Beim Baden hört der Spaß auf

Zoff ums Planschen in den bezirklichen Seen / Forderung nach Krisenstab

Beim Baden hört der Spaß auf

Ein Freibad im Bezirk bleibt vorerst ein Traum. Im Wahlkampfjahr 2021 kümmern sich besonders drei der in der BVV vertretenen Parteien um die „illegal“ genutzen bezirklichen Seen. SPD und Linke wollen das öffentliche Baden zumindest im Biesdorfer Baggersee rechtskonform ermöglichen und sicherer gestalten. Die CDU aber würde das Planschvergnügen am liebsten ganz unterbinden.

SPD und Linke erwägen zu prüfen, ob das Baden im Baggersee legalisiert werden kann. Die CDU will den Spaß zumindest erschweren. Die zuständige Stadträtin Nadja­ Zivkovic (CDU) kündigte an, im Sinne des Kurses ihrer Partei zu agieren und erklärt kurzerhand: „Der Biesdorfer Baggersee ist kein Badesee“. Dem Baden soll künftig mit einer verschlechterten Aufenthaltsqualität Einhalt zu geboten und konkrete Maßnahmen mit den Anwohnern noch vor Saisonbeginn diskutiert werden.

 

An allen drei öffentlich zugänglichen Seen im Bezirk ist das Baden verboten. Habermannsee und Butzer See liegen in einem Wasserschutzgebiet. Der Biesdorfer Baggersee ist ein Regenrückhaltebecken, dessen Wasserqualität für ein gesundes Baden nicht ausreichend ist. Dennoch wird er im Sommer von Gästen aus nah und fern vielfach genutzt. 

 

Das Bezirksamt hat während der zurückliegenden Jahrzehnte kaum etwas dagegen unternommen. Im Gegenteil, am Zugang zum wilden Sandstrand an der Südseite lädt ein kleines Tor sogar zum Nähertreten ein. Der Zugang zur sich anschließenden Wiese ist gepflastert, und  es gibt zwei hölzerne Liegebänke. Angelegt wurde auch ein Volleyballfeld. Das Bezirksamt stellt saisonal eine Fläche für einen Imbissbetrieb bereit. Die wenigen Schilder „Baden verboten“ lassen sich leicht übersehen, besonders wenn sich bei Badewetter Hunderte am und im See tummeln. 

Bewohner der Einfamilienhäuser ringsum wünschen sich andere Bilder und Szenarien an „ihrem“ See. Immer wieder sorgten auch Strandpartys in den Abend- und Nachtstunden für Unmut. Es drängt sich seit Jahren der Eindruck auf, dass Polizei und Ordnungsamt das Geschehen am See nicht immer im Griff haben. – Die Haltung der CDU dürfte vor Ort bei den Ansässigen auf Zuspruch treffen. 

 

Schon lange gibt es Streit über die  Wasserqualität. Als Regenrückhaltebecken nimmt der See Regenwasser im Umkreis von über 300 Hektar auf. Zwar wird das Wasser im Hauptzufluss durch einen Retentionsfilter­ vorgeklärt, sodass von Schadstoffen nur rund ein Zehntel übrig bleibt. Dafür aber gelangen immerhin noch rund 14 Hektar Wasser aus dem unmittelbaren Umfeld ungefiltert in den See. Starke Regenfälle sorgen also für größere Mengen potenziell gefährlicher Stoffe. Das soll jedoch in den zurückliegenden fünf Jahren „nur“ achtmal der Fall gewesen – und zwar im Sommer 2017. 

 

Auf Antrag der SPD wird die BVV einen Krisenstab bilden, die sich mit der Situation an den Seen im Bezirk beschäftigt. Dabei geht es auch um Faktoren wie Sicherheit für Badende, Lärmbelästigung und Vermüllung. Ein Antrag der CDU auf einen Sicherheitsdienst und eine Umzäunung für den Biesdorfer Baggersee wurde in der BVV mehrheitlich abgelehnt. 

Linke und SPD stellten außerdem einen gemeinsamen Antrag, die Wasserqualität im Biesdorfer Baggersee zu verbessern, um dort reguläres Baden zu ermöglichen. Die SPD verlangt die Umsetzung sogar schon bis zu Beginn der kommenden Badesaison. CDU-Stadträtin Zivkovic indes hält daran fest, das Baden zu erschweren oder unmöglich zu machen. „Das liefe auf eine Konfrontation mit der BVV hinaus“, erklärt der Linke-Fraktionsvorsitzende Bjoern Tielebein. Beide Seiten haben damit ein wirklich aufregendes lokales Wahlkampfthema gefunden.                        

 

Harald Ritter