Das Corona-Abi ist geschafft!


Zwei Schüler berichten von denkwürdigen Abschlussprüfungen

Das Corona-Abi ist geschafft!

Für Marvin Rathmann und Robin Ebelt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Sie haben am Melanchthon-Gymnasium in Hellersdorf ihre Abiturprüfungen abgelegt – wegen Corona mit fast einmonatiger Verspätung. Jetzt, wo alles vorbei ist, können sie entspannt auf die denkwürdigen Wochen zurückblicken. 

Trotz Diskussionen um eine Absage der Prüfungen, zwischenzeitlicher Motivationsprobleme und Klausuren mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen haben die Zwölftklässler keine Nachteile durch die Pandemie empfunden. „Ich bin der Meinung, alle Berliner Schüler*innen hatten Glück, weil der Lockdown für die Abi-Jahrgänge eine Woche vor Schulschluss kam. Es fehlte also nicht mehr viel Unterrichtsstoff“, sagt Jahrgangssprecher Rathmann. Insofern fühlte er sich auch gut vorbereitet auf seine erste schriftliche Prüfung Ende März, die dann kurzfristig ins Wasser fiel. „Erfahren habe ich das erst einen Tag vorher. Danach wussten wir eine ganze Weile lang nicht, wie es weitergeht.“ In dieser Phase, berichtet Robin Ebelt, sei es ihm teilweise schwergefallen, sich hinzusetzen und konzentriert zu lernen. „Vor allem mit der fünften Prüfungskomponente habe ich ziemlich spät angefangen, weil ich mich fragte, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt.“ 

 

Stimmen gegen die Entscheidung des Senats, an den Abiturprüfungen festzuhalten, gab es vereinzelt auch am Melanchthon-Gymnasium. Die Angst vor einer möglichen Ansteckung und Sorgen um die Gesundheit von Angehörigen beschäftigten viele Schüler*innen. „Zu dieser Zeit waren auch die Bilder aus Italien von den mit Leichen gefüllten Kühllastern sehr präsent“, erinnert sich Ebelt. Als dann aber die ersten Klausuren mit Abstand und in kleinen Gruppen gut organisiert und völlig reibungslos verliefen, beruhigten sich die Gemüter. Danach ging es Schlag auf Schlag. Fünf Prüfungen in zwei Wochen galt es zu absolvieren. „Das war schon ein hohes Pensum und auch ein bisschen stressig“, bemerkt Marvin Rathmann. Aber jetzt ist es geschafft.

 

Doch von Feierlaune keine Spur. Die Pandemie verdirbt den rund 100 Absolvent*innen am Melanchthon-Gymnasium total die Stimmung. Noch immer ist ungewiss, ob ihr Abiball am 22. Juni in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg stattfinden kann. „Wir warten jeden Tag auf neue Informationen“, sagt Marvin Rathmann. Mit der Organisation des Mega-Events für 350 Leute haben die Schüler*innen eine Agentur beauftragt. Kostenpunkt: 22.000 Euro. Geht es nach dem Veranstalter, soll die Party steigen. Dabei dürfen Indoor-Veranstaltungen aktuell nur mit bis zu 150 Personen stattfinden. Den Antrag einer Berliner Organisatorin von Abifeiern auf Erweiterung der Teilnehmerzahl hat das Verwaltungsgericht vergangene Woche abgelehnt. Gegen den Beschluss ist bereits Beschwerde eingelegt worden. Klar ist schon jetzt: Sollte es doch noch Lockerungen geben, wäre das kein Abend, wie sich die Schüler*innen ihn erträumt hatten: Tanzen wäre verboten. Es bestünde Maskenpflicht. Nur Menschen aus zwei Haushalten dürften an einem Tisch Platz nehmen und der Gang zum Buffet würde zeitlich gestaffelt erfolgen. Diese Aussichten lösen nicht gerade Jubelstürme aus. Doch weil sie befürchten, auf hohen Storno-Kosten sitzen zu bleiben, haben die Abiturient*innen die Feier bislang noch nicht abgesagt. „Nur wenn die Veranstaltung offiziell verboten wird und die Agentur die Leistung nicht erbringen kann, wären wir auf der sicheren Seite und bekämen unser Geld zurück.“ Der Corona-Stress geht also weiter. 

 

Deutlich besser sind da schon ihre beruflichen Aussichten. Marvin Rathmann gefällt es so gut an seiner Schule, dass er als Bufdi noch ein Jahr ranhängt. „Ich wollte einfach nicht direkt von der Schule an die Uni.“ Statt pauken ist jetzt also arbeiten angesagt. Im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes wartet eine ganze Reihe an Aufgaben auf den 18-jährigen Hellersdorfer: Zum Beispiel im Sekretariat aushelfen, Lehrkräfte bei ihrer Arbeit unterstützen und Schulklassen auf Exkursionen begleiten. Zudem hatte er schon länger vor, an seinem Gymnasium einen Schulsanitätsdienst von Schülern für Schüler einzuführen. In der Abiturphase sei das zeitlich nicht machbar gewesen. Jetzt will er das Projekt in die Tat umsetzen. Leiter der AG Technik bleibt Marvin Rathmann ebenfalls. Das hat nicht zuletzt mit seinem Berufswunsch zu tun: Veranstaltungstechniker. Gut möglich, dass es ihn dafür im nächsten Jahr zum Studium nach Düsseldorf verschlägt. 

Ganz konkrete Vorstellungen, was seine Zukunft betrifft, hat auch Robin Ebelt. Er bleibt erst mal in der Nähe und hat sich bei der Landespolizei beworben. Nach dem ersten Ausbildungsjahr soll es mit dem Studium bei der Polizei weitergehen. Ihn reizt eine Karriere beim LKA, BKA oder beim SEK.