Vor dem Rathaus weht die Roma-Flagge

Marzahn-Hellersdorf setzt Zeichen der Solidarität

Vor dem Rathaus weht die Roma-Flagge

Mit neun weiteren Berliner Bezirken hat Marzahn-Hellersdorf am 8. April den 50. Jahrestag des Welt-Roma-Kongresses gefeiert. Als Zeichen der Solidarität mit den Angehörigen der größten europäischen Minderheit wurde vor dem Rathaus in Helle Mitte die Roma-Flagge – ein rotes Rad auf blau-grünem Grund – gehisst. 

Es war das erste Mal, dass sich Marzahn-Hellersdorf an dem weltweiten Aktionstag beteiligte. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) dankte dem Verein Amaro Foro dafür, die Corona-bedingt kleingehaltene Veranstaltung angeregt zu haben, und erinnerte in ihrer Rede an die Verschleppung der Berliner Sinti und Roma in das NS-Zwangslager Marzahn. Der Schreckensort war 1936 im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele am Rande der Stadt zwischen Rieselfeldern, Bahngleisen und dem Friedhof errichtet worden. „Wenige aus diesem Lager sind nach 1945 lebend zurückgekommen“, so Pohle. Viele fanden im Konzentrationslager Auschwitz den Tod. Alljährlich findet im Bezirk am zweiten Sonntag im Juni eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Marzahner Zwangslagers statt. Der Tag ist Erinnerung und Mahnung gleichermaßen.

 

„Seit Jahrhunderten kämpfen Menschen für die Freiheit, Würde und Gleichberechtigung der Roma auf der ganzen Welt. Um ihr Vermächtnis zu ehren und weiterzuführen, sind wir hier versammelt“, erklärte Merdjan Jakupov, Vorsitzender des 2010 gegründeten Amaro Foro e. V. am Donnerstagnachmittag auf dem Alice-Salomon-Platz. Sein Verein vertritt die Interessen der Roma in Berlin, kämpft gegen Antiziganismus und möchte vor allem junge Menschen aus der Community zu gesellschaftlicher Teilhabe ermutigen.

 

Dass heute überall in der Hauptstadt die Roma-Flagge wehe, zeige deutlich, wie weit die Bewegung in den letzten 50 Jahren gekommen sei, sagte Jakupov. Doch es gebe auch noch viel zu tun, betonte er. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau sieht das genauso: „Sinti und Roma gehören seit Jahrhunderten zu Europa und auch zu Deutschland.“ Trotzdem würden sie nach wie vor Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren, im Alltag mit Vorurteilen konfrontiert sein und häufig unter Armut leiden. Als Beispiel verwies die Linken-Politikerin auf eine aktuelle Studie zur Benachteiligung von Sinti und Roma im deutschen Bildungssystem. 

 

Marzahn-Hellersdorfs Integrationsbeauftragter Dr. Thomas Bryant ist sich sicher, dass die Flaggenhissung zum Internationalen Roma-Tag keine einmalige Sache bleibt. „Ich hoffe, im nächsten Jahr ziehen dann auch alle Berliner Bezirke mit“, verriet Bryant am Rande der Open-Air-Veranstaltung in Helle Mitte. Für 2022 könne er sich vorstellen, den Aktionstag „ein bisschen bunter mit einem kleinen Fest zu gestalten, um mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen.“ Das sei wegen Corona in diesem Jahr nicht möglich gewesen.