Alt-Marzahn: Hochburg der Handwerkskunst

Wo noch der Müller das Mehl mahlt und Laien aus Ton kleine Kunstwerke kreieren

Alt-Marzahn: Hochburg der Handwerkskunst

Wer in Berlin das Kontrastprogramm zur pulsierenden City sucht, ist in Alt-Marzahn goldrichtig. Kopfsteinpflaster, Kirche, Tierhof, Bauerngarten, Windmühle: Die von Plattenbauten umgebene Mitte des Ortsteils verströmt an allen Ecken und Enden pure Dorfromantik. In der Kunst- und Keramikscheune „Schamottchen“ lässt sich sogar altes Handwerk erlernen: In verschiedenen Workshops und Kursen wird der Umgang mit Ton vermittelt. 

Im September feierte die Einrichtung zehnjähriges Bestehen. Der Verein AGRARBÖRSE Deutschland Ost e. V. nahm das Jubiläum zum Anlass, um sich und seine Standorte im Angerdorf bei einem Tag der offenen Türen zu präsentieren. Außerdem wurde der langjährige Werkstattleiter Werner Petrich (Foto unten) offiziell verabschiedet. Er geht in den verdienten Ruhestand, bleibt dem „Schamottchen“ aber als Kursleiter erhalten.

 

 

 

Einige der Geburtstagsgäste, darunter Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke), Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD), die Linken-Abgeordnete Manuela Schmidt und Bezirksstadtrat Dr. Torsten Kühne (CDU), besichtigten die von Kursteilnehmer:innen gestaltete Ausstellung „Lieblingsstücke“ und ließen sich anschließend von AGRARBÖRSE-Geschäftsführer Andreas Plank zu den touristischen Highlights im alten Marzahn führen. Auf dem Mühlenberg war Müller Alexander Benedikt schon wieder schwer am Schuften. Im Akkord hatte er in den vergangenen Tagen Tausende Spezialschrauben in die Mühlenflügel gedreht. „Die Jalousien waren alle locker“ und wären ihm beim nächsten heftigen Sturm womöglich um die Ohren geflogen, berichtet er den Besucher:innen. 

 

Vor anderthalb Jahren hat der gelernte Fliesenleger den Job als Müller angetreten und seither alle Hände voll zu tun. Er hält Marzahns Wahrzeichen in Schuss, muss Getreide zu Mehl mahlen und führt regelmäßig Kitagruppen, Schulklassen und Tourist:innen durch die Mühle. Am Freitag (16.9.) wird er auch erstmals Hochzeitspaare in einem Zeremoniell nach „Müller-Art“ vermählen. Benedikt ist sich sicher, seine Berufung gefunden zu haben. Trotzdem sei die Arbeit für eine Person allein ziemlich anstrengend, gesteht er. „Eine zweite Personalstelle wäre schon schön. Dann könnte ich mich noch um andere Dinge kümmern, die aktuell liegen bleiben.“ Zum Beispiel störe es ihn, dass die Bockwindmühle als wichtige touristische Attraktion im Bezirk keine Toiletten habe.