MUF der zweiten Generation geht an den Start

Mit Apartments und Kita: neue Geflüchtetenunterkunft am Murtzaner Ring 68

MUF der zweiten Generation geht an den Start

MUF 2.0 heißt die neue Generation von modularen Geflüchtetenunterkünften in Berlin. Am Murtzaner Ring 68 in Marzahn-Süd ist nun der erste Standort fertiggestellt worden. Ende November sollen die ersten Bewohner*innen ihr neues Zuhause beziehen können. Die zwei rechtwinklig angeordneten Baukörper bieten Platz für 431 Menschen und noch dazu für eine öffentliche Kita. 

Geplant und gebaut wurde die auf eine Lebensdauer von 80 Jahren ausgelegte MUF von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Wegen unerwarteter Mehrkosten flossen über 27 Millionen Euro in das Vorhaben. Die Bauzeit betrug 15 Monate. Im September erfolgte die Übergabe an das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Betreiberin wird die Stephanus Stiftung sein, eine gemeinnützige diakonische Stiftung mit Sitz in Berlin.

 

Ein Plus an Wohnkomfort und Privatsphäre

Im Gegensatz zu den bislang errichteten modularen Unterkünften ähnelt die neue Anlage eher klassischen Mehrfamilienhäusern. Kleine Zimmer und große Gemeinschaftsbereiche waren gestern – die nun entstandenen Apartments sind in sich geschlossenen, verfügen über eigene Bäder und Küchen, was den Bewohner*innen deutlich mehr Privatsphäre ermöglicht. Das sei eine gute Grundlage, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, betont Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke).

Der Wohnungsmix reicht vom Einzelzimmer bis zur Fünf-Zimmer-Maisonettewohnung. Die Einrichtung ist aufs Wesentliche reduziert. Zur Zimmerausstattung gehören Bett, Spind und Regal. Pro Person stehen mindestens sieben Quadratmeter Zimmerfläche zur Verfügung. 

 

Eine Kita für alle

Vom Wohnkomfort abgesehen, unterscheidet sich die MUF 2.0 auch in einigen anderen Details von ihrem Vorgängermodell. Sofort ins Auge fallen die neuen Absturzsicherungen an den Fenstern. Sie bestehen aus gefärbtem Sicherheitsglas und lassen die graue Außenfassade der Unterkunft viel freundlicher wirken. 

„Ebenfalls relativ neu ist, dass wir soziale Infrastruktur im Gebäude integrieren“, sagt LAF-Sprecher Sascha Langenbach. Diese orientiere sich jeweils am Bedarf im Kiez. Während in der künftigen MUF in der Salvador-Allende-Straße in Köpenick zum Beispiel ein Seniorentreff mitgedacht wurde und in Lichterfelde ein Kiezcafé sowie Räume für eine Tagesmutter eingeplant sind, ist im Erdgeschoss eines Gebäudeteils am Murtzaner Ring eine Kita entstanden. Voraussichtlich ab Anfang 2021 können dort etwa 65 Kinder betreut werden. Die Einrichtung steht Familien aus der Umgebung und der Unterkunft gleichermaßen offen. 

Marzahn-Hellersdorfs Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) begrüßt diese Öffnung in die Nachbarschaft und ins Quartier ausdrücklich: „In Marzahn-Süd sind Begegnungsorte und soziale Angebote gefragt, die allen Nachbarinnen und Nachbarn zugutekommen. Der Spielplatz und die öffentliche Kita, die sich sowohl an geflüchtete als auch an alteingesessene Familien wenden, sind wichtige erste Schritte.“ 

 

Mehr Normalität

„Alles wird normaler“, sagt Sascha Langenbach dazu. Bei einem Presserundgang verweist er darauf, dass auch die Zäune im Vergleich zu den herkömmlichen Unterkünften viel niedriger bis gar nicht mehr vorhanden sind. „Eigentlich eröffnen wir ein normales großes Haus im Sozialwohnungsstandard – mit dem Unterschied, dass hier Menschen aus 20 verschiedenen Nationen leben.“ 

Künftige Bewohner*innen werden zunächst die etwa 300 geflüchteten Familien und Alleinreisenden aus dem Containerdorf am Blumberger Damm 163/165 sein. Sie kennen das Umfeld schon mehrere Jahre. Die Kinder besuchen Schulen in der Nähe. Einige Erwachsene gehen hier zu Sprach- und Integrationskursen oder zur Arbeit. 

 

Geplant ist, dass der Umzug in der letzten Novemberwoche über die Bühne geht. Für das LAF und das Team der Stephanus Stiftung bedeutet das einen enormen organisatorischen Aufwand. Aktuell werden Podcasts in zehn verschiedenen Sprachen vorbereitet, die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Umzug und die neue Wohnsituation liefern. Nach dem Leerzug soll das Containerdorf am Blumberger Damm nicht mehr für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden.

 

Bürger*inneninformation wegen Corona abgesagt

Eigentlich sollte es in diesen Tagen auch eine Informationsveranstaltung und einen Tag der offenen Tür geben, bei denen Interessierte die Gelegenheit gehabt hätten, die neu entstandene Unterkunft zu besichtigen, Akteure kennenzulernen und Fragen zu stellen. Wegen Corona wurden beide Veranstaltungen allerdings abgesagt. Das Bezirksamt hat zugesagt, diese in Kooperation mit der Betreiberin und dem zuständigen Landesamt für Flüchtlingsfragen nachzuholen, sobald es wieder möglich ist.