Viele Vereine bangen um ihre Mitglieder

Corona-Lockdown für den Sport

Viele Vereine bangen um ihre Mitglieder

Coach Lutz Kramer vom ACB beim Einzeltraining mit Dreispringer Florian Bernert im Frühjahr.
Coach Lutz Kramer vom ACB beim Einzeltraining mit Dreispringer Florian Bernert im Frühjahr.

Die verschärften Corona-Regeln treffen die Sportvereine im Bezirk hart. Das Training in Hallen ist schon seit Monaten kaum noch möglich – von Spielen oder Wettkämpfen ganz zu schweigen. Seit Mitte Januar fällt auch für Kinder das Training weg. All das drückt die Stimmung weiter nach unten und sägt am Zusammenhalt in den Sportvereinen. 

Die Situation der Vereine ist ganz unterschiedlich. Während bei einem großen Teil der kleineren Klubs die Zahl der Austritte relativ gering ist, sind sie bei den Schwimmern, Tänzern oder auch bei der Fußballjugend teilweise erheblich. Das ergab eine Blitzumfrage, die der Bezirkssportbund nach einer Anfrage der „Hellersdorfer“ bei seinen Mitgliedern durchgeführt hatte. 

„Alle eint ein Grundverständnis für die Notwendigkeit der Maßnahmen. Allerdings wird die eingeschränkte Sportausübung im Breitensport gegenüber dem Profisport kritisiert“, erklärt der BSB-Vorsitzende Jan Lehmann. Auf noch weniger Verständnis treffen Entscheidungen zu einzelnen Sportarten. So dürfe zum Beispiel Tischtennis nicht mehr gespielt werden, obwohl es kein Mannschaftssport, sondern eine Einzelsportart ist. „Eine Öffnung der Hallen für Angehörige eines Haushalts würde hier schon als große Erleichterung empfunden”, findet Lehmann. 

 

TAKTIK UND TIPPS ONLINE

Der bedeutendste Fußballverein im Bezirk, der BSV Eintracht Mahlsdorf, musste zum 16. Januar wie alle anderen das Training für Kinder bis 12 Jahre einstellen. In der Not geben die Trainer online Tipps fürs Training und dozieren am PC über Fußballtaktik. „Das macht die Kinder nicht fit, hält sie aber vielleicht bei der Stange”, sagt Vereinschef Thomas Loest. „Wir haben bisher keinen Mitgliederschwund. Wie es wird, wenn das so weitergeht, weiß ich nicht”, bemerkt er und plädiert dafür, unter bestimmten Voraussetzungen Trainingsbetrieb wieder zuzulassen. In seinem Verein jedenfalls sei das Hygienekonzept bislang aufgegangen. Es habe noch keine Ansteckungen gegeben. Da kein Training mehr angeboten werden könne, hat Eintracht die Mitgliedsbeiträge um 75 Prozent gesenkt. Die Übungsleiter erhielten gar keine Vergütungen mehr. Die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. 

 

ERNEUTE DURSTSTRECKE BEIM SCHWIMMVEREIN

Beim Schwimmverein BSC Medizin Marzahn kennt man sich mit Durststrecken aus. Zum zweiten Mal seit 2008 ist die vom Verein genutzte Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz sanierungsbedingt geschlossen. Nach der Verschärfung der Corona-Einschränkungen fallen auch Schwimmzeiten in Ausweichhallen weg. „Uns sind die physischen Grundlagen entzogen worden, unseren Sport zu betreiben”, sagt Alfred­ Hänsel, Geschäftsführer des Vereins. Der BSC Medizin kassiert aktuell keine Beiträge. Trotzdem sind von den einst rund 750 Mitgliedern im Zuge der Corona-Krise schon etwa 140 ausgetreten. Hänsel geht davon aus, dass die meisten wieder zum Verein zurückkehren werden, wenn wieder Training in Schwimmhallen möglich ist.  

 

STILLSTAND AUCH BEIM ACB

Rund zehn Prozent seiner Mitglieder hat der Hellersdorfer Athletik-Club Berlin seit Beginn der Pandemie verloren. Bis auf das Einzeltraining nur weniger Leistungsträger im Sportforum Hohenschönhausen ruht das Vereinsleben weitgehend. „Unsere Verluste beziehen sich vorrangig auf den Bereich Freizeitsport”, erklärt Vereinspräsident Reinhard Liebsch. Zahlreiche jüngere und ältere Mitglieder haben während der Corona-Einschränkungen die Beitragszahlungen ausgesetzt. „Angesichts laufender Kosten ist das für unseren Versehr schwierig“, so Liebsch. 

 

Harald Ritter