Von Hönow bis zum Hauptbahnhof

Nach dem Lückenschluss geht's ab 4.12. ganz ohne Umsteigen

Von Hönow bis zum Hauptbahnhof

Im 30. Jahr der Wiedervereinigung verbindet die neue U5 Ost und West
Im 30. Jahr der Wiedervereinigung verbindet die neue U5 Ost und West

Seit über 30 Jahren gehört die U5 zu den wichtigsten „Öffis“ im Bezirk. Sie chauffiert Tausende Bewohner zur Arbeit und wieder zurück, bringt Menschen zum Familienausflug in den Tierpark, zur Party nach Friedrichshain oder zum Shopping am Alex. Nun erreichen Fahrgäste auf direktem Weg noch mehr Ziele. Ab 4. Dezember können sie ohne Umstieg in nur 41 Minuten von Hönow mitten durch das historische Herz Berlins bis zum Hauptbahnhof düsen. Möglich macht das der vollendete Lückenschluss zwischen den Stationen Alexanderplatz und Brandenburger Tor. Anlässlich der Fertigstellung des 500 Millionen Euro teuren Infrastrukturprojekts widmet der Bezirk der U5 eine Ausstellung.

Bereits nach dem Mauerfall gab es die Idee, die U5 bis zum Hauptbahnhof (Lehrter Bahnhof) zu verlängern. Doch es brauchte allein schon bis 2009, um die sogenannte „Kanzlerlinie“ U55 mit den Bahnhöfen Brandenburger Tor, Bundestag und Hauptbahnhof zu eröffnen. 

Weitere gut zehn Jahre später ist es so weit: Die völlig neu gebauten Stationen Rotes Rathaus, Museumsinsel­ und Unter den Linden gehen ans Netz. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt wie die Staatsoper, der Gendarmenmarkt und das Nikolaiviertel sind fortan ganz bequem mit der U5 zu erreichen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) rechnen künftig auf der Strecke mit 100.000 bis 150.000 Fahrgästen täglich. Insgesamt werden durch die Verlängerung 26 Stationen auf einer Gesamtstrecke von 22 Kilometern bedient. An der Haltestelle Museumsinsel stoppen die Züge voraussichtlich erst im Sommer. Bis zur endgültigen Fertigstellung bleibt sie damit ein Durchfahrbahnhof. 

 

GEBURTSSTUNDE DER „E“

Die Geschichte der U5 beginnt 1927 mit dem ersten Spatenstich für den Abschnitt zwischen Alexanderplatz und Friedrichsfelde. 1930 wird die über sieben Kilometer lange Strecke mit insgesamt zehn Stationen als Linie E in Betrieb genommen. Erst 43 Jahre später – Berlin ist längst geteilt – kommt im Juni 1973 mit dem Tierpark ein elfter Bahnhof hinzu. Dabei hatte sich Tierpark-Direktor Heinrich Dathe bereits 1955 für einen Schnellbahn-Anschluss“ starkgemacht.

 

LEBENSADER FÜR DIE PLATTE

Erneuten Zuwachs bekommt die „E“ dann in den 80er Jahren. Nach dem Beginn der Planungen für die Großsiedlung Hellersdorf beschließt die DDR-Führung 1984, die Linie in zwei Bauabschnitten bis nach Hönow oberirdisch weiterzuführen. Die Idee entsteht aus der Not heraus: Ursprünglich sollte das neue Plattenbaugebiet nämlich genauso wie Marzahn und Hohenschönhausen eine Anbindung an die S-Bahn erhalten, doch die war völlig ausgelastet. 

Geplant wird das riesige U-BahnProjekt nicht wie eigentlich üblich von der Bahn, sondern von Straßenbauern – und zwar auf der nicht mehr benötigten Eisenbahnstrecke zwischen Kaulsdorf und Friedrichsfelde. Am 1. März 1985 beginnen die Arbeiten. Drei Jahre später, am 30. Juni 1988, kann die Übergabe des ersten Abschnitts mit den Bahnhöfen Biesdorf-Süd und Elsterwerdaer Platz erfolgen. Wenige Monate vor dem Mauerfall stehen nach vierjähriger Bauzeit am 1. Juli­ 1989 dann auch die Signale bis nach Hönow auf Grün. Wuhletal ist die erste Station, an der sich S- und U-Bahn die Bahnsteige teilen. Bis heute ist diese Besonderheit berlinweit einmalig.

 

WISSENSWERTES ERFAHREN

Obwohl gerade erst 30 Jahre alt, tragen mehrere Hellersdorfer Bahnhöfe schon wieder neue Bezeichnungen. Die nach den SED-Politikern­ Albert Norden und Paul Verner benannten Stationen heißen seit dem ersten Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung Kaulsdorf-Nord und Louis-Lewin-Straße. 

Sogar zum zweiten Mal umbenannt wurde der zur Internationalen Gartenausstellung aufwendig modernisierte U-Bahnhof Kienberg. Er trug anfangs den Namen von NVA-Chef Heinz Hoffmann und hieß zwischen 1991 bis 2016 Neue Grottkauer Straße. 

Allerhand Wissenswertes und Kurioses rund um die Geschichte der U5 hat der Bezirk Marzahn-Hellersdorf in diesem Jahr für eine Ausstellung zusammengetragen. Interessierte können ab sofort auf www.mahe40.berlin in die digitale Schau hineinschnuppern. Später soll die Ausstellung auch in der Tourist-Info an der Hellersdorfer Straße 159 zu sehen sein.