Neu an der Spitze der STADT UND LAND

Natascha Klimek ist seit 1. Juli Geschäftsführerin des landeseigenen Wohnungskonzerns

Neu an der Spitze der STADT UND LAND

Die STADT UND LAND hat eine neue Geschäftsführerin. Seit 1. Juli steht Natascha Klimek gemeinsam mit Ingo Malter an der Spitze der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft. Die Bankfachwirtin war in der Vergangenheit für verschiedene Kreditinstitute überwiegend in der Immobilienfinanzierung tätig. Sie gehörte dem Vorstand einer Direktbank an und arbeitete zuletzt im Vorstandsstab der PSD Bank Berlin-Brandenburg. Bei der STADT UND LAND verantwortet Natascha Klimek als kaufmännische Geschäftsführerin u. a. die Bereiche Finanz- und Grundstückswesen, Rechnungswesen sowie Informations- und Kommunikationstechnik. 

Das Interview mit ihr ist in unserer September-Ausgabe erschienen.

Woran haben Sie heute auf dem Weg zur Arbeit gedacht, Frau Klimek?

Heute bin ich gar nicht zur Arbeit gefahren, denn Corona bestimmt nach wie vor unseren Arbeitsalltag. Heute ist Homeoffice angesagt. Wir haben aktuell zwei Präsenztage im Unternehmen. Auch die Geschäftsführung hält sich an diese Vorgabe. Wenn ich aber ins Büro fahre, nutze ich die Viertelstunde gern, um im Radio Nachrichten zu hören und mich zu informieren. Manchmal läuft auch Musik. Dabei plane ich meinen Tag gedanklich und gehe im Kopf anstehende Themen durch.

 

Hatten Sie denn trotz Homeoffice ausreichend Gelegenheit, das Unternehmen und Ihr Team gut kennenzulernen? 

Auf jeden Fall. Ich bin hier super aufgenommen worden. Am ersten Tag habe ich einen liebevoll hergerichteten Schreibtisch vorgefunden. Normalerweise arbeiten in unserem Neuköllner Hauptsitz rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die waren natürlich nicht in voller Stärke vor Ort. Aber bei denen, die da waren, habe ich mich gleich bei einem Rundgang vorgestellt.

 

Wie war Ihr erster Eindruck? 

Sehr positiv. Ich bin von der offenen Unternehmenskultur hier total begeistert. Außerdem ist die STADT UND LAND strukturell bestens aufgestellt. Ich muss also nicht bei null anfangen, sondern kann gleich mit einer tollen Mannschaft durchstarten, um Dinge für Berlin zu bewegen. Nicht zuletzt habe ich mit Ingo Malter einen starken Partner an meiner Seite. Wir arbeiten hervorragend zusammen. Das ist ein großes Pfund. Denn Unternehmenswerte sollten unbedingt von oben nach unten gelebt werden. Mir geht es da nicht um Hierarchiedenken. Aber ich kann nicht von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verlangen, Teamplayer zu sein, wenn es schon in der Führungsebene nicht passt.

 

Sie waren viele Jahre im Bankwesen tätig, können hervorragend mit Zahlen umgehen. Was braucht es noch für den Job als Geschäftsführerin und die Aufgaben, die vor Ihnen liegen?

(Lacht) Ja, das ist das klassische Klischee: Bankerinnen und Banker haben nur Zahlen im Kopf. Aber klar, als kaufmännische Geschäftsführerin muss ich darauf achten, dass die Zahlen stimmen und ich muss Entscheidungen treffen. Dafür sind Zahlen, Daten und Fakten immer eine gute Grundlage. Außerdem ist meine Erfahrung im Bereich der Immobilienfinanzierung für den Job sicher nicht verkehrt. Gefragt ist aber auch eine Reihe persönlicher Skills. 

 

Zum Beispiel?

Die Fähigkeit, in Diskussionen zu gehen, Kompromisse zu schließen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem ist es wichtig, die STADT UND LAND nach außen gut zu präsentieren und Kontakte zu pflegen. Ganz besonders am Herzen liegt mir ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn viel Unterstützung erfahren. Insofern ist es mir selbst auch ein großes Anliegen, Menschen mit Potenzial – Männer, insbesondere aber auch Frauen – dahingehend zu motivieren, ihre Stärken einzubringen. Wir wollen das Unternehmen schließlich nachhaltig erfolgreich in die Zukunft führen und es liegen viele Herausforderungen vor uns. Diese zu meistern, klappt nur, wenn unsere Vision und unsere Entscheidungen von zufriedenen, engagierten Beschäftigten mitgestaltet und -getragen werden. 

 

In Berlin müssen die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften gerade die Mammutaufgabe schultern, möglichst viele Wohnungen zu preiswerten Mieten zu bauen und gleichzeitig ihre Bestände nicht zu vernachlässigen. Aus ökonomischer Sicht dürfte Ihnen das zunehmend Bauchschmerzen bereiten.

