Neubaupläne reißen ein Loch in die Nahversorgung

Der Cecilienplatz im Wandel

Baupläne reißen Loch in die Nahversorgung

Die Entwicklung am Cecilienplatz treibt viele Menschen um. Es gibt Pläne zu einer Neubebauung, aber unklar ist, ob und wann diese umgesetzt werden. Die Anwohner sehen, dass sich ihr Kiez verändert, wissen aber nicht, wohin die Reise gehen wird.

Konkret geht es um den zur U-Bahn hinführenden dreiteiligen Gebäuderiegel. Dort waren jahrelang Geschäfte und Dienstleister angesiedelt. Wegen der bekannt gewordenen Abrisspläne des Eigentümers verlagerte im vergangenen Jahr das Bezirksamt die Bibliothek Kaulsdorf-Nord ins Forum Kienberg. Auch Ärzte schlossen ihre Praxen. Mit dem Rewe-Markt verschwand auf dem Platz Ende des Jahres der einzige Vollversorger für den täglichen Bedarf.  „Hier leben sehr viele Menschen in hohem Rentenalter. Für diese sind die um das Zweifache oder Dreifache längeren Einkaufswege ein großes Problem“, sagt Anwohner Heinz Henseleit.

 

Bereits 2018 hatte der Eigentümer der beiden Gebäude Cecilienplatz 10 und 12 einen positiven Bauvorbescheid vom Bezirksamt erhalten. Dessen Gültigkeit ist inzwischen abgelaufen. Der Besitzer des Kaufhallen-Gebäudes (Cecilienplatz 11) stellte im letzten Oktober einen Antrag auf Abriss und Neubau. Es sollen ein neungeschossiges Wohnhaus mit Staffelgeschoss und Gewerberäumen im Erdgeschoss entstehen.  

 

Wie es künftig mal auf dem Areal aussehen könnte, darüber gibt der Bebauungsplanentwurf des Bezirks­amts für das Gelände Aufschluss. Darin finden sich zwei mögliche Varianten für eine Bebauung. Beide sehen links und rechts jeweils zwölfgeschossige Wohntürme vor. Bei Variante A finden sich im mittleren Baufeld ein fünfgeschossiger Unterbau und zwei weitere zwölfgeschossige Hochhäuser mit insgesamt 178 Wohnungen. Variante B ist als Treppenmodell konzipiert. Hier werden für das mittlere Baufeld verschiedene Geschosshöhen von 5 bis 8 Etagen geplant. Platz ist für 140 Wohnungen. Für beide Entwürfe gilt, dass Einzelhandels- und Gewerbeflächen in die Wohnbebauung integriert sind. 

 

Bezüglich der entstandenen Nahversorgungslücke, die die Anwohner besonders beklagen, äußert der Linken-Abgeordnete Kristian Ronneburg, dass Rewe sich weder an einer Zwischenlösung für die Deckung des täglichen Bedarfs beteiligen werde noch plane, seinen Filialbetrieb nach Fertigstellung der Neubauten fortzusetzen. Er hat angekündigt, sich zusammen mit  Bürgermeisterin Dagmar Pohle bei den Eigentümern dafür einzusetzen, dass temporäre Verkaufsstellen eingerichtet werden und sich später wieder ein Markt ansiedeln kann. Außerdem soll mit dem Betreiber des Wochenmarktes über eine Erweiterung des Angebots gesprochen werden. 

 

Hierfür macht sich auch Alexander J. Herrmann, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der BVV, stark. Er übt allerdings auch Kritik an der Höhe der Gebäude, die das Bezirksamt für zulässig hält. „Die Offenheit unseres Cecilienplatzes ginge angesichts einer solchen kompletten Umbauung verloren“, erklärt er. Damit drückt er eine bei Anwohnern verbreitete Stimmung aus. „Solche Klötze gehen gar nicht“, sagt Rita Adelung. Der Lärmpegel bei Veranstaltungen wie dem Balkonkino würde alle beeinträchtigen. Sie und andere Anwohner möchten vom Bezirksamt über Planungen und Abläufe besser informiert werden und mitreden können.    

 

Harald Ritter