Ein Tausendsassa auf neuem Terrain

Entertainer Karl-Heinz Wendorff hat die Fotografie für sich entdeckt

Ein Tausendsassa auf neuem Terrain

Moderator, Musiker, DJ, Hundedompteur und Komponist: Karl-Heinz Wendorff war und bleibt ein Tausendsassa. Der studierte Sportlehrer und einstige Handball-Torhüter hat riesige Sport-Veranstaltungen wie die Friedensfahrt oder auch den Berlin Marathon live moderiert und führte im DDR-Fernsehen durch mehr als 1.000 Sendungen „Medizin nach Noten“. Nun hat der heute 72-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Dagmar neues Terrain erobert. 

„Die Wendys“, wie Freunde das Paar liebevoll nennen, fotografieren jetzt – und das ziemlich gut. So jedenfalls lautete die einhellige Meinung von über 70 Gästen, die Anfang September zur Vernissage der Ausstellung „Brandenburg – meine Liebe“ ins Marzahner Nachbarschafts- und Familienzentrum „Kiek in“ gekommen waren. „Die Leute sind begeistert gewesen von diesen wirklich wunderschönen Aufnahmen“, schwärmte Gabriele Geißler, Geschäftsführerin des Kiek in e.V. gegenüber der „Hellersdorfer“. Im Interview spricht Karl-Heinz Wendorff über sein neues Hobby und die Bilder.

 

Jetzt fotografieren Sie also auch, Herr Wendorff. Wie kam es dazu?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Aus den ersten sechs Jahrzehnten meines Lebens gibt es leider kaum Bilder. Es fing schon damit an, dass sich meine Eltern so kurz nach dem Krieg keine Kamera leisten konnten. Auch später, als ich schon berufstätig war, wurde ich eher selten fotografiert. Der Moderator ist nun einmal nicht das Motiv Nummer eins. Eines Tages haben wir beschlossen, einfach mal den Fotoapparat mitzunehmen und selbst ein bisschen zu knipsen. Daraus wurde schon bald ein Hobby. Die Fotos entstanden zunächst vor allem bei Auftritten, später dann auch auf dem Weg dorthin – quasi am Wegesrand – oder bei Streifzügen durch die Natur.

 

Haben Sie gleich gespürt, dass Sie da ein gewisses Talent haben?

Wir haben immer mal wieder Fotos auf unserer Facebook-Seite hochgeladen und viel positives Feedback bekommen. Bei Veranstaltungen wurde ich plötzlich als der Mann mit den wunderschönen­ Naturfotos begrüßt. Da lag dann auch der Gedanke nahe, die besten Bilder in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren.

 

Und warum gerade im „Kiek in“?

Dagmar und ich fühlen uns sehr wohl hier. Wir haben schon viele Veranstaltungen im „Kiek in“ gemacht und gehören praktisch zur Familie. Man trifft hier sehr nette Leute und kann tolle Gespräche führen. Das Team um Gabriele Geißler leistet erstklassige Arbeit – allen voran Waltraud Stein, Sabine Behrens und Jochen Kramer. Sie alle standen der Idee einer Fotoausstellung von Anfang an sehr offen gegenüber. Außerdem genieße ich es noch immer, Zeit im Bezirk zu verbringen.

 

Sie sind ja auch 15 Jahre hier in Marzahn-Hellersdorf zu Hause gewesen.

Ja, und das waren ausgesprochen glückliche Jahre. Ich denke gern daran zurück. Unsere Wendy-Shows mit den süßen Hunden in Kitas, Schulen, Jugendklubs und auf Festen kannte damals wahrscheinlich jedes Kind. Jetzt wohnen wir schon 20 Jahre in Breydin, einer Gemeinde im Landkreis Barnim. Es ist die absolute Idylle. Aber ein bisschen Sehnsucht nach Berlin verspüre ich schon noch.

 

Die Foto-Ausstellung heißt „Brandburg – meine Liebe“, nach einem gleichnamigen Lied von Ihnen. Was bekommen Besucher zu sehen?

Wir haben große Freude daran, die Schönheit Brandenburgs mit der Kamera einzufangen und wollen andere daran teilhaben lassen. Die Ausstellung ist, wie der Titel schon verrät, eine Liebeserklärung an unsere Wahlheimat mit ihrer beeindruckenden Landschaft, der vielfältigen Flora und Fauna. Einige der insgesamt 40 Aufnahmen, die im Veranstaltungssaal und der Flurgalerie des „Kiek in“ gezeigt werden, sind direkt vor unserer Haustür entstanden. Ganz oft bekommen Daggy und ich Sätze zu hören wie: „Mensch, bei euch in Brandenburg ist es aber schön.“

 

Sie kommen durch Ihre Auftritte viel herum. Gibt es einen Ort in Brandenburg, der Sie besonders fasziniert?

Wir wandern ausgesprochen gern zum Werbellinsee. Die hügelige und seenreiche Uckermark, auch bekannt als Toskana des Ostens, und das Oderbruch sind ebenfalls sehr reizvoll und immer einen Ausflug wert, wie ich finde.

 

Das Fotografieren ist für Sie und Ihre Frau zu einer großen Leidenschaft geworden. Aber komplett haben Sie  das Mikro noch nicht gegen die Kamera eingetauscht, oder doch?

Nein, keineswegs. Ich liebe es, die Leute zu unterhalten und bin dank meiner Vielseitigkeit nach wie vor gefragt. Erst kürzlich war ich als Moderator beim Eberswalder Stadtlauf live vor Ort. Wir fahren zu vier bis fünf Veranstaltungen im Monat. Und das ist völlig ausreichend, denn der Jüngste bin ich ja nun auch nicht mehr.

 

Foto: Klaus Pfeifer