Jubiläumsjahr im Zeichen von Corona

30 Jahre Rot-Weiß Hellersdorf

Jubiläumsjahr im Zeichen von Corona

Im Juni ist Rot-Weiß Hellersdorf 30 Jahre alt geworden. Unter normalen Umständen hätte der Fußballverein Anfang August ordentlich die Korken knallen lassen. Doch Corona verhinderte die Feierlichkeiten auf dem Sportplatz am Teterower Ring 71. „Die Pandemie wird uns wohl leider noch eine Weile begleiten. Wir haben nicht vor, die Party zu einem späteren Zeitpunkt nachzufeiern. 30 Jahre sind dann schließlich vorbei“, sagt der Vereinsvorsitzende Holger Scheibe nüchtern. 

Was vom Jubiläum bleibt, ist die Erinnerung an eine vorzeitig beendete Saison und ein Virus, das sowohl den Spielbetrieb als auch das Vereinsleben heftig durcheinandergewirbelt hat. Als kleines „Andenken“ an das verrückte Jahr gab es für jedes Mitglied vom Vorstand ein knallrotes Jubiläumsshirt mit der Aufschrift „#RWHbleibtgesund“.

 

Fehlstarts möglichst vermeiden

Obwohl es ungewisse Zeiten sind, gehen die Rot-Weißen hochmotiviert in die neue Saison. Allzu große Fehlstarts können diesmal auch nicht so leicht ausgebügelt werden, denn im Berliner Amateurfußball spielen alle Mannschaften unterhalb der Verbandsliga nur eine Hinrunde. Das hat der Berliner Fußball-Verband (BFV) im September entschieden. Der Grund für den Verzicht auf eine Rückrunde: Die umfangreichen Hygienemaßnahmen schränken die Nutzung der Sportplätze derart ein, dass es kaum machbar ist, die gleiche Anzahl an Spielen wie sonst durchzuführen. „Wir haben sieben Kabinen und dürfen diese wegen der Abstandsregeln nicht voll auslasten. Drei, vier Spiele pro Tag sind da das höchste der Gefühle. An manchen Sonnabenden hätten wir im Normalbetrieb hingegen acht Partien auf der Anlage“, rechnet Scheibe vor.

 

Mitgliederzahl weiterhin stabil

Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen verzeichnet RWH bislang keinen signifikanten Mitgliederschwund. Das freut den Vereinsboss. Von der G-Jugend bis zur Ü60 sind alle Altersklassen besetzt. Auch die achtwöchigen Mini-Kurse laufen wieder an. Ambitionierte Ziele wollte der Verein in diesem Jahr bewusst nicht ausgeben. Perspektivisch wollen die Männer wieder in der Bezirksliga kicken und die Frauen und Senioren aufs Großfeld zurückwechseln. Die Kleinfeld-Saison hatten die Frauen im Frühjahr auf Tabellenplatz eins beendet. Damit ist das Team von Coach Diane Meiwald der erste Berliner Meister der Vereinsgeschichte.

 

Warten auf die Lichtmasten

Angefangen hat im Sommer 1990 alles mit zwei Trainingsgruppen im Nachwuchsbereich und 18 Mitgliedern. Heute sind 550 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Verein aktiv. Holger Scheibe gehört zu den Gründungsvätern. Die damaligen Bedingungen auf dem „Tete“, wie die Sportanlage liebevoll genannt wird, seien mit heute nicht zu vergleichen, bemerkt der 62-Jährige. „Das Stadion Wuhletal war noch ein großes Baufeld, auf dem Schutt abgelagert wurde. Es gab einen roten Schotter- und einen Tennenplatz.“ Beide Anlagen sind heute mit Kunstrasen belegt. 

Was fehlt, ist eine Trainingsplatzbeleuchtung für das Kleinfeld. Der Verein kämpft seit einer gefühlten Ewigkeit darum. Denn ohne Licht kann die Fläche in den Herbst- und Wintermonaten nicht genutzt werden. Aus den Plänen des Bezirks­amts, die Masten noch in diesem Jahr aufzustellen, wird nichts. Holger Scheibe ärgert das enorm. „Gerade in Zeiten der Pandemie, wo uns die Hallen nicht wie in den Vorjahren zur Verfügung stehen, hätten wir diese zusätzliche Trainingsmöglichkeit ganz dringend gebraucht.“ Er hofft nun, dass die Maßnahme 2021 endlich umgesetzt wird. Das hat der Bezirk zugesagt. Außerdem träumt man im Verein nach wie vor davon, das Sportfunktionsgebäude aufzustocken. „Bei 25 Teams, die wir aktuell haben, wäre eine weitere Etage mit zusätzlichen Kabinen durchaus angemessen.“

 

Platzwart dringend gesucht

Ansonsten sieht der Vorstand den Klub in ziemlich allen Bereichen gut aufgestellt – mit einer Ausnahme: Für den Teterower Ring wird händeringend ein Platzwart gesucht. Seit Jahren schon müssen die Vereine im Bezirk die Nachmittagszeiten auf den Sportplätzen selbst abdecken. Rot-Weiß stellt das vor große Herausforderungen. Oft machen Vorstandsmitglieder den Job nebenbei. Doch das darf auf Dauer keine Lösung sein. „Manchmal geht es an die Grenzen der Belastbarkeit“, berichtet Scheibe, der sich auf dem Posten zum Beispiel einen rüstigen Rentner gut vorstellen kann. Dieser müsste ein gewisses organisatorisches Geschick mitbringen, zuverlässig sein und könnte sich so ein paar Euro dazuverdienen. Alle Versuche, jemanden für die Tätigkeit zu gewinnen, blieben bislang erfolglos. Wenn sich Holger Scheibe etwas zum Geburtstag für den Verein wünschen dürfte, wäre das wohl die Besetzung der Platzwart-Stelle – und natürlich die Rückkehr zum Normalbetrieb.