Mahnwache in Helle Mitte für getöteten Malte C.

Bezirk setzt Zeichen gegen Queerfeindlichkeit 

Mahnwache in Helle Mitte für getöteten Malte C.

Er wollte nur helfen. Seine Zivilcourage bezahlte er mit dem Leben. Knapp zwei Wochen nach dem brutalen Angriff auf Malte C. am Rande des CSD in Münster und sieben Tage nach seinem Tod wurde in Marzahn-Hellersdorf eine Mahnwache für den 25-jährigen trans Mann abgehalten. Teilnehmer:innen zündeten vor dem Rathaus auf dem Alice-Salomon-Platz Kerzen an, hielten Ansprachen und gedachten in einer Schweigeminute dem Opfer. 

Die neue bezirkliche Queerbeauftragte Vanessa Krah hatte die Veranstaltung angeregt, um ein Zeichen gegen transfeindliche Gewalt und für die Gleichbehandlung von queeren Menschen zu setzen. Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) begrüßte zu der Mahnwache Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, von Vereinen und aus der queeren Community. Fälle wie Maltes Tod und die Attacke auf eine trans Frau in Bremen vor wenigen Tagen zeigten, wie allgegenwärtig Gewalt gegen Lesben, Schwule, trans Personen, Bisexuelle und queere Menschen sei, sagte Lemm und beklagte, „dass manche in der Bezirkspolitik das Thema herunterspielen und bagatellisieren“ würden. Doch Queerfeindlichkeit gehe alle etwas an. „So lange wir in einer Gesellschaft, in einem Land und auch in einem Bezirk leben, in dem Menschen dafür, dass sie anders sind, angegriffen, diskriminiert und getötet werden, so lange müssen wir auf die Straße gehen, dagegen kämpfen und wie heute ein Zeichen der Solidarität setzen“, so der Bürgermeister.

 

Zu den Redner:innen am Freitagvormittag gehörte neben der stellvertretenden BVV-Vorsteherin Chantal Münster (Grüne) und Aktivistin Fatal Flash auch Anne Schönfeld von der Registerstelle Marzahn-Hellersdorf. Sie machte in ihrem Wortbeitrag die Dimension queerfeindlicher Einstellungen und Vorfälle im Bezirk deutlich. Schönfeld erwähnte dabei großflächige Schmierereien am Wuhle-Wanderweg und homofeindliche Plakate der rechtsextremen Kleinstpartei Der III. Weg, sprach von Anfeindungen gegen Teilnehmer:innen der Marzahn Pride und von wiederholt LGBTIQ-feindlichen Postings einiger Marzahn-Hellersdorfer AfD-Abgeordneter. Weiterhin erinnerte sie an trans Frau Ella N., die sich vergangenes Jahr am Alexanderplatz das Leben genommen hatte. Im Unfallkrankenhaus Berlin waren Bilder der sterbenden Frau von einem Computer abfotografiert worden und anschließend in WhatsApp-Gruppen in Umlauf geraten. Auch nach Ellas Tod gingen die Demütigungen weiter. Mehrfach wurde das Grab der gebürtigen Iranerin geschändet.

 

Schönfeld beobachtet zunehmend, dass Anhänger:innen der extremen Rechten ihre „ideologischen Vorstellungen der Ungleichwertigkeit“ im Internet verbreiten. Queerfeindliche Narrative würden aber auch auf Schulhöfen, in Kneipen und in Hörsälen von Universitäten kursieren. Umso wichtiger sei es, Solidarität zu zeigen, geschlechtliche Vielfalt sichtbar zu machen und LGBTIQ-Feindlichkeit klar zu benennen. Diskriminierungen und Gewaltvorfälle im Bezirk sollten der Registerstelle Marzahn-Hellersdorf gemeldet werden (register-mh@stiftung-spi.de, T. 99275098, M. 0172 8695497). „Die Meldungen sorgen dafür, dass wir die Problemfelder deutlicher erkennen und dass wir an den Orten aktiv werden können, an dem die Baustellen noch am größten sind“, erklärte Schönfeld.