Neue Outdoor-Kunstwerke für Hellersdorf

Graffiti-Profis verschönern 30 Hausaufgänge – Sonderveröffentlichung

Neue Outdoor-Kunstwerke für Hellersdorf

In der Hellersdorfer Straße 199 wurde Ende September der erste von 30 Durchgängen fertiggestellt. Sabine Laskowski und Jan Schmidt haben das Kunstwerk gemeinsam in Augenschein genommen.
In der Hellersdorfer Straße 199 wurde Ende September der erste von 30 Durchgängen fertiggestellt. Sabine Laskowski und Jan Schmidt haben das Kunstwerk gemeinsam in Augenschein genommen.

An kaum einem Ort in der Welt ist Graffiti-Kultur so lebendig wie in Berlin. Seit Jahren gilt die Hauptstadt als Street-Art-Metropole schlechthin – auch außerhalb des S-Bahn-Rings. Jan Schmidt, Geschäftsführer der Kreativagentur 0815 Industries, bezeichnet Marzahn-Hellersdorf sogar als „Mekka“ für Sprühdosen-Kunst.

Wer aufmerksam durch die Quartiere streift, entdeckt tatsächlich etliche bunt gestaltete Unterführungen, Stromkästen, Gebäude, Mauern und Giebel. In diesem Herbst kommen auf einen Schlag 30 neue Werke hinzu, denn die Profis von 0815 sind gerade dabei, in den Hellersdorfer Quartieren der STADT UND LAND die Hausdurchgänge zu verschönern. Im Grabenviertel können die ersten Motive schon bestaunt werden. 

 

Ausschlaggebend für die Aktion war die letzte Mieterumfrage aus dem Jahr 2019, berichtet STADT UND LAND-Mitarbeiterin Sabine Laskowski. „Die Auswertung hat ergeben, dass sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner vor allem Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit wünschen. Da unsere Durchgänge etwas in die Jahre gekommen sind, haben wir entschieden, das Thema noch mal anzupacken.“ 

 

Weil die kommunale Wohnungsbaugesellschaft schon seit 2004 sehr vertrauensvoll mit der Agentur zusammenarbeitet, gab es für das Projekt auch keine strengen Vorgaben. „Wir wissen, dass wir Qualität geliefert bekommen“, merkt Sabine Laskowski an. 

Auch wenn die Künstlerinnen und Künstler ihre Kreativität voll ausleben dürfen, wird nicht einfach drauflos gemalt. Für jedes Viertel gibt es ein eigenes Konzept. Während im Grabenviertel eher grafisch gearbeitet wird, dominieren im Kienbergviertel gegenständliche Kompositionen, bei denen Motive aus der Natur und Umgebung aufgegriffen werden. „Die Graffiti müssen ins Umfeld passen und sollen möglichst die Identität des Wohngebiets widerspiegeln“, erläutert Jan Schmidt, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, als er 0815 im Jahr 2002 gründete. Heute zählt die Firma zu den großen Playern der Szene. Die kreativen Köpfe werden von Unternehmen wie der Deutschen Bahn gebucht, arbeiten mit den Bezirken und dem Senat zusammen, machen Teambuilding und führen Workshops in Schulen und Jugendklubs durch.

 

Von Anfang an gehörte die STADT UND LAND zu ihren Auftraggebern. Mehr noch als heute hatte die Wohnungsbaugesellschaft damals Ärger mit Schmierereien in den Hausdurchgängen, erinnert sich Sabine Laskowski. Die professionell gestalteten Kunstwerke sollten als Schutz vor Vandalismus dienen, denn es gibt in der Szene eine Art Ehrenkodex und der lautet: Übermale niemals ein Bild, das besser ist als dein eigenes. Die Strategie ging auf.

 

Jetzt, nach 10, 15 Jahren, aber wird es Zeit für einen neuen „Anstrich“, finden alle Beteiligten. „Wir gehen über unsere eigenen Werke rüber“, sagt Jan Schmidt. Das sei okay. Wer Graffiti macht, wisse auch, dass diese Kunst vergänglich ist und sich ständig neu erfindet. „Es kommen neue Techniken hinzu und auch die Farbpalette wird immer breiter.“ Die STADT UND LAND-Mieterinnen und -Mieter dürfen also gespannt sein, was die Männer und Frauen von 0815 an ihre Durchgänge zaubern.