Schulstart inmitten der zweiten Corona-Welle

Nach den Herbstferien gibt es einige Neuerungen

Schulstart inmitten der zweiten Corona-Welle

© Maridav, Adobe Stock
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Wenn am Montag der Unterricht wieder losgeht, stehen die Ampeln für alle Berliner Schulen auf „Gelb“. Das hat vor allem für die Schüler*innen der Berufsschulen und der Oberstufen ab Klasse 11 Folgen. Nach dem neuen Corona-Stufenplan der Senatsbildungsverwaltung müssen sie im Unterricht vorerst Masken tragen. Ob das so bleibt, Vorsichtsmaßnahmen vielleicht gelockert oder eher verschärft werden, wird künftig immer donnerstags je nach Infektionslage für jede einzelne Schule neu entschieden. Gesundheitsamt und Schulaufsicht nehmen die Bewertung vor. Für Marzahn-Hellersdorf heißt das, Woche für Woche 47 Schulen in den Blick zu nehmen.

Insgesamt umfasst der Stufenplan des Senats vier Farben: Auf „Grün“ und „Gelb“ folgt „Orange“. Erhält eine Schule diese Einstufung, bedeutet das nicht nur strengere Hygienemaßnahmen, auch der Regelunterricht wird eingeschränkt. Angebote wie Arbeitsgemeinschaften oder Religionsunterricht zum Beispiel finden dann nicht mehr in Präsenzform statt.

Bei „Rot“ müssen auch Grundschüler*innen im Klassenraum die ganze Zeit Mund und Nase bedecken. Außerdem wird auf einen Mix aus Präsenz- und digitalem Fernunterricht umgestiegen.

 

Sieben-Tage-Inzidenz nur noch knapp unter 50

Wesentliche Kriterien für die Einstufung sind das Infektionsgeschehen an der Schule selbst und im Bezirk. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Marzahn-Hellersdorf bei 47,8 und damit nur noch knapp unter der kritischen Grenze von 50. Ändert sich die Farbe für eine Lehranstalt, soll die Schulleitung unmittelbar im Anschluss an die Donnerstags-Beratung informiert werden, um dann am Freitag Lehrkräfte, Schüler*innen und deren Eltern darauf vorbereiten zu können, was sich ab Montag ändert.

„Ich glaube, das ist ein vernünftiges Verfahren, um nicht alle über einen Kamm zu scheren und nur da verschärfende Maßnahmen durchzuführen, wo diese nötig sind“, äußert sich Marzahn-Hellersdorfs Bildungsstadtrat Gordon Lemm (SPD) zu den Regelungen. Er verweist darauf, dass auch die Schulleitungen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden sollen. „Wir fragen die Schulen vorher ab, ob sie Hinweise haben, die bei der Einschätzung besonders berücksichtigt werden müssen.“

 

Bezirksstadtrat beruft Hygienebeirat ein

Zusätzlich hat Lemm für die Schulen in Marzahn-Hellersdorf einen Hygienebeirat einberufen. Er verspricht sich davon einen besseren Informationsaustausch sowie die schnelle Klärung von Fragen und Problemen rund um Corona.

Neben dem Bezirksstadtrat sitzen in dem Gremium die Leitungen der regionalen Schulaufsicht und des Gesundheitsamts als auch der Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Schule und des Bezirksschulbeirats sowie je ein*e Vertreter*in der vier Schulformen Grundschule, Integrierte Sekundarschule (ISS), Gymnasium und Förderzentrum. Die Zahl der Mitglieder sei bewusst überschaubar gehalten worden, um in Präsenz tagen zu können, erläutert Gordon Lemm. 

Um auch Lehrkräfte und Schüler*innen ausreichend zu beteiligen, sollen der Ausschuss für das pädagogische Personal und der Bezirksschülerausschuss Themen aufrufen können und das Protokoll der Sitzungen erhalten.

Am 6. November wird der Hygienebeirat seine erste Sitzung bestreiten und dann immer monatlich tagen. Ob die Mitglieder eventuell doch in kürzeren Abständen zusammenkommen müssen, werde sich zeigen, so Lemm. Ausgetauscht wird sich unter anderem über die Situation an den Schulen, die Pläne der Landespolitik und die Umsetzung der Hygienepläne. 

 

CO2-Messgeräte sollen beim richtigen Lüften helfen

Ganz sicher werden dem Gremium die Themen nicht ausgehen. Neu ist zum Beispiel, dass alle Schulen in den kommenden Tagen mit CO2-Messgeräten ausgerüstet werden. Sie zeigen an, wann die Luft in den Klassenzimmern verbraucht ist und es wieder Zeit wird, die Fenster aufzureißen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) versteht die CO2-Messgeräte als Unterstützung, um den richtigen Lüftungsrhythmus in den Lerngruppen zu trainieren. Insgesamt eine Million Euro lässt sich das Land Berlin die Anschaffung von 3.500 solcher Anlagen kosten. Marzahn-Hellersdorf erhält 185 Stück – je nach Schüler*innenzahl drei bis fünf pro Schule. Dazu merkt der Bildungsstadtrat an: „Klar ist, dass damit nicht flächendeckend alle Räume ausgestattet werden können. Baugleiche Räume mit gleichen Lüftungsmöglichkeiten verhalten sich aber gleich, sodass hiermit das korrekte Lüftungsverhalten für deutlich mehr Räume geübt und geprüft werden kann.“

 

Für strengere Maskenpflicht und Hybridunterricht

Die Linken-Bezirksverordnete Konstanze Dobberke bezweifelt, dass die getroffenen Maßnahmen der Senatsbildungsverwaltung weit genug gehen. Angesichts des massiven Anstiegs der Corona-Neuinfektionen sieht sie Lehrkräfte und Lernende in den Klassenzimmern unzureichend vor Infektionen geschützt. Wie viele andere Pädagoginnen und Pädagogen spricht auch sie sich in der aktuellen Situation für eine generelle Maskenpflicht im Unterricht aus.

 

Außerdem fordert Dobberke, die selbst Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule ist, halbe Klassen und einen Mix aus Präsenzunterricht und Homeschooling im Wochenwechsel. „Um zu verhindern, dass wir alle krank werden und Schulen wieder komplett schließen müssen, kommen wir an einer Rückkehr zum Hybridunterricht nicht vorbei“, ist sich die 38-Jährige sicher. Die Entscheidung dafür hätte die Senatorin schon zu Beginn der Herbstferien treffen sollen, findet Dobberke: „So wäre auch genug Zeit für die Schulen gewesen, sich angemessen darauf vorzubereiten.“ Stattdessen startet also jede Schule am Montag zunächst im Regelbetrieb mit verstärkten Hygienevorkehrungen. Sollten vielleicht schon am kommenden Donnerstag die Ampeln der einen oder anderen Einrichtung auf „Orange“ oder „Rot“ springen, muss blitzschnell reagiert werden.