an. Dort begegneten Mitglieder des Vereins „Bund der Berliner und Freunde Berlins“ aus Dillingen-Lauingen, unter ihnen auch der Vorsitzende Hubert Götz, den Fußballern der BSG HO Marzahn. Offensichtlich hat die Chemie gleich gestimmt. Denn es folgten weitere Treffen und nach dem Fall der Mauer gegenseitige Einladungen zu Fußballturnieren. 1996 veranstaltete Götz in Lauingen dann die „Marzahner Tage“. Sie sollten dem Kennenlernen von Menschen in Ost und West dienen.

 

Wie kam das bei der Bevölkerung an?

Dr. Bernd Engling: Es war eine sehr gelungene Veranstaltung, aber es gab natürlich auch Vorurteile. Besonders groß war der Aufschrei als Marzahns damaliger Bürgermeister Dr. Harald Buttler und die Berliner Senatorin Beate Hübner im Rahmen der Feierlichkeiten den bayerischen Defiliermarsch dirigieren durften. Eine lokale Zeitung empörte sich, dass einem Politiker der PDS diese besondere Ehre zuteil wurde.

 

Die beiden Partnerstädte haben über den Fußball zusammengefunden. Verbindet Sport Marzahn und Lauingen auch weiterhin?

Kerstin Rocktäschel: Das kann man wohl sagen. In diesem Jahr waren wir bereits zum Eisstockschießen in Lauingen. Auch die Volleyball-Stadtmeisterschaften sind jedes Jahr fest eingeplant. Außerdem wird es Mitte Juni in Berlin eine gemeinsame Radtour von Launingern und Marzahn-Hellersdorfern geben, die unser Vorstandsmitglied Horst Löser schon akribisch vorbereitet hat. Bevor alle fleißig in die Pedale treten, laden wir am 13. Juni noch zum Bowlingabend ins LeProm ein. Aber es dreht sich keineswegs alles um Sport. Auch kultureller Austausch findet auf vielfältige Weise statt.

 

Lauingen schickt zum Beispiel seine Stadtkapelle zum großen Geburtstagsfest des Bezirks am 15. Juni in die Gärten der Welt.

Kerstin Rocktäschel: Stimmt. Ohnehin werden zahlreiche Vertreter unserer Partnerstädte bei dem Fest dabei sein und hoffentlich mit uns einen unvergesslichen Tag verbringen.

 

Werden Sie die Unterzeichnung des Städtepartnerschaftsvertrags vor 20 Jahren denn noch gebührend feiern?

Dr. Bernd Engling: Ja. Wir reisen mit einer großen Delegation von etwa 100 Leuten Anfang Oktober nach Lauingen. Mit dabei sind unter anderem ein Ensemble der Marzahner Promenadenmischung, die Tanzschule Konfetti, der Marzahner Kammerchor, Vertreter des Städtepartnerschaftsvereins, Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau. Der Festakt findet im Lauinger Ratssaal statt. Mit Dr. Harald Buttler  und Prof. Dr. Georg Barfuß werden beide Alt-Bürgermeister, die damals den Vertrag unterzeichnet haben, an den Feierlichkeiten teilnehmen.

 

Warum funktioniert die Partnerschaft mit Lauingen Ihrer Meinung nach so gut?

Kerstin Rocktäschel: Es gibt keine sprachlichen Barrieren. Das erleichtert natürlich vieles. Aber vor allem ist eine funktionierende Städtepartnerschaft immer ganz stark von den handelnden Personen abhängig. In Lauingen waren und sind die Verantwortlichen immer sehr engagiert. Problematisch wird es zum Beispiel, wenn ständig die Ansprechpartner wechseln. In Halton zum Beispiel wird jedes Jahr ein neuer Bürgermeister gewählt. So ein Führungswechsel kann dann ein totaler Hemmschuh für die Verbindung zweier Städte sein. Aber wir bemühen uns, die Kontakte nicht abreißen zu lassen. Unser Anliegen als Verein ist es, alle bestehenden Städtepartnerschaften durch Bürgerinnen und Bürger, Schülerinnen und Schüler, Vereine und andere Akteure der Zivilgesellschaft mit Leben zu erfüllen.