Hellersdorfer Kita hat Platz geschafft für ukrainische Kinder

Einrichtung an der Weiherkette

Hellersdorfer Kita hat Platz geschafft für ukrainische Kinder

Diese Räume im Erdgeschoss der Kita waren lange Zeit ungenutzt, weil Personal fehlte, um hier Kinder zu betreuen. Dank der neuen Pädagog:innen aus der Ukraine konnte der Bereich reaktiviert werden.
Diese Räume im Erdgeschoss der Kita waren lange Zeit ungenutzt, weil Personal fehlte, um hier Kinder zu betreuen. Dank der neuen Pädagog:innen aus der Ukraine konnte der Bereich reaktiviert werden.

Mit Integration kennt sich das Team der Kita an der Weiherkette (Torgauer Straße 27-29) aus. 109 Kinder aus 20 verschiedenen Nationen werden in der Hellersdorfer Einrichtung des gemeinnützigen Trägers KITA-Dialog täglich betreut. Als im Februar der Krieg über die Ukraine hereinbrach und vor allem Frauen und Kinder in die Flucht trieb, war für die Pädagog:innen im etwa 1.600 Kilometer entfernten Hellersdorf sofort klar, dass dringend ein Angebot hermuss, um den Kleinsten das Ankommen zu erleichtern und sie ins deutsche Bildungssystem zu integrieren. 

Das Konzept war schnell geschrieben, die Vorbereitungen hatten es dagegen in sich. Ende September konnte das Vorzeigeprojekt feierlich eingeweiht werden: Als einzige Tagesstätte weit und breit verfügt die Kita an der Weiherkette nun über einen eigenen Bereich, in dem ukrainische Kinder einen sicheren Hafen finden. Die Räume mit einer Kapazität von 20 Betreuungsplätzen standen wegen des anhaltenden Fachkräftemangels lange Zeit leer und wurden nun liebevoll hergerichtet. Für die ersten fünf Mädchen und Jungen hat die Eingewöhnung bereits begonnen. Ihre derzeit vier Erzieher:innen sind allesamt Muttersprachler:innen und teilen das Schicksal der Kinder. Auch sie sind vor dem Ukraine-Krieg geflohen und erst vor wenigen Monaten nach Deutschland gekommen.

 

Es gebe unter den ukrainischen Geflüchteten zahllose pädagogische Fachkräfte, darunter viele Hochschulstudierte, berichtet der Geschäftsführer des Trägers, Tom Ehrich. So lange die akademischen Abschlüsse aber noch nicht anerkannt sind, werden die Ukrainer:innen häufig nur als Erziehungshelfer:innen bezahlt. „Wir haben uns ganz klar dagegen entschieden. Schließlich leisten sie bei uns nicht weniger als alle anderen und sollten auch genauso viel Geld bekommen.“ Maximal 30 Wochenstunden dürfen die Pädagog:innen arbeiten, damit ihnen auch noch genug Zeit bleibt, Deutsch zu lernen. Aber einen Platz in einem Sprachkurs zu finden, scheint ein echtes Problem zu sein. Ehrich fordert flexible, niedrigschwellige Lösungen. „Wir haben hier im Haus einen riesigen Beratungsraum. Der ist voll ausgestattet mit Beamer, Luftfilter und allem Drum und Dran. Das wäre der ideale Ort.“ Neben den neuen Mitarbeiter:innen könnten auch viele Kita-Eltern mit Migrationsgeschichte von einem solchen Angebot profitieren, meint er.

 

Das mangelnde Sprachkursangebot sei aber nicht die einzige Integrationshürde, betont Kita-Leiterin Carolin Winterhager und verweist auf Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Das liege nicht nur am leergefegten Markt. Wer noch keine drei Einkommensnachweise vorlegen könne, habe einfach schlechte Karten. „Ein Kollege kommt jeden Tag aus Schmöckwitz zur Arbeit, eine andere Mitarbeiterin braucht für nur eine Strecke sogar 2,5 Stunden“, klagt Winterhager.

 

Für das Projekt in der Hellersdorfer Kita hat der Träger ausschließlich hochqualifiziertes Personal eingestellt. „Nicht jedes Kind muss Kriegserlebnisse verarbeiten, aber alle haben Flucht erfahren. Darauf sollte sensibel reagiert werden können. Darum setzen wir auf ausgebildete Pädagog:innen“, so Ehrich. Den Kindern sei anzumerken, dass sie von der neuen Situation im fremden Land noch ziemlich überfordert sind, sagt der ukrainische Erzieher Roman. Vor allem die Sprachbarrieren würden die Kleinen nerven. „Aber das wird sich bald ändern. Kinder lernen schnell“, weiß er.

 

Dafür ist es wichtig, dass die Mädchen und Jungen nicht nur unter sich bleiben. Kita-Leiterin Roswitha Biesenerklärt, dass es im Kita-Alltag zunehmend mehr „Berührungspunkte“ mit den anderen Kindern geben werde. Die Kinder begegnen sich zum Beispiel im Garten, beim gemeinsamen Mittagessen im Kinderrestaurant, in den Lernwerkstätten, bei gruppenübergreifenden Angeboten und Ausflügen ins Landschaftsschutzgebiet Hönower Weiherkette. In einem oder anderthalb Jahren, so der Plan, könnten die ersten dann gemeinsam mit ihrem Erzieher Roman, der schon sehr gut Deutsch spricht, in eine reguläre Bezugsgruppe wechseln. 

 

Dass ihre Kinder jetzt in eine deutsche Kita gehen, scheint für viele ukrainische Mütter aktuell aber noch etwas gewöhnungsbedürftig zu sein. Tom Ehrich kann das verstehen: „Die meisten Familien sind weiterhin privat untergebracht, häufig auf engstem Raum. Die hatten also eine sehr intensive Zeit mit ihren Kindern.“ Doch für den Integrationserfolg sei der Kitabesuch enorm wichtig. „Wenn wir es jetzt versäumen, diese Kinder in die Bildungseinrichtungen zu bringen, dann entstehen Defizite, die das System Schule gar nicht ausgleichen kann.“