Ein wahres Energiebündel

Ute Freudenberg ("Jugendliebe") ist wieder auf Tour

Ein wahres Energiebündel

Im vergangenen Herbst geriet Ute Freudenberg (64) noch durch einen schweren Autounfall in die Schlagzeilen. Doch Fans müssen sich keine Sorgen machen: Der beliebten Sängerin geht es blendend. Mit ihrer Band und dem neuen Album „Ich weiß, wie Leben geht“ tourt das charismatische Energiebündel gerade durchs ganze Land. Erst vor wenigen Tagen hat die Freudenberg das Freizeitforum Marzahn gerockt. „Die Hellersdorfer“ hat sich im Vorfeld des Konzerts mit der Künstlerin ausgetauscht.

 

Frau Freudenberg, das Konzert im Freizeitforum ist nicht Ihr erster Besuch im Bezirk. An welchen Auftritt erinnern Sie sich gern zurück?

Ich war vor Jahren mal im FFM bei einer Talkrunde mit Maria Moese. Diesen Abend habe ich in guter Erinnerung, auch weil ich mit der Familie Moese seit Anfang der 80er Jahre befreundet bin.

 

Hier in Marzahn-Hellersdorf wird gerade ausgiebig der Frauenmärz gefeiert. Welche Bedeutung hat der Frauentag für Sie?

Ich verbinde damit Erinnerungen an die Jahre in der DDR, vor allem an die Feiern in den Betrieben mit glücklichen, emanzipierten, selbstbewussten Frauen, jeder Menge Nelken und freundlichen Chefs.

 

Sie werden häufig als Powerfrau bezeichnet. Mögen Sie dieses „Etikett“?

Meine Fans sagen immer, sie holen sich bei meinen Konzerten Energie und neue Kraft, insofern kann ich mit diesem Stempel leben.

 

Ob bei Festivals, in Tonstudios, den Charts oder bei Preisverleihungen – die Musikwelt wird noch immer von Männern dominiert. Wie empfinden Sie dieses Ungleichgewicht?

Ich arbeite gern mit Männern zusammen, aber mehr Frauen auf typisch testosteronstarken Positionen würden unserem Land gut zu Gesicht stehen. Ich finde zum Beispiel bemerkenswert, was unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel alles an Positivem erreicht und erkämpft hat.

 

Sie haben im Herbst 2019 mit „Ich weiß, wie Leben geht“ eine neues Album veröffentlicht. Es wird als Ihre bislang persönlichste Platte bezeichnet.

Persönlich sind ja alle meine Alben, denn ich singe die Songs selbst und entscheide, welche Texte ich auf der jeweiligen CD haben möchte. Aber man kann sagen, dass es mit Abstand das modernste Album ist.

 

Liegt Ihnen ein Lied besonders am Herzen?

Vielleicht „Bewunderbar“­, weil es ein Mutmacher für Menschen ist, die sich selbst nicht sehen.

 

Um noch mal Bezug auf den Album-Titel zu nehmen: Was ist Ihnen im Leben wichtig und haben sich die Prioritäten im Laufe der Jahre verschoben?

In beruflicher Hinsicht nein. Da sind die Prioritäten klar gesetzt: Dranbleiben, kreativ und offen sein, mit den richtigen Menschen zusammenarbeiten, an sich glauben und Mut beweisen. Im Leben schon: Ich bin mit den Jahren gelassener geworden und lebe noch bewusster.

 

Mit „Jugendliebe“ gelang Ihnen 1980 der Durchbruch. Das Lied ist heute Kult und darf auf keinem Ihrer Konzerte fehlen. Ist es nach so vielen Jahren immer noch Segen oder schon Fluch, den Titel immer und immer wieder zu singen?

Es ist eine absoluter Segen, Glück und eine große Freude.

 

Sie waren in der DDR ein Star, sind aber 1984 in den Westen gegangen und hatten es dort als Sängerin alles andere als leicht. Haben Sie den Schritt je bereut?

Nicht im Geringsten, denn ich durfte gerade in dieser Zeit ganz viel für meine zukünftigen Entscheidungen lernen – also fürs Leben.

 

Was war für Sie ausschlaggebend, wieder nach Weimar zurückzukehren?

Die Familie, die Fans, das Wohlfühlgefühl, die Erinnerungen, die Heimat – das alles habe ich schon sehr vermisst.

 

Wie hat das Publikum reagiert, als Sie das erste Mal nach der Wende wieder im Osten aufgetreten sind?

Es gab Rosen und Tränen. Die Freude, mich mit meinen Liedern wieder live hören zu können, war bei vielen Fans riesig.

 

Obwohl Sie seit fast 50 Jahren auf der Bühne stehen, strotzen Sie nur so vor Energie, haben sich eine beneidenswert jugendliche Frische und auch ihre Wahnsinns-Stimme bewahrt. Wie machen Sie das?

Meine Stimme ist von Natur aus kräftig, was ich als großes Geschenk empfinde. Trotzdem geht es nicht ganz ohne Training. Vor jedem Konzert steht Einsingen auf dem Programm und auch sonst versuche ich, die Stimme elastisch und immer in Bewegung zu halten. Manchmal tut aber auch Schweigen ganz gut.

 

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?

Ich bin derzeit auf „Liederabend“-Tour. Die Konzertbesucher bekommen dabei Titel zu hören, die ich besonders mag, darunter auch eigene, nicht so häufig gespielte Songs. Danach bereite ich mich auf meine „Akustik“-Tour vor. Wir machen mit der Band Station in 20 verschiedenen Städten. Ich freue mich drauf.

 

Werden wir Sie eigentlich auch mal wieder bei uns in Marzahn-Hellersdorf sehen und hören?

Na, ich hoffe doch! Es ist noch ein bisschen hin, aber am 29. November trete ich im Bürgerhaus Neuenhagen auf. Das ist zwar nicht Marzahn-Hellersdorf, aber doch gleich um die Ecke. Los geht‘s um 18 Uhr.