Demenzdorf am Wernersee ist wohl endgültig gestorben

Modellprojekt zu teuer: Jetzt soll eine klassische Pflegeeinrichtung her

Demenzdorf am Wernersee ist wohl endgültig gestorben

Es sollte eine Wohn- und Pflegeeinrichtung mit Modellcharakter werden. Ein Ort, speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse von demenziell erkrankten Menschen, die hier ein lebenswertes Umfeld und angemessene Betreuung hätten erhalten können. Doch aus dem Demenzdorf auf dem Wernersee-Areal in Kaulsdorf wird wohl nichts. 

Nach der Absage des Senats an den freigemeinnützigen Stephanusstift wollte das Land Berlin das Projekt lieber selbst mit der Berlinovo Grundstücksentwicklungs GmbH (BGG), einer Tochter der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Berlinovo, umsetzen. Gepachtet und betrieben werden sollte die Wohnanlage für Demenzkranke von der Vivantes Forum für Senioren GmbH. Nach Jahren des Stillstandes halten die Beteiligten das Projekt nun nicht mehr für wirtschaftlich tragbar. Die BGG liebäugelt eher mit einer klassischen Pflegeeinrichtung. Der Bezirk stemmt sich dagegen.

 

Eine schriftliche Anfrage des CDU-Abgeordneten Alexander J. Herrmann hat zutage gebracht, dass Vivantes die Angelegenheit zu teuer wird. Es gebe eine „Deckungslücke in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“, die vor allem auf „die Besonderheiten des Demenzdorfes zurückzuführen“ sei, teilt die Senatsfinanzverwaltung dem Kaulsdorfer Abgeordneten mit. Aus diesem Grund will Berlinovo weg vom Demenzdorf mit seiner kleinteiligen Bebauung und stattdessen eine eher konventionelle Einrichtung für pflegebedürftige Personen und Senioren errichten. Der Bebauungsplan 10-63 von 2020 soll dafür die planungsrechtliche Grundlage bilden, bemerkt Unternehmenssprecher Ulrich Kaliner. 

 

Doch so einfach geht das nicht, denn die im Grundstückskaufvertrag verankerte Nutzungsbindung sieht ausschließlich eine vollstationäre Einrichtung für demenziell oder gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen vor. Diese Formulierung könnte nachträglich geändert werden. Bäder-Betriebe, BIM, Senat und Berlinovo sollen sich auf einen Text verständigt haben. „Ich halte diese heimliche Verabschiedung vom Konzept eines Wohndorfs für Demenzkranke und den Bau einer normalen Pflegeeinrichtung ohne Information der Öffentlichkeit und des Bezirksparlaments für einen Skandal“, wettert Alexander J. Herrmann. Auch die Frage nach der öffentlichen Zugänglichkeit des Wernersees sei jetzt wieder komplett offen, gibt er zu bedenken.

 

Marzahn-Hellersdorfs Sozialstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) stimmt ihrem Parteikollegen zu. Sie kritisiert, dass sich die Pläne von der ursprünglichen Idee komplett entfernt hätten und der Berlinovo quasi „freie Hand“ bei der Entwicklung des Geländes gelassen werden soll. Darum habe sie der vorgeschlagenen Nutzungsänderung auch nicht zugestimmt. „Die Versorgungslage von Demenzkranken in Berlin ist nicht gut“, betont die Stadträtin. In den anstehenden Verhandlungen mit den Bäder-Betrieben, dem Senat, der BIM und Berlinovo wolle sie darauf drängen, „dass der demenziellen Betreuung von Menschen eine wesentlich größere Bedeutung in der Nutzung beigemessen wird.“ 

 

Die Vivantes Forum für Senioren GmbH teilt mit, sie sei weiterhin daran interessiert, ein Pflegeheim speziell für Demenzerkrankte am Wernersee zu betreiben. Eine Unternehmenssprecherin erklärt dazu: „Bei den Verhandlungen über die Kosten sind wir aber nicht frei. Denn die Baukosten – und damit auch der Eigenanteil an den Investitionskosten, den Heimbewohner später zahlen müssen – sind vom Land Berlin begrenzt. Diese Grenze können wir nicht überschreiten, wenn wir die Einrichtung wirtschaftlich betreiben wollen.“