„Alles entsteht in meinem Kopf“

Die Künstlerin Inka Engmann ist bekannt für ihre Miniaturgrafiken in Schwarz-Weiß

"Alles entsteht in meinem Kopf"

Inka Engmann © André Osbahr
Inka Engmann © André Osbahr

Für Inspirationen und Ideen zu ihren Bildern braucht Inka Engmann nicht einmal ein Skizzenbuch. „Ich bin gern und viel in der Natur unterwegs aber auch in der Stadt“, sagt sie. Dabei sei sie immer offen für neue Eindrücke. „Skizzenbücher brauche ich nicht, höchstens einmal ein Foto, denn alles entsteht in meinem Kopf!“

Die bevorzugten Themen der Künstlerin sind Natur, Märchen- und Fantasiewelten, aber auch Stadtlandschaften. Sie ist eine genaue Beobachterin, die jede Situation äußerst präzise künstlerisch umsetzt. So entstehen ihre filigranen Motive. „Ich könnte niemals etwas kopieren oder abmalen.“ Ihre Miniaturen auf Zeichenkarton kreiert sie mit den feinsten Finelinern, die es gibt: 0,05 mm und 0,03 mm. Meistens sind die Arbeiten schwarz/weiß. Eher selten verwendet Inka Engmann Bunt- oder feine Filzstifte zum Kolorieren. Der Reiz ihrer Bilder entsteht durch die unzähligen Details, die erst bei genauer Betrachtung sichtbar werden. Sie erzählen Geschichten von Paradiesvögeln, schiefen Türmen, Schafen und Ziegen. Ebenso finden Traumlandschaften und Nachtgeschichten Eingang in ihre naiven Zeichnungen.

 

Das Zeichnen ist aber nur ein Teil des kreativen Schaffens von Inka Engmann. Sie liebt es, Kurzgeschichten zu schreiben. Auch diese sind meist in der Fantasie- oder Märchenwelt angesiedelt. Einige erschienen in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien, darunter auch ein von ihr illustriertes Märchenbuch. 

„Gemalt habe ich, seit ich einen Stift halten konnte“, erzählt die Künstlerin, die 1976 geboren und in Mahlsdorf aufgewachsen ist. Auch heute lebt sie wieder hier. Nach dem Abitur studierte Engmann an der Technischen Universität Berlin Deutsche Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte. Sie interessiert sich außerdem für Literatur. Lion Feuchtwanger, Hans Fallada und Franz Werfel gehören zu ihren Lieblingsautoren. 

 

Die Kreativität wurde der Mahlsdorferin in die Wiege gelegt. Ihr Vater Volker Engmann ist Schriftsteller, die Mutter Ingrid Engmann studierte Kunstpädagogik, arbeitete lange als Typografin im Verlag Neues Leben, illustrierte dort unzählige Kinderbücher und arbeitet für ihr Leben gern mit Öl-, Acrylfarben und Wachskreiden.

 

Typische Engmann-Arbeiten © André Osbahr
Typische Engmann-Arbeiten © André Osbahr

 

 

„Obwohl meine Mutter Malerin ist, hat sie mich nie in eine bestimmte künstlerische Richtung gedrängt. Ich sollte mich frei entfalten und ausprobieren können.“ So gelang es der Tochter, ihre eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln. Ihre Welt ist eben die Miniaturgrafik – da sprüht ihre Fantasie ganz besonders. Doch sie bleibt neugierig und ist immer auf der Suche nach neuen kreativen Herausforderungen – mit erstaunlichen Ergebnissen.

 

Da Inka Engmann gern mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, entstanden unter ihrer Leitung mehrere erfolgreiche Kunstprojekte. So betreute sie an der Caspar-David-Friedrich-Schule die Comic-AG für die 7. und 8. Klassen. Ein Buch entstand in ihrer Schreibwerkstatt im Bildungszentrum am Kienberg und im Theodor-Fliedner-Heim der Evangelischen Kirche Mahlsdorf gibt sie zusammen mit ihrer Mutter Mal- und Zeichenunterricht. 

 

Mehrfach hat die Künstlerin in Zusammenarbeit mit Heidrun Schmidtke von der Freiwilligen­Agentur Projekte durchgeführt. Derzeit wird an einem „Wandfries für den Frieden" gewerkelt. Dabei gestalten Menschen aller Altersgruppen ihre Gedanken zum Thema Frieden in Worten oder Zeichnungen auf farbigem Karton. Die Einzelbilder werden zu einem Wandbild zusammengefügt und in diesem Frühjahr in der Freiwilligen­Agentur (Helene-Weigel-Platz 6) ausgestellt. 

 

Der Austausch mit anderen Kreativen ist Engmann wichtig. Seit ihrer Gründung 2010 gehört sie der FrauenKunstKarawane (FKK) an. „Das Potenzial unserer Gemeinschaft liegt in der Dynamik des Miteinanders, des Andersseins und in der künstlerischen Umsetzung des Alltäglichen und Besonderen aus der Sicht von Frauen“, heißt es auf der Internetseite der Initiative.

Unter der Schirmherrschaft der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle präsentieren die FKK-Künstlerinnen immer im Spätsommer im Saal der Empfänge in den Gärten der Welt ihre Werke. Das nächste Mal sind die Arbeiten der Frauen in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten (Brebacher Weg 15) vom 14. Juli bis 27. August 2023 zu erleben. www.miniatur-inka.de

 

Dagmar Steinborn