In Mahlsdorf sind die Waschbären los

Neu gegründeter Verein kommt bei jungen Familien voll gut an

In Mahlsdorf sind die Waschbären los

Es ist Donnerstagnachmittag und in der Sporthalle der neuen Mahlsdorfer Oberschule (An der Schule 41-59) herrscht Gewusel. Auf einem der drei Felder ist eine kleine Gerätelandschaft aus Matten, Barren, Hockern, Ringen und Bänken aufgebaut. Gemeinsam mit ihren Mamas und Papas nehmen kleine Kinder den Parcours neugierig unter die Lupe. Sie krabbeln, klettern, hopsen, hangeln, balancieren und haben sichtlich Spaß daran, die einzelnen Stationen zu erobern.

Auch die Eltern sind begeistert: „Es gibt für dieses Alter nicht so viele Sportangebote. Ich musste ganz schön suchen und bin sehr glücklich, dass wir jetzt fündig geworden sind“, sagt Daniela Höhne, die mit ihrem Sohn Valentin (2) zum Kinderturnen gekommen ist. Wie ihr geht es in Mahlsdorf vielen Eltern von Kitakindern: Sie bedauern, dass es in der Umgebung so wenig Sportvereine außerhalb des Fußballs gibt, die auch schon für die ganz Kleinen da sind. Sten und Madlen Lorenzsonn und Daniel und Dörte Tilsch wollten sich damit nicht abfinden. Bei einem gemeinsamen Grillabend Ende März kamen die Eltern auf die Idee, einfach selbst ein bisschen mehr Bewegung in den Kiez zu bringen. Keine drei Wochen später hatten sie und weitere Mitstreitern den BSV Mahlsdorfer Waschbären Raccoons e. V. gegründet.

 

Nun sind die ersten beiden Sportgruppen angelaufen. Immer dienstags von 16.30 bis 17.30 Uhr turnen die Vier- bis Sechsjährigen und donnerstags von 16.15 bis 17.15 Uhr Eltern mit ihren ein- bis dreijährigen Knirpsen. Wer die Angebote über das erste Schnuppertraining hinaus wahrnehmen möchte, muss natürlich ein Waschbär werden. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 20 Euro monatlich. Aktuell sind aber beide Sportgruppen voll. Es gibt eine Warteliste. Die ist ziemlich lang. „Daran sieht man, wie groß der Bedarf an sportlichen Aktivitäten hier im Bezirk ist“, bemerkt Daniel Tilsch. Und das hat zwei Gründe: Zum einen sind in den vergangenen Jahren wahnsinnig viele Familien in die Ein- und Zweifamilienhausgebiete gezogen. Zum anderen wächst bei den Eltern zunehmend das Bewusstsein, dass Bewegung im Kindesalter der Entwicklungsmotor schlechthin ist. „Der Kleine hat hier einmal in der Woche richtig Action. Natürlich kann er nach der Kita zu Hause im Garten toben, aber so eine große Halle ist noch mal eine ganz andere Nummer. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit finde ich das ideal“, sagt Daniela Höhne, der es außerdem darum geht, dass der kleine Valentin Kontakt zu anderen Kindern hat.

 

Aber auch den Erwachsenen bieten die Kurse eine gute Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das fehle mitunter, findet Sten Lorenzsonn. Während sich andernorts der halbe Kiez auf dem Spielplatz treffe, sehe es da in Mahlsdorf für Familien eher mau aus. „Vor allem westlich des Hultschiner Damms, wo es keinen einzigen Spielplatz gibt.“

 

Ob die Waschbären ein reiner Kinderturnverein bleiben, das möchte der Vorstand nicht allein entscheiden, sondern im Dialog mit den Vereinsmitgliedern und den aktuell fünf Übungsleiterinnen. „Es gibt auch Überlegungen, sich in Richtung Ballsport zu öffnen“, verrät Daniel Tilsch. Handball, Basketball­ oder auch Volleyball kämen infrage. Vorgesorgt wurde jedenfalls schon mal. Mit den Raccoons, also dem englischen Wort für Waschbären, haben sich Lorenzsonn und Tilsch gleich einen coolen Wettkampfnamen für ihren Verein gesichert. Und wie kommt man überhaupt auf die possierlichen Tierchen als Maskottchen? Ebenso wie zahlreiche Kinder erobere der Waschbär zusehends Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf. „Waschbären fühlen sich einfach wohl im Siedlungsgebiet“, wird auf der Homepage des Klubs erläutert. Außerdem haben viele erfolgreiche Berliner Sportvereine ein Wappentier. Es gibt die Füchse, die Eisbären und die Albatrosse. Man darf gespannt sein, für welche Sportart in einigen Jahren der Waschbär steht. Über seine Entwicklung berichtet der Verein regelmäßig auf der Website www.waschbaeren-berlin.de.