Wunderschöne Majestäten im Biesdorfer Park


Aus unserer Rubrik "Schätze im Bezirk"

Wunderschöne Majestäten im Biesdorfer Park

Im Schlosspark wachsen u. a. Buchen, Ahorn, Eichen, Ulmen, Linden, Fichten, Ginkgo und ein Urweltmammutbaum.
Im Schlosspark wachsen u. a. Buchen, Ahorn, Eichen, Ulmen, Linden, Fichten, Ginkgo und ein Urweltmammutbaum.

Hoffnungslos überaltert ist der Personalbestand beim Grünflächenamt. Das Durchschnittsalter von 50plus erstaunte bereits um 2010, als im Bezirksamt grundsätzlich kaum neue Leute eingestellt wurden. Nun, zehn Jahre später, liegt der Altersdurchschnitt nach Adam Riese bei 60plus, das bestätigen der Fachbereichsleiter für Grün, Andreas­ Lemmer, und Margret Schwedesky. Die Gartenmeisterin hat selbst schon die 60 überschritten. 

Im Bezirksamt leitet sie das Revier 4 im Stadtteil Biesdorf. Engagiert, sachkundig und mit viel Erfahrung betreut sie unter anderem den denkmalgeschützten Biesdorfer Schlosspark. „Unsere treue Seele­ Frau Schwedesky geht zum Jahresende leider in Rente“, seufzt Andreas Lemmer. Der noch junge Leiter schätzt seine Kollegin sehr. Um Grünanlagen qualifiziert zu begleiten, braucht es mindestens ein Jahr intensiver Einarbeitung, etwa bei der Frage: „Was passiert rundum und in Folge, wenn im Schlosspark der Rasen bewässert wird?“ Frau Schwedesky bringt auch ihre freundliche Courage­ ein, etwa um Grünmitarbeiter vor Ort zu führen oder im Blütenfest-Komitee auf den Nutzungsdruck der massenhaft besuchten Veranstaltung hinzuweisen. Das muss sogar sein, denn der als „hochwertige Grünanlage“ eingestufte Park unterliegt einer ständigen Kontrolle durch das übergeordnete Berliner Fachgremium. 

 

Die Gesamtzahl aller alten, älteren und jungen Bäume wird auf 1.500 bis 2.000 geschätzt. Ein kleiner Teil davon sind Habitat-Bäume, deren Absterben am erhaltenen Torso und manchmal auch am pilzbewachsenen Stamm erkennbar ist. Weil sie Lebensraum für Flora und Fauna bieten, bleiben sie von einer Fällung verschont. 

Der Park gilt vielen Spaziergängern als Kleinod. Das Kommen und Gehen kennen besonders die beiden Mitarbeiter des Parkmanagements aus eigener Anschauung. Das Pilotprojekt des Senats läuft Ende 2020 aus, doch dem Vernehmen nach wird es verlängert. Dem „Parkläufer“ – das ist quasi ein Inspektor – und dem Parkmanager obliegt es, die ehrwürdige Grünanlage unter Berücksichtigung verschiedener Interessengruppen zu bewahren. Zu oft müssen sie feststellen, dass im denkmalgeschützten Park trotz Verbot gegrillt wird oder dass Hundebesitzer ihre Vierbeiner nicht besser an der Leine lassen und sich überdies nicht um Bellos Hinterlassenschaft scheren. Eine daraufhin angesprochene Hundebesitzerin hat einmal geantwortet: „Das können die Grünmitarbeiter wegmachen, die haben doch Handschuhe an!” „Alles hat ein Maß“, kommentiert Andreas Lemmer solche Zustände.

 

Aber jetzt geht es um die schönste Hauptsache, die ein Park zu bieten hat: um Baum-Majestäten, wie sich der studierte Landschaftsarchitekt Lemmer ausdrückt, aber auch um die fein und duftig wirkenden Schattenwiesen, welche immer nur im Herbst gemäht und somit angepasst gepflegt werden. Wir nähern uns einer der Hängebuchen. „Ein Baum braucht 50 bis 100 Jahre, um seinen Charme zu entwickeln”, unterhalten sich die beiden Grünexperten. Im Schlosspark Biesdorf gibt es etliche 150 bis 200 Jahre alte Bäume und natürlich auch viele jüngere, denn hier war immer Entwicklung, nicht nur von Natur aus. Gerade erst wurden am 8. Mai zu Ehren gefallener Sowjetsoldaten drei Birken gepflanzt. Sie stehen in Nachbarschaft zu zwei ausgewachsenen Weißrinden. Allerdings dürfte die Pflege aufwändig sein, denn Birken sind bekanntlich Wasser-Junkies. Die neuerdings trockenen Sommer machen, jetzt schon sichtbar, besonders auch den Eschen zu schaffen.

 

Der Majestäten-Treff besteht aus Ahorn, Eichen, Buchen, Eiben, Ulmen und Robinien, Sommerlinden und Winterlinden, elegant geschwungenen Fichten, Ginkgo und einem Urweltmammutbaum. Mit ihren leuchtend roten Blättern ziert auch eine Blutpflaume das Areal. Die noch junge Blutbuche namens fagus sylvatica „Swat Magrit“ wurde eigens für Margret Schwedesky gepflanzt. Und so hat die Bezirksamtsmitarbeiterin schon zu Lebzeiten für ihr Engagement – auch und vor allem im Schlosspark – ein Denkmal gesetzt bekommen.

 

Ute Bekeschus