Neuer Nachbarschaftstreff steht noch immer ohne Räume da

Weil das Wohnungsbauprojekt am Boulevard Kastanienallee stagniert:

Neuer Nachbarschaftstreff steht noch immer ohne Räume da

Kristina Niemann vor dem Hochhausturm im Boulevard. Hier sollte eigentlich schon im Mai der Nachbarschaftstreff einziehen. © pressefoto-uhlemann.de
Kristina Niemann vor dem Hochhausturm im Boulevard. Hier sollte eigentlich schon im Mai der Nachbarschaftstreff einziehen. © pressefoto-uhlemann.de

Eigentlich wollte Projektkoordinatorin Kristina Niemann vom Verein „MITTENDRIN leben“ bereits vergangenen Mai den neuen Nachbarschaftstreff im Boulevard Kastanienallee beziehen, schnuckelig einrichten und gemeinsam mit den Bewohner*innen und Partner*innen aus dem Quartier tagein tagaus mit Leben füllen. Sommerkino auf dem zentralen Platz, Konzerte und Lesungen, Yoga und Ernährungsberatung, Kochaktionen, Kartenrunden, Kaffeeklatsch … – Ideen für Angebote gibt es zur Genüge. Was dem vom Quartiersmanagement geförderten Projekt aber dringend fehlt, ist ein Dach über dem Kopf. 

Dabei sind die Räume schon da: Die soziokulturelle Stätte soll zwei zusammengelegte Wohnungen im Erdgeschoss des neu gebauten Hochhausturms an der Stollberger Straße 57/59 beziehen. Das Problem ist nur: Seit Monaten geht es auf der Baustelle nicht mehr voran. Mehrere Firmen haben wegen ausstehender Rechnungen die Arbeit eingestellt. Von einer Insolvenz des Projektentwicklers Habarent wird gemunkelt. Die landeseigene Gesobau AG, die den Gebäudekomplex mit den 149 Wohnungen und dem Nachbarschaftstreff nach Fertigstellung schlüsselfertig ankaufen wollte, teilt auf ihrer Internetseite mit: „Aufgrund von erheblichen Verzögerungen im Bauablauf ist ein gesicherter Fertigstellungstermin zurzeit leider nicht zu benennen.“ In der Nachbarschaft ist das Entsetzen groß und es wächst die Sorge, dass die zuletzt vermehrt positiven Entwicklungen im Kiez von einer in den Himmel ragenden Bauruine mit auffällig grüner Fassadenfarbe überschattet werden könnten. 

 

KEINE KONKURRENZ ZU BESTEHENDEN ANGEBOTEN

Kristina Niemann aber will optimistisch bleiben. Sie fühlt sich zwar ausgebremst, steckt aber weiterhin voller Tatendrang. In den letzten Wochen und Monaten hat sie etliche Akteur*innen vor Ort kennengelernt, das Konzept für den Nachbarschaftstreff vorgestellt und an ersten gemeinsamen Veranstaltungen wie dem Sommerfest mitgewirkt. „Es gibt entlang des Boulevards schon eine ganze Menge Einrichtungen und engagierte Leute – das KastanienNest zum Beispiel, Haus Aufwind, die Künstlerin Carola Rümper, die station urbaner kulturen oder das LaLoKa.“ Ihr sei wichtig, so Niemann, im Quartier einen Ort für Beratung und Begegnungen zu verankern, der eine Bereicherung darstellt und nicht als Konkurrenz zu bestehenden Angeboten angesehen wird.“ Mit Verweis auf das Frauenzentrum Matilde sagt sie: „Eine mögliche Nische wären zum Beispiel spezielle Beratungen für Männer.“ Außerdem will der Treffpunkt auch dazu beitragen, die zugezogenen Bewohner*innen in die Nachbarschaft einzubinden. 

 


Visualisierung des Wohnungsbauprojekts: So könnte es am zentralen Platz des Boulevards Kastanienallee mal aussehen. Momentan ist das Gelände aber eine große Baustelle. 

© renderkitchen 3D Visualisierung, GESOBAU AG


WAS WOLLEN, WAS BRAUCHEN DIE LEUTE IM QUARTIER?

Als Kulturwissenschaftlerin und einstige Leiterin des Mahlsdorfer Kunsthauses Flora sieht die Projektkoordinatorin ihre Stärken im Veranstaltungsbereich. Sie träumt von Tango-Nächten auf dem zentralen Platz des Boulevards und hat im Projektraum mp43 anlässlich des Chinesischen Mondfestes im Rahmen der interkulturellen Tage einen Kalligraphie-Workshop initiiert. Weil die Bewohner*innen aber selbst am besten wissen, was sie brauchen, sind diese aktuell aufgerufen, einen vom Quartiersmanagement und Mittendrin erstellten Fragebogen auszufüllen und anzugeben, über welche Veranstaltungen, Kurse und Beratungen sie sich freuen würden. Auch Namensvorschläge für den Nachbarschaftstreff werden gesucht. 

So lange dieser nicht bezogen werden kann, soll möglichst ein Ersatzstandort her. Am aussichtsreichsten sei aktuell die zeitweise Nutzung des Café Interfix der Alice Salomon Hochschule in der Stollberger Straße.

 

ADVENTSBOULEVARD AM 2.12. VON 15 BIS 18 Uhr

„Unabhängig von möglichen Räumen wollen wir uns jetzt aber verstärkt auf nachbarschaftliche Begegnungen konzentrieren“, kündigt Kristina Niemann an. Das nächste große Event ist der traditionelle Adventsboulevard am neuen Spielplatz, den sie federführend organisiert. Am 2. Dezember von 15 bis 18 Uhr dürfen sich Besucher*innen dort schon so richtig auf Weihnachten einstimmen. Es können Plätzchen dekoriert, Adventsgestecke gebastelt und Kerzen gezogen werden. Der Duft von Grillwürstchen, leckerer Suppe, frischen Waffeln, Popcorn, Kinderpunsch und anderen Heißgetränken wird die Luft erfüllen. Das beliebte Stockbrotbacken an der Feuerschale darf auch nicht fehlen. Weihnachtsmann und Nikolaus sind vor Ort. Das Puppentheater erfreut mit kleinen Stücken und Märchen und der Gemischte Chor der Polizei Berlin e. V. singt Weihnachtslieder. Außerdem nimmt das Weihnachtspostamt „Himmelpfort“ Briefe und Wunschzettel entgegen.

 

Der Eintritt zum Weihnachtsmarkt ist frei. Für die Veranstaltung gelten die aktuellen SARS-CoV-2 Regelungen des Berliner Senats. Abstandsregeln und Hygienevorschriften sind zu beachten. Informationshinweise zum Hygienekonzept werden vor Ort aushängen. In den Innenräumen gilt die 2G-Regel, d. h. alle Personen müssen nachweislich vollständig geimpft oder genesen sein.