Mahlsdorfs letzte riesige Brache

Wie ist der Stand bei der geplanten Bebauung des Parler Feldes?

Mahlsdorfs letzte riesige Brache

Das Parler Feld am Hultschiner Damm © Harald Ritter
Das Parler Feld am Hultschiner Damm © Harald Ritter

Die Bebauung der letzten großen Brache in Mahlsdorf-Süd am Hultschiner Damm bleibt ein kniffliges Thema. Für die zum Elsensee orientierte Teilfläche des Plangebiets hat das Bezirksamt im März der Bezirksverordnetenversammlung eine Veränderungssperre zur Beschlussfassung gegeben. Damit kann der Bauantrag eines Investors für Häuser direkt am östlichen Seeufer zunächst einmal zurückgestellt werden. Dass auch Wohnungen auf dem Areal entstehen, ist eigentlich unstrittig. Interessant ist aber noch, wo die errichtet werden. Das Stadtentwicklungsamt arbeitet gerade an einem Bebauungsplan (10-80). Ein Knackpunkt dabei ist auch die verkehrliche Erschließung des Wohngebiets.

Weil sie sich durch die Parlerstraße zieht, wird die einst landwirtschaftlich genutzte Brache auch Parler Feld genannt. Verschiedene Eigentümer haben sich hier zusammengeschlossen, um das Gebiet zu entwickeln. Eine grundlegende Frage ist, ob bei einer Bebauung der Verkehr allein über die vorhandenen Straßen des anliegenden Einfamilienhausgebietes geführt werden soll oder ob es eine neue vom Hultschiner Damm kommende Erschließungsstraße braucht. Diese müsste allerdings an einem Punkt zwischen Großmannstraße und Goldregenstraße über die Straßenbahnschienen geführt werden.

Letzteres forderten Anwohner schon auf einer Informationsveranstaltung des CDU-Abgeordneten Mario Czaja im Sommer 2018. Damals war neben der Verkehrsanbindung auch die Dichte und Art der Wohnbebauung Streitpunkt. Dass laut Flächennutzungsplan bis zu 999 neue Wohnungen auf dem 72.000 Quadratmeter großen Grundstück möglich schienen, sorgte bei vielen für Aufregung. Dabei war bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine derart hohe Anzahl von Wohnungen nicht vorgesehen ist.

 

Das Bezirksamt hatte das Bebauungsplanverfahren für das Areal erstmals 2015 im Amtsblatt publiziert. Im Sommer desselben Jahres und 2017 liefen mit den frühzeitigen Beteiligungen der Bürger und der Behörden weitere Verfahrensschritte. Im Verlauf der Bearbeitung wurden die Zielplanungen erheblich reduziert, zuletzt auf um die 200 Wohneinheiten. 

Nach einem Vororttermin mit der für Stadtentwicklung zuständigen Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) und Sprechern der Bürgerinitiative, an dem auch Mario Czaja teilnahm, wurde ein zweites Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt dem Bezirksamt seit März 2019 vor.

 

Doch eine Lösung der Verkehrsproblematik ist noch nicht in Sicht. Die muss her, damit der Bebauungsplan für das Gebiet rund ums Parler Feld zum Abschluss gebracht werden kann. Um bis dahin die ungeordnete Bebauung durch einen der Grundstückseigentümer zu verhindern, hat das Bezirksamt nun die Veränderungssperre für den westlichen Teil der Fläche nahe des Elsensees verhängt. Der Bauherr will dort nämlich sechs dreigeschossige Wohnhäuser zuzüglich Dachgeschoss errichten und hat bereits eine Bauvoranfrage gestellt. Das wäre laut Flächennutzungsplan zulässig. Seine Vorstellungen vertragen sich allerdings nicht mit den B-Plan-Zielen. Diese sehen am Elsensee eine naturnahe Fläche vor. Weiterhin soll im Zentrum des Geländes eine Grünfläche mit Spielplatz entstehen sowie auf einer Teilfäche das seit Jahren gewünschte Bürgerhaus samt Bibliothek und Jugendklub.

 

Was den Verkehr angeht, so hat sich Bürgermeisterin Dagmar Pohle in der Vergangenheit gegen eine weitere Überquerung der Straßenbahnlinie ausgesprochen. Sie folgt damit auch der Haltung der Fachgutachter und der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr. Eine zusätzliche Abbiegespur, eine Lichtsignalanlage sowie Lärmschutzmaßnahmen auf der gegenüberliegenden Straßenseite wären die Folge dieser Variante. Die finanziellen Mittel für all diese Maßnahmen würde voraussichtlich an anderer Stelle fehlen – etwa bei der Ertüchtigung von Umgebungsstraßen oder für das Stadtteilhaus.

 

Die Senatsverkehrsverwaltung weist in ihrer Antwort auf eine Anfrage von Mario Czaja darauf hin, dass bei einer Anbindung des neuen Wohngebiets über den Hultschiner Damm eine neue Kreuzung mit Ampelanlage entstünde. In den Hauptverkehrszeiten käme es auf der viel befahrenen Straße zu zusätzlichen Belastungen. „Andererseits fällt beim Umbau des Hultschiner Damms im Zuge der Verkehrslösung Mahlsdorf die Rosa-Valetti-Straße als Zufahrt für das neue Wohngebiet weg“, argumentiert Verkehrsstadträtin Nadja Zivkovic (CDU). Das Stadtplanungsamt teilt mit, es gäbe beispielsweise die Möglichkeit eine Kreuzung in der Verlängerung der Magaretenstraße zu etablieren, was derzeit mit der zuständigen Senatsverwaltung abgestimmt werde.

 

Es bleibt also komplex und schwierig. Die Veränderungssperre für das beantragte Bauvorhaben am Elsensee gilt für zwei Jahre, also bis 2023. Diese kann nur einmal verlängert werden. Entsprechend tickt die Uhr für das Bezirksamt, mit Eigentümern und Investoren nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen und Entscheidungen zu fällen. Der bevorstehende Wahlkampf wird die ganze Sache nicht erleichtern. Für den Fall, dass der B-Plan nicht rechtzeitig abgeschlossen werden kann, wäre eine ungeordnete Bebauung ohne Ertüchtigung der Straßen rechtlich nicht zu verhindern.

 

Harald Ritter