Haus der Befreiung: Jetzt wird um- und angebaut

Bezirksamt und Architekturbüro informierten über das Bauvorhaben

Haus der Befreiung: Jetzt wird um- und angebaut

Zur Vorstellung der Pläne kamen u. a. Bürgermeisterin Dagmar Pohle, Baustadträtin Juliane Witt, der Integrationsbeauftragte Dr. Thomas Bryant sowie Vertreterinnen und Vertreter von Caritas, Volkssolidarität und Wuhletal gGmbH.
Zur Vorstellung der Pläne kamen u. a. Bürgermeisterin Dagmar Pohle, Baustadträtin Juliane Witt, der Integrationsbeauftragte Dr. Thomas Bryant sowie Vertreterinnen und Vertreter von Caritas, Volkssolidarität und Wuhletal gGmbH.

Das baufällige „Haus der Befreiung“ an der Landsberger Allee 563 wird endlich in Schuss gebracht. Am Mittwochvormittag stellten das Bezirksamt und das beauftragte Architekturbüro die Pläne für den Umbau und die spätere Nutzung des Gebäudes als Beratungs- und Begegnungsstätte vor. Bis Dezember 2022 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Kostenpunkt: Über eine Million Euro. Das Geld stammt aus dem Vermögen der ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO-Mittel).

Als die Rote Armee am 21. April 1945 erstmals die Berliner Stadtgrenze erreichte und damit die letzte Etappe des Zweiten Weltkriegs in Europa einläutete, soll das Wohnhaus an der Landsberger Allee 563 das allererste eroberte Gebäude gewesen sein. Um die Erinnerung an dieses historische Ereignis wach zu halten, wurde das „Haus der Befreiung“ 1985 zur Gedenkstätte. Auf tiefroter Fassadenfarbe steht dort in weißen kyrillischen Buchstaben „Pobjeda“ („Sieg“) und „Na Berlin“ („Nach Berlin“) sowie weithin sichtbar das von einem Sowjetstern gekrönte Datum „21. April 1945“. 

 

Leerstand seit 2015

Mit dem Geschichtskabinett war hier für wenige Jahre auch der Vorläufer des heutigen Bezirksmuseums untergebracht. 1991 zog die Marzahner Erziehungs- und Familienberatungsstelle ein. Sie musste 2015 aus dem völlig sanierungsbedürftigen Haus raus. Seitdem steht es leer. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle erinnerte in ihrer kurzen Ansprache daran, dass es im Bezirksamt zunächst kein Einvernehmen über die Zukunft des Denkmals gegeben hatte. „Das fand ich außerordentlich bedauerlich“, so Pohle. Umso erfreulicher sei es, dass nun ein schlüssiges Nutzungskonzept vorliege und auch die Mittel für den dringend notwendigen Umbau eingeworben werden konnten. 

 

Drei Trägerinnen unter einem Dach

Geplant ist, das „Haus der Befreiung“ nach der Sanierung zur Beratungsstelle und Begegnungsstätte für Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte zu entwickeln. Die neuen Hauptmieterinnen Wuhletal gGmbH, Caritas und Volkssolidarität wollen hier unter einem Dach verschiedene Angebote machen. Alle drei haben sich in der Vergangenheit um die Integrations-, die Flüchtlings- und die Migrationssozialarbeit in Marzahn-Hellersdorf verdient gemacht, erläuterte der bezirkliche Integrationsbeauftragte Dr. Thomas Bryant. Caritas und Volkssolidarität zum Beispiel koordinieren unter anderem das Projekt Integrationslotsinnen und Integrationslotsen.

 

Ein Anbau mit Aufzug und ein Begegnungscafé

Neben Beratungszimmern und Büros auf zwei Etagen sowie Funktionsräumen im Keller wird im Erdgeschoss des Gebäudes auch ein Begegnungscafé für Lesungen, Vorträge und geselliges Beisammensein geschaffen. Es soll der gesamten Nachbarschaft offenstehen.

Außerdem werden Sanitäranlagen erneuert und durch ein behindertengerechtes WC ergänzt sowie Fenster ausgetauscht und neue Dachfenster eingebaut, die möglichst viel Tageslicht ins Obergeschoss bringen. „Es gibt viel zu tun“, sagte Architekt Marc Torras Montfort (MTM) bei der Vorstellung der Pläne.

 

Die umfangreichen Bauarbeiten beginnen voraussichtlich am 23. August. Sie laufen in vier Phasen ab. Zunächst wird das Haus entkernt und das Dach vollständig erneuert. Es ist stark beschädigt und mit Holzschutzmittel kontaminiert. Nach dem Rück- und Neubau erhält die Holzkonstruktion eine Abdeckung in Schieferoptik. 

Im Frühjahr geht es am westlichen Giebel mit dem Anbau in Form einer neuen Treppenanlage samt Aufzug weiter. Der ist für eine barrierefreie Erschließung des Hauses unabdingbar. „Wir haben mit den Nutzenden verschiedene Varianten untersucht und uns dann für den Anbau entschieden, um den Eingriff in die Bausubstanz so gering wie möglich zu halten“, schilderte der Architekt. „Wichtig ist, dass man den Neubau auch als solchen erkennt, er aber zurückhaltend gestaltet wird und nicht in Konkurrenz zum Bestandsgebäude steht“, so Torras Montfort. 

Phase drei umfasst den Innenausbau. Zum Schluss werden Ausbesserungen an der Fassade vorgenommen. Alles sei bereits mit dem Denkmalschutz abgestimmt, versichert der Architekt und spricht von einem sehr aufwendigen Projekt. „Wir haben zum Beispiel Asbest im Gebäude festgestellt. Darum muss der Putz im Innenbereich komplett erneuert werden.“ Sofern es keine weiteren bösen Überraschungen gibt, soll das Gesamtvorhaben im Dezember 2022 abgeschlossen sein. So lange sind die Mittel auch nur verfügbar.