Mit Stadtgrün gegen den Klimawandel

Im "Hellersdorfer"-Interview: Eva Foos vom Projekt "Grüne Klimaoasen"

Mit Stadtgrün gegen den Klimawandel

Die vergangenen Sommer haben es gezeigt: Wir müssen uns auf veränderte Klimaverhältnisse mit extremen Wetterlagen einstellen. Um dem Klimawandel zu begegnen, fordern viele Experten mehr Grün in den Städten: Bäume, die Schatten spenden, Sauerstoff produzieren, Schadstoffe filtern und die Umgebung abkühlen, aber auch begrünte Dächer und Fassaden sowie viele kleine, miteinander vernetzte Grünanlagen, die an die veränderten Bedingungen angepasst sind. „Die Hellersdorfer“ hat zum Thema Stadtgrün mit Eva Foos gesprochen. Die Pflanzenbauwissenschaftlerin von der Humboldt-Uni betreut in Marzahn-Hellersdorf das Projekt „Grüne Klimaoasen“.

Was es damit auf sich hat und wie jede/r Gärtner*in einen Beitrag zu einer lebenswerten Stadt im Klimawandel leisten kann, erklärt die Grün-Expertin im Interview. Der Artikel ist in gekürzter Form bereits in unserer September-Ausgabe erschienen. Hier nun die Langfassung:

 

Der Klimawandel beschert uns Hitzewellen, lange Trockenperioden und Starkregen. Um sich dagegen zu wappnen, wollen Sie mehr Grün in die Stadt bringen – warum?

Weil öffentliche Grünflächen, Parks und Gärten eine enorme Bedeutung für das Stadtklima haben. Sie können für Abkühlung in Hitzezeiten sorgen, Niederschläge zwischenspeichern, die Luft reinigen und die Artenvielfalt erhalten.

 

Die Humboldt-Universität zu Berlin ist aktuell mit dem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt „Grüne Klimaoasen“ in Marzahn-Hellersdorf unterwegs. Sie, Frau Foos, sind als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Bord. Worum geht es Ihnen?

Wir arbeiten mit vielen Partner*innen daran, die Bedeutung von Stadtgrün ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Außerdem gehen wir gemeinsam mit Gemeinschafts- und Kleingärtner*innen, verschiedenen Akteur*innen aus der öffentlichen Verwaltung und anderen Interessierten beispielsweise der Frage nach, wie klimafreundliches und klimaangepasstes Gärtnern aussehen kann.

 

Warum haben Sie sich dafür unseren Bezirk ausgesucht?

Mit unserem Vorgänger-Projekt „Urbane Klimagärten“ waren wir bis 2017 in ganz Berlin aktiv. Das Interesse an den Themen Stadtgrün und Klimaanpassung erschien uns vonseiten der öffentlichen Verwaltung in Marzahn-Hellersdorf besonders groß. Außerdem gibt es hier viele engagierte Gärtner*innen und Umweltbildungsakteur*innen, die in diesem grünen Bezirk tolle Arbeit machen. Die IGA 2017 hat Fragen der Nutzung öffentlicher Grün- und Freiflächen und auch die Umweltbildung in Marzahn-Hellersdorf neu belebt. Gleichzeitig ist auch hier aktuell der Flächendruck durch Bautätigkeiten zunehmend spürbar. Wir wollen mit unserem Projekt einen Beitrag dazu leisten, dass das Positive bewahrt und der Bezirk fit für den Klimawandel wird.

 

Sie sagen, jeder könne zu einer lebenswerten Stadt im Klimawandel beitragen – auch im eigenen kleinen Garten oder auf dem Balkon. Wie das?

In Sachen Klimaschutz ist der Verzicht auf torfhaltige Erde ein guter Anfang. Denn Torf wird durch die Trockenlegung von Mooren gewonnen. Und die sind wichtige Kohlenstoffspeicher. Durch die Zerstörung dieser Biotope entweichen riesige Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre. Das schadet der Umwelt. Wer also Erde benutzt, die nicht auf Torf, sondern zum Beispiel auf Kompost basiert, hilft zum einen dabei, Kohlendioxid einzusparen und zum anderen, Lebensräume für bedrohte Arten zu sichern.

 

Und wie genau mache ich meinen Garten fit für den Klimawandel, sprich für Extremwettereignisse?

