Tatort Grünanlage


Bezirk beklagt gestiegene Zerstörungswut und Vermüllung

Tatort Grünanlage

Madeleine Groth (58) arbeitet  seit 1993 beim Grünflächenamt.
Madeleine Groth (58) arbeitet seit 1993 beim Grünflächenamt.

Die öffentlichen Parks und Grünanlagen tun den Stadtmenschen gut. Besonders in den warmen Monaten zieht es die Leute nach draußen. Aber das hat auch unerfreuliche Nebeneffekte. Zuletzt haben Vandalismus und Vermüllung in den Anlagen enorm zugenommen. 

Madeleine Groth, Revierleiterin im Grünflächenamt, berichtet von zerstörten Bänken, beschmierten Spielgeräten, illegal abgeladenem Sperrmüll und Bauschutt, von zerschlagenen Glasflaschen und Pflanzen, die ausgebuddelt werden, um sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon wieder einzusetzen. Der Bezirk muss für die Beseitigung der Schäden jeden Monat Tausende Euro berappen. „Neulich haben wir wieder drei komplett zerstörte Mülleimer ausgewechselt. Ein Papierkorb kostet 480 Euro“, ärgert sich Groth. Der Aufwand, alles wieder in Ordnung zu bringen, sei enorm: „Es ist wie im Hamsterrad. Wir kommen mit der Erneuerung einfach nicht hinterher.“

 

Die 58-jährige Gärtnermeisterin arbeitet seit 1993 im Grünflächenamt. Von Eiche bis Falkenberg erstreckt sich das Gebiet, in dem sie gemeinsam mit elf Kolleg*innen unterwegs ist. „Als ich hier angefangen habe, kamen wir auf über 20 Mitarbeiter*innen, die von einer stattlichen Zahl ABM-Kräfte unterstützt wurden.“ Damals waren die Orte längst nicht so gut besucht wie heute. Doch das Umfeld hat sich verändert. Vieles ist schöner geworden: Der Kletterfelsen entstand, Spielplätze wurden gebaut, der Wuhletal-Wanderweg angelegt und lauschige Sitzecken geschaffen. Die gestiegene Aufenthaltsqualität und ein verändertes Freizeitverhalten locken nun immer mehr Bewohner*innen in die Parks und Grünanlagen. In diesem Jahr sind es wegen Corona besonders viele.

 

Das bestätigt auch Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU). „Die Flächen werden sehr stark frequentiert. Dadurch hat die Vermüllung massiv zugenommen.“ Aktuell verbringen alle fünf Marzahn-Hellersdorfer Revier-Teams drei Tage pro Woche ausschließlich damit, die Hinterlassenschaften der Bürger*innen einzusammeln. Vorher sind sie zweimal wöchentlich mit Müllsäcken durch die Gebiete gestreift. Für die Beschäftigten ist das frustrierend. Beate Kitzmann vom Verein Naturschutz Berlin brachte es kürzlich bei einem Pressegespräch auf den Punkt: „Der Beruf des Gärtners verkommt zunehmend zum Müllsammler.“ 

Dem kann Madeleine Groth nur beipflichten. Um nicht die Freude an der Arbeit zu verlieren, ist sie darum bemüht, für ihre Mitstreiter*innen und sich immer auch ein paar schöne Momente zu schaffen. „Wir legen zum Beispiel Staudenbeete an oder machen Dinge, bei denen unsere gärtnerische Ausbildung gefragt ist.“ Von den Bewohner*innen werde das sehr wohl wahrgenommen und auch geschätzt. Sie wünschte, sie könne mehr solcher Projekte umsetzen, aber dafür fehle die Zeit.

Dabei könnte alles dauerhaft besser aussehen, wäre da nicht das rücksichtslose Verhalten einiger weniger Mitbürger*innen, meint die Grün-Expertin. Erst kürzlich wurde im Kiez eine beliebte Tischtennisplatte umgeschmissen. Solche und ähnliche Nachrichten gehen täglich beim Gärtnerstützpunkt in der Flämingstraße ein. Besonders viel zu tun gibt es im Revier 1 rund um die Ahrensfelder Berge (354.553 qm) und im Eichepark (331.469 qm). Gerade am Wochenende oder nach einer lauen Sommernacht bietet sich den Besucher*innen dieser Hotspots ein Bild der Vermüllung und Zerstörung. „Wir hatten auf dem Gipfel des großen Ahrensfelder Berges Bäume gepflanzt und Bänke in alle Himmelsrichtungen aufgestellt. Die wurden in kürzester Zeit zu Feuerholz verarbeitet.“ Besonders traurig macht Madeleine Groth der Zustand des ausgewiesenen Grillplatzes am Kletterfelsen. Er ist schon so oft mutwillig beschädigt worden, dass der Werkhof des Straßen- und Grünflächenamts die Finanzierung eines neuen Grillplatzes nicht mehr rechtfertigen kann. Auch eine Miet­toilette musste nach einem Jahr abbestellt werden, weil sie ständig umgekippt wurde. Das sei für den Großteil der Bürger*innen, die sich in den Parks und Grünanlagen zu benehmen wissen, sehr schade.

 

Doch was tun gegen die Schmutzfinken? Nadja Zivkovic appelliert an die Marzahn-Hellersdorfer*innen, sich fair und rücksichtsvoll zu verhalten und sorgsamer mit dem innerstädtischen Grün umzugehen. Dessen unschätzbarer Wert habe sich in der Corona-Zeit noch einmal besonders gezeigt. Verpackungen, Essensreste und anderen Krempel nach dem Park-Aufenthalt einfach wieder mitzunehmen, sei nicht zu viel verlangt, so Zivkovic. 

Damit die Mitarbeitenden des Grünflächenamts künftig wieder mehr gärtnerische Tätigkeiten ausüben können, will der Bezirk vermehrt Fremdfirmen mit der Pflege des Straßenbegleitgrüns beauftragen. Außerdem setzt sich die Stadträtin für eine Ausweitung des Parkreinigungsprojekts der Berliner Stadtreinigung ein. Aktuell ist die BSR rund um die Kaulsdorfer Seen und die Hönower Weiherkette im Einsatz. Dem Straßen- und Grünflächenamt wird dadurch ein Stück weit der Rücken für andere Aufgaben freigehalten. Hilfe am Ahrensfelder Berg und im Eichepark gibt es neuerdings vom Träger KommMit im Rahmen einer Arbeitsfördermaßnahme, berichtet Madeleine Groth. „Zwei Personen sind ab sofort am Wochenende vor Ort und sammeln Müll, damit es die Bürger*innen auch am Sonntag noch schön haben.“

 

Um der Beschädigung der Grünanlagen entgegenzuwirken, wünscht sich die Revierleiterin für ihr Gebiet sogenannte Parkmanager*innen, wie es sie schon im Regine-Hildebrandt-Park und andernorts gibt. Aufgabe der „Grün-Wächter“ ist es, auf Ordnung und Sauberkeit zu achten und die Leute freundlich anzusprechen, wenn sie mal ihren Müll liegen lassen.

Laut Madeleine Groth gehen die Zerstörungen oftmals auf das Konto von Menschen, die mit sich nicht viel anzufangen wissen oder die nachts in den Parks und auf den Spielplätzen Partys feiern. Leider komme es viel zu selten vor, dass sie auf frischer Tat ertappt werden.