Ich persönlich liebe Herausforderungen und bin davon überzeugt, dass wir den Spagat hinbekommen. Aber Sie haben recht: Es ist eine Mammutaufgabe, denn wir sind durch die Mietenpolitik im Land Berlin stark reglementiert. Gleichzeitig müssen wir unsere Bestände managen, viele Wohnungen bauen – auch und gerade in Hellersdorf – und weiterhin nach neuen Grundstücken und Objekten Ausschau halten. Bekanntlich sind wir auch nicht die einzigen Interessenten und müssen immer ganz genau schauen, ob der Erwerb mit unserem Budget finanzierbar ist.

 

Was in den kommenden Jahren nicht leichter wird. 

Stimmt. Wir hätten auf jeden Fall deutlich mehr Gestaltungsspielraum, wenn wir unsere Bestandswohnungen einkommensorientiert vermieten könnten. Ich stehe voll hinter dem Auftrag, des Landes Berlin, bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen. Doch wenn Besserverdienende zu Mieten von um die sechs  Euro pro Quadratmeter in Wohnungen leben, ist irgendetwas nicht richtig verteilt. Also ein ganz klares Ja zu bezahlbaren Wohnungen, aber entsprechend der Einkommenssituation. Das wäre im Übrigen auch ein Instrument, um die ausgewogene soziale Mischung in den Häusern und Quartieren zu stärken und zu erhalten. 

 

Was sind für Sie weitere anspruchsvolle Zielsetzungen?

Der Klimaschutz im Gebäudesektor wird eines der Zukunftsthemen sein. Für die Wohnungswirtschaft geht es um Investitionen in Milliardenhöhe. Ich bin gespannt, wie sich die Politik da in den nächsten Jahren positioniert und wie die Unterstützung der Wohnungsunternehmen aussehen wird. 

Ein zweiter Punkt ist die sinnvolle Integration von Digitalisierungsmöglichkeiten im Unternehmen. Dazu gehört die Einführung einer Mieter-App, mit der die Bewohnerinnen und Bewohner – neben dem bekannten Gang ins Servicebüro oder dem Griff zum Telefonhörer – ganz bequem mit dem Smartphone rund um die Uhr Wohnungsangelegenheiten klären, Fragen zur Betriebskostenabrechnung stellen oder auch einen Reparaturtermin vereinbaren können.

 

Sie sind waschechte Berlinerin, kennen die Stadt also von klein auf. Berlin ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Viele Kieze sind im Umbruch. Was war für Sie die größte Veränderung, die Sie hier miterlebt haben?

Berlin ist von einem Dorf zur Großstadt geworden und entwickelt sich gerade hin zu einer Weltstadt. Viele Menschen ziehen her und das ist auch gut. Wir öffnen uns. Die Stadt kommt zum Atmen. Bei allen Schwierigkeiten, die solche Veränderungen mit sich bringen, bin ich sehr dankbar, diese Entwicklung live mitzuerleben. Es sind ganz neue Viertel entstanden. Ich bekomme richtig Gänsehaut, wenn ich zum Beispiel daran denke, wie der Potsdamer Platz aus dem Nichts hochgezogen wurde – genauso wie die Großsiedlungen in Marzahn und Hellersdorf. Das waren zur Wende noch unvollendete Satellitenstädte. Was daraus heute geworden ist: Wahnsinn! Vor allem ist es – bei aller Neubautätigkeit – sehr grün.

 

Wie gut kennen Sie Marzahn-Hellersdorf eigentlich?

Von Schöneberg, wo ich aufgewachsen bin, ist Marzahn-Hellersdorf natürlich ein ganzes Stück entfernt. Aber ich habe zum Beispiel intensiv verfolgt, wie die Helle Mitte entstanden ist und auch wie die heutigen Gärten der Welt immer weiter gewachsen sind. Neulich bin ich dort beim „Tanz in den August“ gewesen. Das war total schön. Was ich im Bezirk nach wie vor vermisse, sind Cafés, Restaurants und Menschen auf den Straßen. 

Übrigens durfte ich gerade die große Tour zu unseren Beständen in Hellersdorf und Marzahn machen. Mir gefällt, dass wir an den verschiedenen Standorten überhaupt nicht monoton, sondern wirklich sehr unterschiedlich bauen und die Häuser zum Teil auch Staffelgeschosse aufgesetzt bekommen. Das lockert die Baukörper auf.

 

Frau Klimek, könnten Sie zum Abschluss bitte noch folgende drei Sätze ergänzen:

Bei der STADT UND LAND arbeiten, bedeutet für mich …

... lebenswerten und bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu erhalten, zu schaffen und das nachbarschaftliche Miteinander zu fördern. Wir engagieren uns wirklich stark in den Kiezen, indem wir u. a. Räume für Begegnungsstätten anbieten, Gewerbeeinheiten für gemeinnützige Zwecke zu günstigen Konditionen bereitstellen und sowohl Vereine als auch Projekte unterstützen.

 

Meine Traumwohnung …

... ist groß, lichtdurchflutet und liegt im Grünen – das i-Tüpfelchen wäre mit Blick aufs Wasser. Und ich mag es, wenn es vor der Haustür noch einen Biergarten oder ein paar nette Restaurants gibt.

 

Ein gelungener Feierabend ist für mich, …

... abends mit einem leckeren Gin Tonic auf dem Balkon zu sitzen und mit positiven Gefühlen auf den Tag zurückzublicken.