Turnhalle ist jetzt Corona-Teststation

In der Neuruppiner Straße 21 werden ab sofort Abstriche genommen

Turnhalle ist jetzt Corona-Teststation

In der Kiezsporthalle in der Neuruppiner Straße 21 werden jetzt Corona-Abstriche vorgenommen. Mit der provisorisch eingerichteten Station des Gesundheitsamts trägt der Bezirk angesichts steigender Infektionszahlen dem erhöhten Testbedarf Rechnung und rüstet sich für die kalte Jahreszeit.

Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Seit vergangener Woche zählt ganz Berlin als Risikogebiet. Aus dem Lageso-Lagebericht von Montag geht hervor, dass aktuell acht Bezirke die kritische Schwelle von 50 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten haben. Während in Neukölln (138,8) und Mitte (103,2) der Wert sogar über der 100er-Marke liegt, weist Marzahn-Hellersdorf mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 22,2 eine vergleichsweise niedrige Infektionsrate auf. Aber auch hier steigen die Zahlen und immer mehr Menschen müssen sich auf Covid-19 testen lassen.

 

Räume des Gesundheitsamts für größere Gruppen nicht ausgelegt

So berichtete Bildungsstadtrat Gordon Lemm (SPD) am Donnerstag in der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Corona-Fällen an vier Schulen im Bezirk. Betroffen waren das Otto-Nagel-Gymnasium, die Rahel-Hirsch-Schule (OSZ Medizin/Gesundheit), die Fuchsberg-Grundschule und das Siemens-Gymnasium. Für die mit der Kontaktnachverfolgung, den Quarantäneanordnungen und Testungen betrauten Mitarbeiter*innen des Gesundheitsamts bedeutet das einen enormen Arbeitsaufwand. „Mitunter müssen im Oberstufenbereich bei nur einem infizierten Kind oder einer Lehrkraft drei bis vier komplette Schulklassen getestet werden“, erklärte Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) den Bezirksverordneten. Die Räumlichkeiten des Gesundheitsamts in der Janusz-Korczak-Straße seien dafür nicht ausgelegt. Da lange Schlangen auf der Straße möglichst vermieden werden sollen, gerade wenn es draußen nass und kalt ist, haben sich das Gesundheitsamt von Dagmar Pohle und das Sportamt von Gordon Lemm darauf verständigt, eine Turnhalle in Hellersdorf zur Teststation umzufunktionieren. Wer dort getestet wird, legt das Gesundheitsamt fest. Einfach vorbeigehen, ist nicht möglich.

 

Corona-Abstriche statt Vereinssport

Ursprünglich war geplant, die Halle in der Neuruppiner Straße 21 lediglich zwischen 8 und 15 Uhr als Abstrichstelle zu nutzen, danach zu reinigen und ab 16 Uhr für den Vereinssport zu öffnen. In der Praxis aber sei dies nicht zu bewerkstelligen gewesen, teilte die Bezirksbürgermeisterin mit. Schließlich hätte das Gebäude zweimal täglich gereinigt und umgeräumt werden müssen – und zwar gleich im Anschluss an den Testbetrieb und dann noch einmal am Abend nach der Nutzung der Halle durch die Vereine. „Das ist eine unzumutbare Belastung für alle Beteiligten“, so Pohle. Darum sei in einer Krisensitzung entschieden worden, die Sporthalle dem Gesundheitsamt bis auf Weiteres vollumfänglich zur Verfügung zu stellen. 

 

Für Sportklubs wie den PSV Olympia, SC Eintracht und TuS Hellersdorf, die bislang die Sporthalle in den Nachmittags- und Abendstunden genutzt haben, fallen dadurch allerdings wichtige Trainingszeiten weg. „Wir müssen schauen, ob wir für die betroffenen Sportvereine andere Hallen besorgen können. Das Sportamt ist da dran“, versicherte Stadtrat Lemm. 

Dagmar Pohle geht davon aus, dass ihr Gesundheitsamt mit den nun vorhandenen Räumlichkeiten gut auskomme und nach derzeitigem Stand keine weiteren Turnhallen benötigt werden.

 

„Corona-Detektive“ gesucht

Personelle Verstärkung im Bereich der Pandemie-Bekämpfung braucht es hingegen noch ganz dringend. In einer aktuellen Ausschreibung, die bis 15. Oktober läuft, sucht der Bezirk nach „Corona-Detektiven“, die das Gesundheitsamt in der Kontaktpersonennachverfolgung unterstützen. Es handelt sich dabei um befristete Vollzeitstellen. Bewerber*innen sollten in jedem Fall gute organisatorische und kommunikative Kompetenzen mitbringen. 

Die Tätigkeit umfasst unter anderem das Telefonieren mit Covid-19-Patient*innen, die Kontaktaufnahme zu möglichen Kontaktpersonen und verschiedene Büroaufgaben wie etwa die Falleingabe in eine entsprechende Software. 

 

Nach wie vor steht auch die Bundeswehr dem Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung zur Seite. Aktuell verstärken 15 Soldat*innen die Teams. Während Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) diese Art der externen Hilfe bei der Eindämmung der Pandemie weiterhin ablehnt, macht Marzahn-Hellersdorfs Dagmar Pohle ganz klar deutlich, ihr sei der Einsatz von Bundeswehrsoldat*innen in der Gesundheitsvorsorge deutlich lieber als in anderen Bereichen.