Bezirksbürgermeisterin äußert sich zum Wohnungsbauprojekt in der Bisamstraße


335 neue Wohnungen in Mahlsdorf-Nord geplant. Verträgt das Gebiet Mehrgeschosser?

Bürgermeisterin äußert sich zur Bisamstraße

Auf der riesigen Brachfläche in Mahlsdorf-Nord sollen 335 Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern entstehen.
Auf der riesigen Brachfläche in Mahlsdorf-Nord sollen 335 Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern entstehen.

An der Bisamstraße in Mahlsdorf-Nord sollen 335 neue Wohnungen entstehen. Bei vielen Anwohner*innen stößt das Projekt auf wenig Gegenliebe. Sie stören sich an dem beabsichtigen Geschosswohnungsbau und befürchten überdies einen Zusammenbruch der Infrastruktur in ihrem Kiez. Der CDU-Abgeordnete Mario Czaja wirft dem Bezirksamt vor, die ursprünglichen Entwicklungspläne für das Gelände aus dem Blick zu verlieren und äußerte Zweifel daran, ob sich das Vorhaben im geltenden Bebauungsplan bewege. Jetzt hat sich Bürgermeisterin Dagmar Pohle in die Diskussion eingeschaltet.

Tatsächlich wollte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo die Brache südlich der Stralsunder Straße anfangs nur flach mit etwas mehr als 100 Häuschen bebauen lassen. Angesichts der großen Berliner Wohnungsnot aber änderten sich die Pläne unter Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) in dieser Legislaturperiode. Einfamilienhäuser spielen in den Planungen für die Bisamstraße zwar weiterhin eine Rolle, aber es wird zusätzlich auch über Mehrgeschosser nachgedacht.

 

Czaja beklagt „zu massive Bebauung“

Geht gar nicht, findet Mario Czaja, der auf seiner Homepage schrieb: „Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich“. Der CDU-Politiker bezeichnet die geplanten Entwicklungen des Areals als „untragbar“ und beklagt eine „zu massive Bebauung“. Neben der städtebaulichen Problematik in der von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägten Wohngegend lehnt er das Vorhaben auch wegen der fehlenden Infrastruktur ab, vor allem was Schulen, Straßen und Kitas angeht.

 

Czaja verwies darauf, dass der Bebauungsplan für das Gebiet in der vergangenen Legislaturperiode unter seinem Parteikollegen, dem damaligen Stadtentwicklungsstadtrat Christian Gräff, mit großer Mehrheit von der BVV beschlossen wurde. „Inwiefern die Vorgaben des Bebauungsplanes durch die neuen Vorstellungen verletzt werden“ wolle seine Partei im Bezirksparlament nun genau prüfen. 

 

Keine B-Plan-Änderung vorgesehen

Außerdem hatte der Mahlsdorfer Abgeordnete Ende Mai ein vorgefertigtes und an Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) gerichtetes Protestschreiben auf seiner Internetseite als Download zur Verfügung gestellt. Offenbar machten einige Gegner*innen des Bauvorhabens von diesem „Service“ Gebrauch. Jedenfalls gingen in den zurückliegenden Tagen und Wochen zahlreiche Schreiben von Anwohner*innen zum Thema Bisamstraße im Rathaus ein. Als Reaktion darauf veröffentlichte Pohle, die das Stadtentwicklungsressort bekleidet, gestern eine Pressemitteilung. Darin stellte sie klar, dass der bestehende Bebauungsplan weiterhin Gültigkeit hat und auch keine Änderungen vorgesehen sind. 

 

Zwei Vollgeschosse sind zulässig

Pohle bestätigte die Pläne von Senat und Degewo, neben Einfamilienhäusern nach Möglichkeit auch Mehrfamilienhäuser zu bauen. Zulässig sind laut B-Plan Wohnhäuser mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Die Geschosswohnungen sollen nach der Fertigstellung von der Degewo vermietet und einzelne Grundstücke an Häuslebauer in Erbbaupacht vergeben werden. Außerdem ist auch eine Beteiligung von Genossenschaften beabsichtigt. 

 

Informationsveranstaltung im Herbst

„Nachvollziehbar“ seien die Bedenken der Bewohner*innen hinsichtlich der bestehenden Infrastruktur, räumte die Bürgermeisterin ein, erklärte dazu aber: „Da die Festsetzungen des B-Planes nicht geändert werden und diese die Grundlage der Ermittlung der notwendigen Einrichtungen bildet, wird aus planungsrechtlicher Sicht kein zusätzlicher Bedarf erzeugt.“ 

Im Zuge der Erarbeitung des Bebauungsplanes war mit der Degewo ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen worden, der das Unternehmen in die Umsetzung von Infrastrukturprojekten einbezieht. 

 

So hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft bereits Geld für den Bau der im Jahr 2018 eröffneten Kita „Grashüpfer“ (Stralsunder Straße 20) gegeben und Flächen für eine öffentliche Grünanlage an den Bezirk übertragen. Außerdem stellt die Degewo das Grundstück für die geplante Integrierte Sekundarschule (ISS) zwischen Landsberger Straße und Bisamstraße (wir berichteten) zur Verfügung und wird sich an dem Schulneubau auch finanziell beteiligen. 

 

„Über die notwendige Sanierung und die Errichtung von Fußwegen in der Landsberger Straße bedarf es noch einer Abstimmung im Bezirksamt“, teilte Pohle zum Thema Infrastruktur weiterhin mit. Darüber hinaus kündigte sie eine Informationsveranstaltung zum Bauvorhaben Bisamstraße für den Herbst an – vorausgesetzt es gebe keine weiteren Einschränkungen wegen der derzeitigen Pandemie.