Nur gucken, nicht reingehen

Neue Typensporthalle der Franz-Carl-Achard-Grundschule:

Nur gucken, nicht reingehen

Auch zwei Monate nach ihrer Fertigstellung ist die neue Typensporthalle der Franz-Carl-Achard-Grundschule in Kaulsdorf für die Kinder noch immer tabu. Woran liegt's?

Die Kinder der Franz-Carl-Achard-Grundschule drücken sich ihre Nasen an den großen Fensterscheiben der neuen Turnhalle auf dem Grundstück an der Waplitzer Straße platt. Rein dürfen sie nicht, dabei ist das Gebäude fertiggestellt und wird dringend benötigt. Denn der alte Bewegungsraum im Hauptgebäude wurde wegen Hausschwammbefalls schon vor vielen Jahren gesperrt. Seither diente der Standort Elsenstraße als „Ausweichquartier“. Inzwischen ist diese Halle aber abgerissen worden. Sie macht Platz für einen großen Neubau mit sechs Feldern. Heißt: Seit Monaten werden die Schülerinnen und Schüler für den Sportunterricht aus Kaulsdorf mit Bussen zu einer Turnhalle in der Peter-Huchel-Straße in Hellersdorf-Süd gefahren. Der Transfer nervt nicht nur, er kostet den Bezirk auch viel Geld. Außerdem geht dabei wertvolle Zeit für den Sportunterricht verloren. Mit einem Hilferuf hat sich die Gesamtelternvertretung Anfang April an Politik und Presse gewandt. In der E-Mail beklagen die engagierten Mütter und Väter mehrere Missstände an der Schule. Senat und Bezirk werfen sie „Zuständigkeits-Ping-Pong“ vor. 

 

Elternsprecherin Juliane Falk, deren Tochter sich vor jeder Busfahrt mit Anti-Brech-Tabletten vollstopft, kann nicht recht verstehen, dass die Kinder weiterhin auf Kosten der Steuerzahler durch die Gegend geshuttelt werden, wo doch die neue Typensporthalle allem Anschein nach nutzbar ist. Warum also nicht einfach das Gebäude aufschließen und die Kinder darin toben lassen?

Sportstadtrat Dr. Torsten Kühne (CDU) nennt als einen Grund für die Verzögerung fehlende Feuerwehrpläne. Da die Typensporthalle in Amtshilfe durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen errichtet wurde, habe der Bezirk bis zur Bauabnahme im Februar warten müssen, um die erforderlichen Restarbeiten an der Halle durchzuführen und eine externe Fachfirma mit der Erstellung des Brandschutzplanes zu beauftragen. Vorher, als der Senat noch Eigentümer der Halle war, sei das wegen Haftungs- und Gewährleistungsfragen nicht gegangen. „Neben der Erstellung der Feuerwehrpläne ist auch erst jetzt die IT-mäßige Anbindung an den Schulstandort möglich. Es liegt deshalb immer ein gewisser Zeitraum zwischen der Bauabnahme und der Nutzungsaufnahme“, erläutert Kühne. Man sei bemüht, diesen Zeitraum möglichst gering zu halten. Ein konkretes Datum könne er allerdings noch nicht nennen. Es werde wohl noch einige Wochen dauern. 

 

Juliane Falk kann da nur mit dem Kopf schütteln. „Viele Wochen sind auch mehrere Monate“, kritisiert sie den sehr ungenauen Zeithorizont und spricht von kaum zu überbietender „Verwaltungsabsurdität“. „Außerdem muss erwähnt werden, dass die Ausweichturnhalle in der Peter-Huchel-Straße dringend von einer anderen Grundschule benötigt wird. Die hat derzeit selbst keine Halle. Der Sportunterricht fällt gerade nahezu komplett aus“, berichtet Falk. 

 

Die Empörung bei vielen Eltern ist auch deshalb so groß, weil sich zum Teil über Jahre hinweg Ärger angestaut hat. Die Sporthallen-Problematik ist nämlich längst nicht die einzige Baustelle. Viele erinnern sich noch an die Odyssee rund um den drohenden Abriss der über 100 Jahre alten Schule. Ganz aktuell gibt es beim Schulessen Probleme. Die neue Mensa ist nach wie vor nicht eröffnet, dabei hätte das zu den vergangenen Herbstferien schon passieren sollen. Jetzt sind die Osterferien zu Ende und die Kinder müssen mittags immer noch aus Assietten essen, was weder schmeckt, noch besonders nachhaltig ist. Denn die Styroporbehälter landen nach dem einmaligen Gebrauch im Müll. Die neue Mensa werde endlich zeitnah übergeben, verspricht der Schulstadtrat. „Hier hat es in der Tat leider länger als geplant gedauert. Der Baumarkt mit den Liefer- und Materialengpässen ist derzeit aber auch schwer berechenbar“, so Kühne.