Biber im Wuhletal getötet

Grausame Tat sorgt für Entsetzen im Bezirk

Biber im Wuhletal getötet

Symbolfoto © Ronnie Howard, Adobe Stock
Symbolfoto © Ronnie Howard, Adobe Stock

Erst seit wenigen Jahren sind im Wuhletal wieder Biber heimisch. Das Natur- und Umweltamt geht von drei, vielleicht auch vier Familien aus, die hier ein Zuhause gefunden haben. Europas größte Nagetiere sind meist nachtaktiv, wahre Baumeister und außerdem streng geschützt. In Deutschland werden sie auf der Roten Liste bedrohter Arten als gefährdet eingestuft. Großes Entsetzen im Bezirk löste daher auch die Nachricht vom gewaltsamen Tod eines Biber-Weibchens im Biesdorf-Marzahner Grenzgraben aus.

In einem Kleingewässer zwischen dem südlichen Kienberg und der Kleingartenanlage Am Kienberg war der Säuger Anfang August tot aufgefunden worden. Nach der Obduktion des Kadavers im Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IWZ) gehen die Experten davon aus, dass dem 27 Kilogramm schweren, ausgewachsenen Tier durch Schläge mit einem harten Gegenstand – vielleicht dem stumpfen Ende einer Axt – die Wirbelsäule gebrochen wurde. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf stellte Anzeige gegen Unbekannt.

 

Birgitt E. (66), frühere Journalistin, ist noch immer fassungslos. Sie hat das tote Biber-Weibchen entdeckt, als sie mit ihrem Terriermischling „Rudi“ eine Abendrunde drehte. Die Biesdorferin geht gern mit ihrem Hund auf dem naturbelassenen Weg Gassi, weil dort nicht so viele Spaziergänger und Radfahrer anzutreffen sind. „Der Hund schnüffelte und ich sah im Wasser einen großen Körper. Ich bin dann etwas näher herangegangen und habe ein Foto mit dem Smartphone gemacht. Erst da habe ich erkannt, dass es ein toter Biber ist.“ Sie dachte, das Tier sei vielleicht durch die große Hitze der letzten Tage umgekommen. „Dass jemand einen Biber erschlägt, hätte ich nicht angenommen.“

Die Rentnerin sendete noch vom Fundort eine E-Mail mit dem Foto an die Grün Berlin GmbH, die den Kienbergpark verwaltet. Diese reagierte umgehend, informierte die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr, Klimaschutz (UVK) sowie das IWZ. Am nächsten Tag wurde der Kadaver abtransportiert und obduziert. Die Finderin bekam das Obduktionsergebnis durch die Senatsverwaltung mitgeteilt. „Ich war entsetzt über die Tierquälerei“, sagt sie.

 

Doch wer begeht solche Taten? Konflikte von Menschen mit den Wildtieren seien ihm bislang nicht bekannt, erklärt Dr. Camillo Kitzmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Sicher werde der eine oder andere Baum zum Nahrungserwerb gefällt, „aber der Naturschutz freut sich über die Biber im Wuhletal“. Schließlich schaffen die vierbeinigen Landschaftsarchitekten mit ihren Aktivitäten Lebensbedingungen für eine Vielzahl von Tieren und für eine artenreiche Pflanzenwelt. Bei angrenzenden Wegen eines Habitats müsse gegebenenfalls auf die Verkehrssicherungspflicht geachtet werden, bemerkt Kitzmann. Auch könne es zu Problemen kommen, wenn der Rückstau des Biberdamms bis in die Regenwasserkanäle der Berliner Wasserbetriebe reiche. „Diesbezüglich ist aber noch kein Problem aufgetreten und die Mitarbeiter*innen der Gewässer­unterhaltung beobachten die Entwicklungen sehr gewissenhaft.“ Kurzum: Die Freude über die Rückkehr der unermüdlichen Baumeister überwiegt.

 

Leider fügt sich das Ereignis im August in eine Reihe besorgniserregender Geschehnisse im Kienbergpark ein. Immer wieder wird das Gebiet Zielscheibe von Vandalismus. Bäume wurden zerstört, darunter im vergangenen Jahr sogar der gesamte zur IGA angelegte Schauweinberg. Damals zirkulierten auch Flugblätter, auf denen Weidetieren mit dem Tod gedroht wurde. Anlieger berichten von geköpften Reihern und erschlagenen Igeln. Ein wahrscheinlich gehetztes Reh, das stark verletzte Augen hatte, soll vor einigen Wochen von der Polizei erschossen worden sein, um es von seinen Leiden zu erlösen. „Wir Anwohner hören nicht nur häufig Partylärm vom Kienberg, sondern auch Schüsse“, sagt Birgitt E.

Sie hat den Fall des toten Bibers in zwei Marzahn-Hellersdorfer Facebook-Gruppen öffentlich gemacht. Hunderte User äußerten sich danach betroffen. Spaziergänger kündigten an, die Augen offen zu halten. Gefordert wurden aber auch mehr Kontrollen durch Polizei und Sicherheitspersonal – nicht zuletzt wegen der Schüsse. Eine Frau schreibt: „Man sollte das ernst nehmen, bevor es wirklich auch noch Menschen trifft“.

 

Von Schüssen im Wuhletal wisse sie zwar nichts, erklärte Umweltstadträtin Nadja Zivkovic in der BVV, aber auch sie beobachtet die Entwicklungen im Kienbergpark mit Sorge. Das Ordnungsamt bestreift die Gegend nun vermehrt. „Allein im ersten halben Jahr sind durch Vandalismus Schäden in Höhe von 30.000 Euro entstanden“, teilte die CDU-Politikerin mit. Der Biber-Fall habe sie ganz besonders betroffen gemacht. Dies sei nur ein Beispiel für rücksichtsloses Verhalten mancher Menschen gegenüber der Natur. „Wir sollten es uns alle auf die Fahne schreiben, dem entgegenzutreten, und für einen besseren und schöneren Umgang mit unserer Flora und Fauna zu kämpfen“, sagte Zivkovic zu den Bezirksverordneten.