Alles gut gegangen:
Weltkriegsbombe erfolgreich entschärft
Um 14.51 Uhr hallte ein lauter Knall durch die Siedlung. Wenig später meldete der Kampfmittelräumdienst Vollzug: Die in Hellersdorf bei Bauarbeiten entdeckte amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist entschärft worden. Der erfahrene Polizei-Feuerwerker Matthias Kotulla (50) war wie immer cool geblieben. In rund 90 Minuten hatte er gemeinsam mit seinem Team den 250 Kilogramm schweren Blindgänger unschädlich gemacht. Dafür mussten die beiden Zünder der Bombe entfernt und gesprengt werden. „Es gab keine Besonderheiten“, alles sei nach Plan gelaufen, berichtete Kotulla nach getaner Arbeit.
Seit dem Morgen waren 240 Kräfte der Polizei im Einsatz, um rund um den Fundort der Weltkriegsbombe die Evakuierung für die Entschärfung sicherzustellen. Die Sperrzone verlief zwischen Zossener Straße (Norden), Stendaler Straße (Osten), Cottbusser Straße (Süden) und der Alten Hellersdorfer Straße (Westen). Etwa 13.000 Menschen mussten in diesem Gebiet ihre Wohnungen verlassen. Schulen, Kitas und Supermärkte wurden geschlossen, Büros geräumt. Viele Bewohner*innen kamen bei Freunden, Bekannten oder Verwandten unter. Etwa hundert Leute suchten die Behelfsunterkünfte in den Turnhallen der Jean-Piaget-Schule und des Sartre-Gymnasiums sowie die Mensa des OSZ "Rahel Hirsch" und die Kantine des Sozialamts auf.
Weil mehr kranke und alte Menschen als zuvor angenommen ihre Wohnungen nicht selbstständig verlassen konnten, nahm die Evakuierung deutlich mehr Zeit in Anspruch. Zu den 31 angekündigten Krankentransporten seien noch etwa 20 hinzugekommen, teilte Polizeisprecher Martin Halweg mit. Dadurch konnte die Entschärfung nicht wie geplant um 12 Uhr, sondern erst mit einer Stunde Verzögerung erfolgen. „Die Entschärfungsmaßnahmen selbst mussten wir auch noch einmal kurz unterbrechen, da Personen noch aus den Häusern herauskamen, die sich bei der Erstbegehung durch unsere Einsatzkräfte nicht gemeldet hatten“, so Halweg.
Ihn persönlich habe die Unterbrechung in diesem Fall nicht aus dem Konzept gebracht, erklärte Feuerwerker Matthias Kotulla: „Wir waren gerade dabei, vom Kopfzünder zum Heckzünder zu wechseln.“ Grundsätzlich sei es aber natürlich angenehmer, wenn das Team in Ruhe und ohne Störung arbeiten könne. Der 50-Jährige macht den lebensgefährlichen Job seit 2008. Wie viele Bomben er bereits entschärft habe, könne er nicht mehr sagen. „Ich habe schon lange aufgehört, mitzuzählen“, sagt Kotulla, der eine Frau und vier Kinder hat. Alle fünf freuen sich nun darauf, ihn heute Abend zu Hause wieder unversehrt in die Arme schließen zu können.
Und was passiert eigentlich mit der Bombe? Sie wird nun von Hellersdorf zum Sprengplatz Grunewald transportiert, wo Spezialisten zweimal im Jahr Kriegsmunition im großen Stil vernichten.