Gestatten: Marzahns neuer Müller


Simon Rehle (33) hat einen der schönsten Arbeitsplätze im Bezirk

Gestatten: Marzahns neuer Müller

Frischer Wind für die Mühle: Der Bezirk hat einen neuen Müller. Simon Rehle ist 33 Jahre alt, gelernter Bootsbauer und Industriekletterer. Im Dienst des Vereins Agrarbörse Deutschland Ost hält er Marzahns Wahrzeichen in Schuss. Künftig wird er auch Mehl mahlen und Hochzeitspaaren ein Zeremoniell nach Müller-Art bieten.

 

Haben Sie überhaupt schon mal Mehl gemahlen, Herr Rehle?

Bei uns zu Hause gab es früher eine kleine Kornmühle. Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist tatsächlich, wie wir vor dem Backen immer Getreide aus unserer Körnerkiste abgewogen und selbst vermahlen haben. In der Bockwindmühle kam ich bisher noch nicht dazu, komplett eigenständig Mehl zu produzieren. Momentan eigne ich mir im Eiltempo die Grundlagen an. Mit der Unterstützung des Müllers von Sanssouci, der auch Mitglied im Mühlenverein ist und sich als Mentor angeboten hat, wird es sicher nicht mehr lange dauern.  

 

Wie gefällt es Ihnen bisher?

Ich fühle mich sehr wohl. Die Zusammenarbeit mit dem Tierhof läuft gut an und der Arbeitsplatz ist unfassbar schön inmitten von Bauernhof, Natur und Mühle. Es gibt äußerst viel zu tun und zu lernen. Ich gehe das alles mit Begeisterung an. Innerhalb der Agrarbörse habe ich viele charismatische und kompetente Menschen kennengelernt, die mir auf vielfältige Weise helfen.

 

Was reizt Sie daran, Müller in Marzahn zu sein?

Ich bin passionierter Handwerker und habe Lust darauf, meinen Horizont zu erweitern. Die Mühle ist eine der ältesten Maschinen der Menschheit. Für mich ist es ein unbeschreibliches Gefühl, in so einer laufenden Maschine zu stehen. Die Geräuschkulisse, die Kräfte, die Bewegungen, die Atmosphäre, der Geruch: Das sind über tausend Jahre Entwicklungsgeschichte. Toll! 

 

Was haben Sie vorher gemacht?

Nach dem Abitur in meiner Heimatstadt Augsburg ging es zunächst nach Kiel. Ich habe dort eine Ausbildung zum Bootsbauer gemacht und war danach knapp zwei Jahre lang auf „Weltreise“ – unter anderem mit Jobs in Neuseeland und auf den Malediven. Zurück in Deutschland, fand ich eine Anstellung in einer sympathischen kleinen Werft in der Nähe von Berlin. Später habe ich noch eine Ausbildung zum Industriekletterer absolviert und war viel unterwegs, um Rotorblätter von Windenergieanlagen zu reparieren und zu warten. Aber ich habe einen kleinen Sohn und daher schon länger nach etwas Stetigem gesucht. Die Stelle als Müller kam für mich wie ein Geschenk des Himmels. Der Wind war schon immer treibende Kraft in meinem Leben.

 

War Ihnen die Bockwindmühle schon vorher ein Begriff?

Klar, sie ist ein Wahrzeichen Marzahns und weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Auch ich hatte sie mir schon oft angesehen, jedoch vor meinem Einstieg hier noch keine Gelegenheit gefunden, an einer richtigen Führung teilzunehmen.

 

Was ist an Angeboten rund um die Mühle künftig geplant?

Natürlich halten wir an Bewährtem wie den Trauungen fest und streben auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit dem Marzahner Mühlenverein an. Neu ist, dass es eine engere Verknüpfung von unseren Kita- und Schulprojekten mit den Angeboten des Tierhofs, der ja ebenfalls von der Agrarbörse betrieben wird, gibt. Außerdem sind Kooperationen mit dem KulturGut und dem Jugendklub Treibhaus geplant.