Kleine Roboter verlegen Glasfaserkabel

Fast mit Lichtgeschwindigkeit ins Internet // Vattenfall unterstützt "Gigabit-Strategie"

Kleine Roboter verlegen Glasfaserkabel

Roboter wie dieser hier sollen Glasfaserkabel überwiegend durch die Fernwärmekanäle von Vattenfall ziehen. © Harald Ritter
Roboter wie dieser hier sollen Glasfaserkabel überwiegend durch die Fernwärmekanäle von Vattenfall ziehen. © Harald Ritter

Corona-Krise, Lockdown und Homeoffice haben es uns noch einmal deutlich vor Augen geführt: Deutschland braucht dringend flächendeckend schnelles Internet. In Berlin will nun das neue Gemeinschaftsunternehmen Vattenfall Eurofiber den Glasfaserausbau beschleunigen. Die entsprechende Absichtserklärung wurde gemeinsam mit Vertretern der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe im Oktober unterzeichnet. Dafür kamen beide Partner im Vattenfall-Verteilerzentrum am Teterower Ring 73 zusammen. 

Der Ort war nicht zufällig gewählt: In Kaulsdorf-Nord unterhält Vattenfall seit zwei Jahren auf einer vom Bezirk vermieteten Fläche eine Teststation zum Ausbau des Glasfasernetzes. Getüftelt wird an Robotern, die künftig die Glasfaserkabel über bestehende Versorgungskanäle zu den Haushalten, Unternehmen und Einrichtungen ziehen. Ein Prototyp wurde von Mitarbeitern der Eurofiber entwickelt und nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei wurde demonstriert, wie der kleine Kerl mit den Glasfaserkabeln durch die engen Schächte der Gebäude und Häuser gelangt. „Wir haben drei weitere Roboter in Auftrag gegeben, die noch mehr können sollen – selbstständig auf Knopfdruck an- und abkoppeln beispielsweise“, erklärt Dan Koschke, Leiter des Entwicklungsteams. 

 

VERLEGUNG VON KABELN OHNE GROßEN „AUFRISS“

Der Gedanke, die Versorgungskanäle für den Ausbau des Glasfasernetzes in Berlin zu nutzen, lag auf der Hand: Unter der Hauptstadt befinden sich rund 2.000 Kilometer davon. Die unterirdischen Räume zwischen den Leitungen bieten den kleinen Robotern genügend Platz, um die schlanken Glasfaserleitungen zu verlegen. Das spart Zeit und Geld, weil beim Ausbau umfangreiche Erdarbeiten sowie Störungen für den Verkehr in den Straßen entfallen. 

Auch für die Lösung eines anderen Problems bietet das Eurofiber-Projekt einen verheißungsvollen Ansatz: Der großflächige Glasfaserausbau in Deutschland stockt an vielen Stellen immer wieder aufgrund von gegenläufigen Interessen, Kompetenzen und der Konkurrenz von Telekommunikationsfirmen untereinander. „Wir nutzen unsere bestehende Infrastruktur und Erfahrung, um bis Ende 2026 mehr als 500.000 Haushalte und Unternehmen an das leistungsstarke Glasfasernetz anzuschließen.“ Dieses solle dann allen Internetanbietern diskriminierungsfrei via Open Access zur Verfügung stehen, erklärte Marco Sick, Geschäftsführer von Vattenfall Eurofiber anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung.

 

BIS 2030 GLASFASER FÜR GANZ BERLIN GEPLANT

Klar ist: Der Ersatz der traditionellen Kupferkabel, einschließlich inzwischen weit verbreiteter Hy­bridlösungen wie DSL, ist der Weg, um die Internet-Übertragungsraten massiv zu erhöhen. Breitbandübertragung gilt laut internationaler Statistik bei 256 Kilobits pro Sekunde. Glasfaser ermöglicht sogar die Übertragung von 1.000 Megabits pro Sekunde und das über große Entfernungen. Laut einer internationalen Studie lag der Anteil der Breitbandanschlüsse in Deutschland Ende 2020 bei 4,8 Prozent. Zum Vergleich: Die Ukraine und die Türkei kamen jeweils auf rund 15 Prozent, Spanien sogar auf über 60 Prozent. In Berlin liegt die Abdeckung des Stadtgebiets mit Glasfaser gegenwärtig bei 7,5 Prozent. Das soll sich laut der jüngst vom Senat verabschiedeten „Gigabit-Strategie“ für die Hauptstadt schnell ändern. Vorgesehen ist, dass die Metropole bis 2030 flächendeckend mit den schnellen Anschlüssen versorgt wird. 

Vattenfall Eurofiber plant für seine Glasfaserverlegungsstrategie Investitionen in Millionenhöhe. Das Land Berlin will mit begleitenden Maßnahmen wie beschleunigten Genehmigungen unterstützen. 

Übrigens: Auch Bewohner des Bezirks werden umgehend von dem angekündigten Glasfasernetz-Ausbau durch Vattenfall Eurofiber profitieren. Ein Vertrag mit der Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND zum Anschluss von 2.500 Haushalten im Umfeld der Teststation in Kaulsdorf-Nord ist bereits unterschrieben.                 

 

Harald Ritter