Musikschule kommt zu den Kindern in den Kiez

Neues Projekt in Hellersdorfer Gemeinschaftsunterkunft

Musikschule kommt zu den Kids in den Kiez

G, D, A, E – Die Saiten der Violine benennen, das kann Elene (Foto re.) schon aus dem Effeff. Behutsam klemmt die Elfjährige das edle Instrument zwischen Wange und Schulter und beginnt, mit dem Bogen zu streichen. Geigenlehrerin Dearbhla Nolan (li.) zeigt dem aufgeweckten Mädchen, wie es geht. Seit August besucht die Musikerin gemeinsam mit einigen Kolleg*innen jeden Donnerstag die Hellersdorfer Gemeinschaftsunterkunft in der Maxie-Wander-Straße, um mit Elene und den anderen Kindern für einige Stunden zu musizieren.

Die Eltern müssen dafür nichts bezahlen. Möglich macht das ein neues Projekt der kommunalen Hans-Werner-Henze-Musikschule. Es soll insbesondere Schüler*innen, die einen erschwerten Zugang zu Bildung haben, die Möglichkeit geben, ein Instrument zu lernen. Denn das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch gut fürs Gehirn und für die Persönlichkeitsentwicklung.

 

Angebot für alle Kinder aus dem Wohngebiet

„Wir sind zwar an das Flüchtlingsheim angebunden, das Angebot steht aber allen Kindern aus dem Kiez offen“, stellt Heike Blank (Mi.) klar. Sie ist an der bezirklichen Musikschule Fachgruppenleiterin für die Streicher, unterrichtet Geige, betreut die verschiedenen Kooperationsprojekte der Bildungseinrichtung und hat „Nur Mut – Mit Musiqa“ auf den Weg gebracht. Das Angebot läuft bis zum Ende des Schuljahres und wird mit Fördermitteln in Höhe von 30.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Kultur macht stark“ finanziert. 

Immer donnerstags von 14 bis 19 Uhr können Kinder und Jugendliche in der Unterkunft ausprobieren, welches Instrument zu ihnen passt. Zur Wahl stehen Geige, Cello, Gitarre und Oud – die arabische Laute. Angeleitet werden sie dabei von Fachlehrkräften und einer Betreuerin der Musikschule. 

 

Neue Orte kennenlernen

Zusätzlich zum Unterricht sind Auftritte im Quartier und bei Veranstaltungen geplant. „Wir möchten, dass die Mädchen und Jungen noch andere Orte im Wohngebiet kennenlernen, als ihre Unterkunft, die Schule und den Weg dazwischen“, sagt Heike Blank. Darum hat sich die Musikschule weitere Partner ins Boot geholt: das Integrationsmanagement BENN am Boulevard Kastanienallee und das U5. In dem Jugendklub am Auerbacher Ring 25 findet im Oktober ein Workshop statt, bei dem die Kinder eigene Klangkompositionen aufnehmen können.

 

Die Kraft der Musik

Heike Blank, kann gar nicht genug betonen, wie wichtig das Projekt für die jungen Teilnehmenden ist: „Allein ein Instrument zu spielen und in der Öffentlichkeit aufzutreten, erfordert unheimlich viel Mut und ist gut für das Selbstwertgefühl.“ Außerdem werden die Kinder und Jugendlichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Instrumenten sensibilisiert. Sie lernen Disziplin und entwickeln beim Musizieren in Gruppen ein Gemeinschaftsgefühl. Die Liste der vielen positiven Nebeneffekte ließe sich noch weiter fortführen. Auch bei der Verarbeitung von Kriegs- und Fluchterfahrungen kann das Angebot helfen.

 

Integration durch Bildung

Musikschulleiterin Yvonne Moser versteht „Nur Mut – Mit Musiqa“ auch als einen Beitrag zur Integration und als einen Baustein, sozial benachteiligten Kindern den Zugang zu kultureller Bildung zu erleichtern. 

Projekte mit Geflüchteten wurden an der Hans-Werner-Henze-Schule in den vergangenen Jahren immer wieder aus verschiedenen Fördertöpfen realisiert. Ihr Team sei dafür sehr aufgeschlossen, sagt Moser, auch weil das Kollegium selbst ziemlich bunt ist: „Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund liegt in unserem Haus mittlerweile bei mindestens 30 Prozent.“