Marzahner Kieze im Wandel

Gleich zwei Quartiersmanagement-Büros schließen Ende des Jahres

Marzahner Kieze im Wandel

Die Belebung des neu gestalteten Barnimplatzes durch Veranstaltungen bleibt für Akteure im Marzahn-NordWest auch nach dem QM-Ende eine Aufgabe. © Harald Ritter
Die Belebung des neu gestalteten Barnimplatzes durch Veranstaltungen bleibt für Akteure im Marzahn-NordWest auch nach dem QM-Ende eine Aufgabe. © Harald Ritter

Zum Jahresende laufen in Marzahn-NordWest und in der Mehrower Allee (Marzahn-Mitte) die Quartiersmanagements (QM) aus. Das bedeutet für die betreffenden Gebiete das Ende einer Epoche. Sie werden aus der sorgenden Obhut der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung entlassen und Quartiersfonds werden nicht mehr aufgelegt. Das Zusammenleben in den Kiezen muss nun auf eigenen Beinen stehen und funktionieren. Ob die Umstellung gelingt, wird sich zeigen.

Marzahn-NordWest ist mit rund 24.000 Bewohnern das größte aller Berliner QM-Gebiete. Das Viertel wurde als letztes in Marzahn gebaut. Es hatte nach der Wende als erstes und am heftigsten unter dem Wegzug des Mittelstandes zu leiden. Die Lücke füllte sich mit Zuzüglern aus der ehemaligen Sowjetunion und mit Vietnamesen, die nach dem Ende der Vertragsarbeit in Deutschland blieben. Marzahn-NordWest war und ist das erste „Experimentierfeld“ für Integration im Bezirk. 

 

Von A wie Ahrensfelder Terrassen bis Z wie Zukunftsdiplom

Welche Summen in den zurückliegenden 20 Jahren über das Quartiersmanagement ins Viertel geflossen sind, dazu gibt es keine exakten Zahlen. Beispiele wie die Gestaltung der Ahrensfelder Terrassen oder die Neugestaltung von Schulen und Spielplätzen lassen die Dimensionen aber erahnen. Allein für die Stadtteilarbeit wurden mehr als 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und aus dem Quartiersfonds über 200 Projekte finanziert. Das reichte vom Zukunftsdiplom für Kinder bis zu Veranstaltungen auf dem neu gestalteten Barnimplatz.  

 

Vieles davon wird bleiben. Für das Kulturhochhaus an der Wittenberger Straße oder das Tschechow-Theater wurden mithilfe des Bezirksamts neue Finanzierungswege­ gefunden. „Das greift zumindest die kommenden Jahre“, sagt QM-Teamleiterin Anke Hilbrig. Allerdings müssten die Betreiber der Einrichtungen nun stärker als bisher mit anderen um zur Verfügung stehende Mittel konkurrieren.

Zum 1. Januar wird das QM-Büro an der Havemannstraße nicht einfach geschlossen. Hier bleibt zunächst bis mindestens Ende 2022 der Vertreter des BENN-Projekts, um die Nachbarschaftsarbeit mit Flüchtlingen und Migranten zu organisieren. Zudem soll Anfang des Jahres eine Koordinatorin für die künftige Stadtteilarbeit einziehen. Der Quartiersrat hat sich schon vor zwei Jahren zu einer Bewohnerinitiative „Wir im Kiez Marzahn-NordWest“ umgebildet. Weitere Initiativen wie das „Alternative Stadtteil-Aktiv“ (ASA) bleiben den Bewohnern als Ansprechpartner erhalten.

 

Quartier Mehrower Allee: 25 Millionen Euro verbaut

Für die Mehrower Alllee wurde 2005 das QM-Gebiet eingerichtet. Es ist flächenmäßig deutlich kleiner und umfasst die Häuserblocks südlich der Mehrower Allee bis zur Raoul-Wallenberg-Straße und im Osten bis zum Bürgerpark. Hier gibt es rund 5.500 Wohnungen und 8.500 Menschen. 

Ähnlich wie Marzahn-NordWest war auch dieses Quartier von wachsendem Leerstand und sozia­len­ Problemen der Bewohner betroffen. Ein weiteres Abrutschen des Gebiets sollte verhindert werden.

Den Abriss von Schulen, Häusern und Einrichtungen flankierten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an Häusern und Plätzen. Allein in die baulichen Maßnahmen flossen rund 25 Millionen Euro. In die Förderung guter Nachbarschaften und der Kommunikation im Kiez wurden rund 2,5 Millionen Euro investiert. Zu den etwa 150 finanzierten Projekten gehören das Kiezmobil, der Balkonwettbewerb oder der alljährliche Sportaktionstag im Bürgerpark. Der Garten der Begegnung an der Ludwig-Renn-Straße wurde geschaffen und das DRK-Nachbarschaftszentrum an der Sella-Hasse-Straße eingerichtet. Etablierte Veranstaltungsformate und Netzwerke sollen auch nach Schließung des QM-Büros an der Mehrower Allee möglichst fortgeführt werden. „Die bisherigen Aufgaben des Quartiersrates hat teilweise das Kiez-Aktiv als Form der ehrenamtlichen Aktivitäten von Anwohnern übernommen“, sagt Julia Theuer vom QM-Team. Auch hier wird es wie in  Marzahn-NordWest ab Januar eine Stelle für die Stadtteilkoordination geben.

 

Hellersdorfer Gebiete rücken in den QM-Fokus

Mit dem Ende der QMs in Marzahn verlagert sich im Bezirk der Schwerpunkt der Maßnahmen aus dem Programm „Soziale Stadt“ nach Hellersdorf. Das Fördergebiet Hellersdorfer Promenade feierte im November sein 15-jähriges Bestehen. 2016 wurde in dem Gebiet um den Boulevard Kastanienallee ein Quartiersmanagement eingerichtet. 2021 soll die Gegend rund um die Alte Hellersdorfer Straße zum Quartiersmanagementgebiet werden.                          

 

Harald Ritter