Zum Beispiel empfiehlt es sich, Regenwasser zu sammeln, um während der Trockenperioden ausreichend Gießwasser zu haben. Sinnvoll ist es auch, auf eine bunte Mischung standortangepasster Pflanzen zu setzen. Wer seinen Garten auf die veränderten Klimabedingungen vorbereiten möchte, sollte aber vor allem den Boden im Blick haben. Wichtig ist, dass er ganzjährig mit Mulch oder Pflanzen bedeckt ist. Das schützt vor Trockenheit, Starkregen und Winderosion.

 

Apropos Boden. Um das Thema geht es auch bei einem Workshop, den Sie gemeinsam mit der GRÜNEN LIGA Berlin am 27. September veranstalten. Was steht auf dem Programm?

Der Workshop ist Teil unserer gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Stadtgärtnern in Marzahn-Hellersdorf“. Diesmal wollen wir nach einem einleitenden Vortrag zur „Bodenpflege im Klimawandel“ den Teilnehmer*innen zeigen, wie man Bodenproben entnimmt. Und es gibt einen Exkurs zur Herstellung der schwarzen Erde „Terra Preta“. Die Veranstaltung im Umweltbildungszentrum Kienbergpark beginnt um 16 Uhr. Einlass ist um 15:30 Uhr. Wir bitten um Anmeldung bis zum 25. September – entweder per Mail: urbanegaerten@grueneliga-berlin.de oder unter T. (030) 44 3391 65.

 

An wen richtet sich die Veranstaltung?

Vor allem an Kleingärtner*innen und Gemeinschaftsgärtner*innen im Bezirk, aber auch andere Interessierte und Multiplikator*innen aus ganz Berlin sind herzlich willkommen. Die Vernetzungsarbeit liegt uns besonders am Herzen. Wir möchten möglichst viele Menschen, die in Schul-, Nachbarschafts- und Kleingärten aktiv sind, zusammenbringen. Sie sollen voneinander lernen und ihre Kräfte bündeln, um sich für einen grünen klimaangepassten Bezirk stark zu machen. Auch aus rein ökologischer Sicht ist eine solche Vernetzung sinnvoll: Bestehende und zukünftige Grünflächen über das gesamte Bezirks- und Stadtgebiet miteinander zu verbinden, ist ein wichtiger Beitrag für den Schutz der Biodiversität.

 

Wo können Interessierte sich weiter zum Thema „Grün im Klimawandel“ und Ihren Aktivitäten informieren?

Ganz aktuell im neuen Umweltkalender 2020, den das Umwelt- und Naturschutzamt Marzahn-Hellersdorf unter dem Titel „Grün im Klimawandel in Marzahn-Hellersdorf“ kürzlich herausgegeben hat.

Am besten kommen Interessierte natürlich zu unseren Veranstaltungen und Projektständen. Oder sie schauen auf unsere Internetseite www.agrarberatung.hu-berlin.de/forschung/klimaoasen

Dort findet man eine Übersicht aller Projektpartner*innen sowie Neuigkeiten zu Veranstaltungen und jede Menge Artikel, Audio- und Videobeiträge. Auch ein Webinar zum „Stadtgärtnern im Klimawandel“ ist dabei. Zudem dokumentieren wir unsere Veranstaltungen so, dass all die spannenden Beiträge auch über das Projekt hinaus zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus empfehle ich die Internetseite www.klimagarten.berlin als Einstiegsportal zu den Projekten und Kampagnen, die wir oder unsere Partner seit 2017 durchgeführt haben.

Ergänzend verschicken wir immer wieder Newsletter per Mail. Bei Interesse einfach melden! Wir freuen uns auf den Austausch!

 

© Adobe Stock

Eva Foos betreut als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Projekt "Grüne Klimaoasen" in Marzahn-Hellersdorf. 

 

© Lutz Elsener

 

 


Veranstaltungstipp

Fr, 27. September, 16 bis 19.30 Uhr

Unser Boden im Klimawandel

Terra Preta entdecken und Bodenproben ziehen

Umweltbildungszentrum Kienbergpark

Am Wuhleteich, 12683 Berlin

 

Programm

14.30 Uhr: Ankommen und Anmeldung

16.00 Uhr: Begrüßung und Vorstellung

16.20 Uhr: Bodenpflege im Klimawandel – Input und Diskussion

17.00 Uhr: Kaffeepause

17.15 Uhr: Richtige Bodenprobenahme in Theorie und Praxis

18.05 Uhr: Was ist Terra Preta und was hat das mit dem Klimawandel zu tun?

18.55 Uhr: Neues aus den Gärten und offener Ausklang