20 Jahre Berliner Tschechow-Theater

Aus dem Marzahner Nordwesten nicht mehr wegzudenken

20 Jahre Berliner Tschechow-Theater

© André Osbahr
© André Osbahr

Es entstand eigentlich als Verlegenheitslösung: Als das russische Theater „Skaska“ vor 20 Jahren dem Untergang geweiht war, sprang der Kulturring in die Bresche, um die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen in dem problembeladenen Stadtteil Marzahn NordWest fortführen zu können. Schnell war auch ein Namenspatron für die Einrichtung gefunden: der zwischen den Kulturen Russlands und Deutschlands wandelnde Schriftsteller Anton Tschechow. Im Juli 2002 wurde das deutsch-russische Tschechow-Theater, kurz BTT, schließlich aus der Taufe gehoben. 

Inzwischen ist es vom kleinen Zimmertheater zu einem besonderen Kulturort im Bezirk avanciert. Menschen aus vielen Herkunftsländern engagieren sich hier. Sie bringen ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz mit und vermitteln diese an kleine und große Besucher:innen. 

Seit 2004 leitet Dr. Alena Gawron das Haus. Sie prägte den populären Charakter des Theaters und garantierte mit besonderem Elan ein qualitätvolles und vielseitiges Programm. Doch finanzielle Nöte machten auch dem BTT immer wieder zu schaffen. Gerade in Zeiten knapper Kassen wird der Rotstift bei der Förderung von Kunst und Kultur bekanntlich zuerst angesetzt. Doch das Tschechow-Theater hat durchgehalten und kann nun Jubiläum feiern. Am Mittwoch, dem 16. November, wird dieses besondere Ereignis mit zahlreichen geladenen Gästen begangen.

 

Grund zum Feiern gibt es auch, weil sich die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt und dem Senat zum Positiven entwickelt hat. Dank einer Förderung durch das Jugendamt ist die Kinderkulturarbeit im Rahmen des Projektes „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ für zwei Jahre gesichert. Eine gute Nachricht für viele Familien, denn durch das gemeinsame Theaterspiel üben die Kids Lesen, Vorlesen und richtig Sprechen. Schon Voltaire wusste schließlich: „Ein Theater bildet mehr als ein dickes Buch.“ 

Mit der Aufnahme in das Programm „Freiwilliges Engagement In Nachbarschaften“ (FEIN) ist inzwischen auch die kulturelle Bildung von Erwachsenen bis Ende 2024 finanziell besser untersetzt. „Nachdem wir lange Zeit nur kurzfristig finanziert wurden, können wir nun erstmals längerfristig planen“, erklärt Alena Gawron. 

 

Das vielfältige Programm sieht für die nächste Zeit eine neue Veranstaltungsreihe vor. Alle zwei Wochen findet ein Erzählcafé für Senior:innen mit Heike Schmidt als Moderatorin statt. Darüber hinaus stehen ein Tanzcafé für Junggebliebene, ein russischer Kulturnachmittag und ein Familiensonntag auf dem Plan.

Und wissen Sie schon was Boomwhakers sind? Es handelt sich dabei um Plastikröhrchen, mit denen man Musik machen kann.  Das BTT bietet dazu einen kostenlosen Workshop für Kinder ab 5 Jahren an.  

 

Karl Forster