30 Jahre „höher – schneller – weiter“

Die Leichtathletikabteilung ist seit Gründung des ACB das Aushängeschild des Vereins

30 Jahre "höher – schneller – weiter"

Es begann 1992 zunächst ganz unscheinbar mit elf sportverrückten Freunden in einem dunklen Fitness-Keller. Heute gehört der Hellersdorfer Athletik-Club Berlin mit seinen über 1.700 Mitgliedern und 16 Abteilungen zu den absoluten Vereinsgrößen im Bezirk. Entsprechend ausschweifend hätte am 28. Januar auch die Geburtstagssause werden sollen. Da aber gerade nicht die Zeit für fette Partys ist, soll die Jubiläumsfeier im Mai nachgeholt werden.

„Zusätzlich wollen wir gemeinsam mit dem Bezirk Anfang September einen Sportaktionstag mit Volksfestcharakter ausrichten“, kündigt ACB-Urgestein Lutz Kramer an. Erste Gespräche dazu hat es mit dem neuen Sportstadtrat Dr. Torsten Kühne bereits gegeben. Bei der Gelegenheit sicherte der CDU-Politiker auch seine Unterstützung hinsichtlich des längst überfälligen Baus einer neuen Containeranlage im Stadion Wuhletal zu. Die wird vor allem benötigt, um Trainings- und Wettkampfmaterial zu lagern. „Außerdem wäre es schön, wenn die Übungsleiter endlich einen Raum hätten, in dem sie mal ihre Tasche abstellen können“, so Kramer.

Der Leiter der Leichtathletikabteilung ist neben Präsident Reinhard Liebsch das Gesicht des Clubs. Nach drei Jahrzehnten im Dienst des Vereins hat Kramer eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Bekannte Sportler wie der deutsche Dreisprung-Meister Thomas Moede (Stuttgart 2001), Weitsprung-Ass und Olympia-Teilnehmer Wendell Williams (Sydney 2000) oder der sehbehinderte Sprinter und Paralympics-Sieger Matthias Schröder (Peking 2008) wurden einst von dem Coach zu Spitzensportlern geformt. 

 

TROTZ PANDEMIE TOTAL ERFOLGREICH

Und nach wie vor ist der ACB anerkanntes Talentezentrum des Berliner Leichtathletikverbands. Jahr für Jahr erringen die jungen Athletinnen und Athleten eine Meisterschaftsmedaille nach der anderen. 62 waren es allein 2021 – so steht es im vereinsinternen Medaillenspiegel. Ganz besondere Momente waren zuletzt Lena Leeges sensationeller Triumph mit der 400-Meter-Staffel bei der U20-EM und der Deutsche U18-Meistertitel von Dreispringer Denyo Schluckwerder.

Doch Lutz Kramer möchte eigentlich keinen Schützling hervorheben. „Alle Leistungen, die hinter diesen Medaillen stecken, sind wirklich außergewöhnlich“, sagt er mit Verweis auf die schwierigen Trainingsbedingungen in Zeiten von Corona. Wochenlang hatten sich die Sportlerinnen und Sportler zunächst nur mit individuell erstellten Plänen im „stillen Kämmerlein“ oder in Wald und Flur auf die Saison vorbereiten dürfen, ehe die ersten kleinen Gruppen wieder zum Training zugelassen wurden. Das verlangte allen eine riesige Portion Selbstdisziplin ab. Dankbar ist der Verein aber auch für das Sponsoring einiger Unternehmen in dieser Zeit. Langjährige Partner wie das Therapiezentrum Kaulsdorf und der Kfz-Meisterbetrieb von Uwe Schalow halfen mit, den Springern, Werfern und Sprintern aller pandemiebedingten Widrigkeiten zum Trotz gute Bedingungen bei der Ausübung ihres Sports zu ermöglichen.

 

 

DREISPRINGER IN BÄRENSTARKER FORM

Ziemlich beeindruckend ist, was die männlichen Dreispringer gerade veranstalten. Mit dem Bundeskaderathleten Denyo Schluckwerder sowie Florian Bernert, Arsen Tshantshapanyan und Yatiri Lopez-Schuster gehören gleich vier Mitglieder aus Kramers Trainingsgruppe zur deutschen Spitze. Tshantshapanyan konnte Ende Januar bei den Berliner Hallenmeisterschaften seine persönliche Bestmarke auf 15,22 m verbessern und ist nah dran an der U20-WM-Norm. Es fehlen nur noch 33 Zentimeter. Sein Coach traut es ihm bis zum Sommer noch zu: „Das kann er schaffen.“

Aber auch in vielen anderen Disziplinen ist der Verein stark vertreten. Karl Fridrik Schnick zum Beispiel führt über 60 Meter Hürden in der U16 die deutsche Jahresbestenliste an und im Sprint treiben sich Sophie Paul und Philina Schwartz gegenseitig zu Höchstleistungen an. 

 „Für mich ist der ACB der mit Abstand stärkste Leichtathletikverein im Osten Berlins“, sagt Vorstandsmitglied Doris Nabrowsky. Die ehemalige Vorsitzende von Fortuna Marzahn ist 2021 nach Hellersdorf gewechselt und sieht ihren neuen Verein gerade auch in der Breite hervorragend aufgestellt. „Bei uns trainieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins Seniorenalter. Hier gibt es Hochleistungs- und Freizeitsportler.“ 

 

IM SOMMER STEHT EINE WM-TITELVERTEIDIGUNG AN

Dass man auch jenseits der 30 noch Leistungen auf Top-Niveau bringen kann, beweist zum Beispiel Sandra Kramer. Nach zwei Jahren Corona-Wettkampfflaute fiebert die 44-Jährige der Senioren-WM im Sommer entgegen. Schließlich hat sie im Weit- und Dreisprung zwei Titel aus dem Jahr 2018 zu verteidigen. „Es wird nicht ganz leicht. National könnte Sandra schon in einer Altersklasse höher starten, international hat sie einige jüngere Athletinnen vor sich, aber das kompensiert sie mit Erfahrung“, sagt ihr Trainer und Ehemann Lutz. Vergangenes Wochenende bei den Berlin/Brandenburgischen Meisterschaften jedenfalls düpierte das Sprung-Ass die Konkurrenz schon wieder.