Tennis ist hier Familiensache

Bei Berolina Biesdorf gehen Zusammenhalt und Spaß über Erfolg

Tennis ist hier Familiensache

Während sich in Flushing Meadows bei den US Open gerade Tennislegenden wie Roger Federer, Novak­ Djokovic und Serena Williams die gelben Filzbälle um die Ohren schlagen, geht es im 6.000 Kilometer entfernten Biesdorf ein paar Nummern kleiner, aber nicht weniger leidenschaftlich zu.

Auf der Anlage in der Lappiner Straße 12 wetzen Mädchen und Jungen, Frauen und Männer jeden Alters an der Grundlinie hin und her, liefern sich packende Vor- und Rückhand-Duelle­, sprinten zum Netz, schlagen Asse, spielen mal Topspin und Slice, mal Serve und Volley, unerreichbar longline oder druckvoll cross. So geht das tagein, tagaus – seit 1980, dem Gründungsjahr des Tennisclubs (TC) Berolina Biesdorf.

 

Kooperation mit Gymnasium

Lutz Seele ist 1994 in den Verein eingetreten. „Als ich Anfang der 90er Jahre Schulleiter am Otto-Nagel-Gymnasium geworden bin, habe ich hier in Biesdorf ein Haus gebaut und nach einer Freizeitbeschäftigung für mich gesucht.“ Bei Berolina Biesdorf ist er schließlich hängen geblieben. Seit sechs Jahren steht er an der Spitze des Vereins, bei dem aktuell rund 120 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aktiv sind. Positiv auf die in der Vergangenheit leicht rückläufigen Mitgliedszahlen wirkt sich laut Seele mittlerweile die Kooperation zwischen dem Verein und dem Otto-Nagel-Gymnasium aus. Immer montags bis donnerstags von 13.30 bis 15 Uhr können Schülerinnen und Schüler in der IG Tennis den Sport kostenfrei ausüben. Der Förderverein der Ganztagsschule macht’s möglich. Geleitet wird das Training von Mirko Süß und seinem Team. Der Diplom-Sportwissenschaftler und B-Lizenz-Trainer hat in Schöneiche eine Tennisschule. 

 

Eine große Tennis-Familie

„Meistens entscheiden sich die Teilnehmer der IG nach ein bis zwei Jahren, bei uns einzutreten.“ Häufig seien dann auch schon deren Eltern eng mit dem Verein verbunden und schlagen selbst Bälle übers Netz. „Unter den Familien ist auf diese Weise ein Gemeinschaftsgefühl entstanden. Die Kinder und Jugendlichen kennen sich aus der Schule, spielen am Nachmittag gemeinsam Tennis und bringen irgendwann auch ihre Eltern mit. Nach Wettkämpfen oder dem Training sitzen wir oft noch gemütlich zusammen“, berichtet Lutz Seele, der mit seiner Enkelin regelmäßig Samstagfrüh auf dem Court steht – gemeinsam mit anderen Vätern und Kindern, wie dem zweiten Vorsitzenden Sven Tümler und dessen Tochter.

 

„Do it yourself“ hat sich bewährt

Wie in einem gut funktionierenden „Familienbetrieb“ packt auch bei Berolina jeder mit an. Weil der Betreiber des Vereinsheims aus Altersgründen aufhören musste, versorgen sich die Mitglieder nun selbst mit Essen und Trinken. Das Do-it-yourself-Prinzip geht auf. Vor allem die Mütter der Kinder seien sehr engagiert, freut sich der Vereinsboss. „Die bereiten zu Hause beispielsweise Salate und Kuchen vor.“ Um Reparaturen im und am Vereinshaus kümmern sich die Tennisspieler ebenfalls allein. Und weil es keinen Platzwart gibt, hat jedes Mitglied einen Schlüssel für die Anlage. „Wer zuerst kommt, schließt auf und wer zuletzt geht, macht alles zu.“ So werde schon den ganz jungen Sportlern ein gewisses Maß an Verantwortung übertragen.

 

Senioren sind erstklassig

Auch wenn das harmonische Vereinsleben und der Spaß im Vordergrund stehen, an sportlichem Ehrgeiz mangelt es den Spielern trotzdem nicht. Die Ü70 der Männer ist vergangene Saison sogar Meister in der höchsten Berliner Spielklasse geworden und auch die Leistungen vieler junger Sportler können sich sehen lassen. „Aber wir haben natürlich keine Beckers oder Zverevs in unserem Verein“, bemerkt der Vorsitzende. 

Wer mal Lust auf Tennis hat, kann bei Berolina Biesdorf ein kostenloses Schnuppertraining absolvieren. Neu-Mitglieder zahlen im ersten Jahr nur die Hälfte des Beitrags. Für Erwachsene sind das 150 Euro und für Kinder 80 Euro im Jahr. T. 543 47 20.    

 

Foto: pressefoto-uhlemann.de