Ein besonderer Blick auf den Bezirk

Die Hellersdorfer Erzieherin Marlene Baumann knipst magische Fotos

Ein besonderer Blick auf den Bezirk

Marlene Baumann (30) hat ein Gespür für das richtige Motiv im richtigen Moment. Mit frostig-schönen Naturaufnahmen vom Wuhletal begeisterte sie kürzlich viele Menschen im Netz. Im Interview mit der „Hellersdorfer“ spricht die Erzieherin über ihre noch junge Leidenschaft fürs Fotografieren und über ihren Blick auf den Bezirk.  

Frau Baumann, wo genau sind diese entzückenden Bilder entstanden?

Die Fotos habe ich Anfang Dezember am Karpfenteich im Wuhgarten ganz in der Nähe des S- und U-Bahnhofs Wuhletal geknipst. Ich arbeite als Erzieherin in einem Kindergarten hier im Wohngebiet und erkunde mit den Kleinen gern unsere wundervollen Wander- und Spazierwege. Wenn ich etwas Schönes entdecke, laufe ich die Strecken noch mal in meiner Freizeit ab und halte dann so magische Momente wie diese hier fest.

 

Sie haben ganz offensichtlich einen besonderen Blick fürs Schöne. Fotografieren Sie regelmäßig?

Das mit dem Fotografieren mache ich noch gar nicht so lange, aber es bereitet mir unheimlich viel Freude. Erst seit diesem Sommer bin ich regelmäßig mit der Kamera in der Natur unterwegs, um märchenhafte Augenblicke einzufangen und allen, die es noch nicht wissen, zu zeigen, wie wunderschön unser Bezirk aussehen kann. Dafür braucht es gar keine große Ausrüstung. Das Handy und die passende Beleuchtung reichen meistens aus. 

 

Wie kam es denn, dass Sie auf einmal das Fotografieren als Hobby für sich entdeckt haben?

Wir fahren schon seit über 20 Jahren mit der Familie jeden Sommer nach Ungarn. Weil so lange ungewiss war, ob wir wegen der Pandemie überhaupt dorthin reisen können, habe ich diesen Urlaub noch einmal viel intensiver erlebt und unzählige Fotos gemacht. Dabei sind einige schöne Aufnahmen entstanden. Die habe ich dann ganz unverbindlich an Ungarn.TV geschickt. Das ist ein Online-Magazin für Deutsche, die in Ungarn gern Urlaub machen oder leben. Chefredakteur Sven Klawunder, der jeden Tag um 9.30 Uhr mit der Sendung „Virtuelle Kaffeetasse“ online ist, war sofort begeistert von den Bildern. Seither arbeite ich ehrenamtlich für das Magazin, schreibe Beiträge und veröffentliche Fotos. 

 

Ihre Aufnahmen vom Wuhle-Wanderweg wurden zuerst auf touristiknews.de veröffentlicht. Später dann sind sie bei Instagram vom Radiosender 104.6 und dem Stadtmagazin tip Berlin verbreitet worden. 

Ja, das war eine überwältigende Resonanz, die ich so nicht erwartet hatte. Schließlich bin ich leidenschaftliche Erzieherin und habe auch keine Ambitionen, mit dem Fotografieren mein Geld zu verdienen, aber wenn das, was ich mache, den Menschen gefällt, freut mich das wirklich sehr.

 

Seit wann leben Sie eigentlich schon hier? 

Seit meiner Geburt. Ich bin in Hellersdorf zur Kita gegangen, war danach an der Grundschule an der Wuhle, später an der Rudolf-Virchow-Oberschule, wohne und arbeite hier. Marzahn-Hellersdorf ist meine Heimat. Hier fühle ich mich wohl. Hier werde ich geerdet. 

 

Welche Orte im Bezirk mögen Sie besonders gern?

Ich habe einige Lieblingsorte. Ganz besonders aber hat es mir der Wuhle-Wanderweg angetan. Die Gärten der Welt liebe ich natürlich auch – gerade wenn dort Veranstaltungen anstehen oder Kirschblüten-Zeit ist. 

Ganz allgemein schätze ich am Bezirk die Weitläufigkeit, die Natur und die verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten. Auch die Verbindung in die Innenstadt ist ein großes Plus. Man erreicht den Alexanderplatz in der Regel innerhalb von 30 Minuten, je nachdem aus welcher Ecke man aus Marzahn-Hellersdorf kommt.

 

Was würde den Bezirk Ihrer Ansicht nach noch ein Stückchen lebenswerter machen?

Natürlich wäre es schön, wenn Marzahn-Hellersdorf ein bisschen mehr am Puls der Zeit wäre. Mir persönlich fehlen zum Beispiel schöne Cafés oder Bars.

Es wird gerade sehr viel für Familien getan. Das zieht junge Leute an und ist eine tolle Entwicklung. Aber die Infrastruktur kommt noch nicht hinterher. Wir benötigen mehr Kitaplätze und neue Schulen, dürfen aber auch die Senioren nicht aus dem Blick verlieren. Für die ältere Generation gibt es wenig barrierefreie Übergänge und meines Erachtens auch zu wenig Orte, an denen sie sich wohlfühlen können. Doch trotz alldem schätze ich das Leben hier sehr. Und wer mag es schon perfekt? Das wäre doch langweilig. Ich bin glücklich im Bezirk.